Ingolstadt
Zurück zu alter Stärke

American Football: Ingolstadt Dukes landen in der 1. Bundesliga 54:35-Sieg gegen die Allgäu Comets

21.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:05 Uhr

Imposanter Auftritt: Richard Samuel überzeugte beim Sieg gegen die Comets mit zwei Touchdowns. - Foto: Lüger

Ingolstadt (DK) Die Ingolstadt Dukes haben sich in der 1. Football-Bundesliga (GFL 1) eindrucksvoll zurückgemeldet. Eine Woche nach der Pleite gegen Marburg zeigte der Aufsteiger wieder eine starke Leistung und bezwang die Allgäu Comets verdient mit 54:35 (19:7, 13:14, 15:8, 7:6).

"Wenn du gewinnst, sind es die Spieler, wenn du verlierst, ist es der Trainer", zitiert Offense-Koordinator Frank Roser gerne Bill Belichick, den erfolgreichsten Headcoach in der Geschichte der NFL. In der Vorwoche nahm Roser deshalb die vermeidbare 10:16-Niederlage gegen die Marburg Mercenaries auf seine Kappe. Dieses Mal erhielt er Lob von allen Seiten, und Headcoach Eugen Haaf schwärmte in den höchsten Tönen: "Ich würde heute sogar ein Feuerwerk für ihn starten, weil er einfach alles richtig gemacht hat."

In der Tat waren die Dukes im Vergleich zur Vorwoche kaum wiederzuerkennen. Von Beginn an hoch konzentriert und mit sehr variablem Angriffsspiel setzten sie die Comets sofort unter Druck und brachten dieses Mal auch ihre Angriffszüge erfolgreich zu Ende. "Du musst den Spielzug einfach bis zum Ende durchziehen, das ist uns dieses Mal sehr gut gelungen. So groß war der Unterschied zu Marburg gar nicht, auch wenn wir natürlich das eine oder andere anders gemacht haben", zog Roser einen Vergleich.

Weil auch die Spieler erleichtert waren und nach dieser Vorstellung auch wieder an sich glauben, war die Freude beim Team so groß, dass Roser gar eine Limo-Dusche über sich ergehen lassen musste. Was er aber niemandem krummnahm, im Gegenteil: "Ich bin stolz auf meine Jungs. Das war heute auch eine tolle Teamleistung." Als Beispiel führte er eine Szene im ersten Viertel an, als Quarterback Rick Webster eine Interception unterlief, er aber schon beim nächsten Angriff wieder einen riskanten Pass versuchte, der dann auch ankam.

Dessen Pendant aufseiten der Comets war es, der den Dukes an diesem Tag die meisten Schwierigkeiten bereitete. Cedric Townsend bot eine überragende Partie und hatte maßgeblichen Anteil daran, dass die Comets nicht deutlicher unter die Räder kamen. "Er mischt seit Jahren die GFL auf und ist einfach nicht auszuschalten", schwärmte auch Roser vom gegnerischen Quarterback. Doch weil auch Webster von der einen Interception abgesehen perfekte Pässe spielte, gerieten die Gastgeber nur selten in Gefahr.

Lediglich als das Team aus Kempten nach der Pause auf 29:32 herankam, drohte die Partie kurzzeitig zu kippen, doch dann sorgten zwei Spieler für die Vorentscheidung, die an diesem Abend ebenfalls herausragend aufspielten. Zum einen Richard Samuel, der gegenüber seinen ersten beiden Auftritten nach der langen Verletzungspause nicht wiederzuerkennen war, und Lorenz Regler, der immer wieder anspielbereit war und alle Bälle souverän "herunterpflückte". Samuel begeisterte einmal mehr mit seinen spektakulären Läufen über das gesamte Spielfeld und steuerte zwei Touchdowns bei. Und auch der von den Munich Cowboys gekommene Regler kam zweimal erfolgreich in die Endzone.

Übertroffen wurden die beiden aber noch von Jerome Morris, der erneut klarmachte, wie wichtig er für die Mannschaft ist. Immer wenn nur noch ein paar Yards bis in die Endzone zurückzulegen sind, schlägt die große Stunde des Ex-Nationalspielers. Mit unglaublicher Wucht wirft er sich dann ins Getümmel und punktet für sein Team. Dieses Mal war das gleich dreimal der Fall, beim Gegner hinterlässt er jeweils ratlose Spieler und Trainer. Dabei erhielten die gegnerischen Coaches aber sogar ein Lob vom Defense-Koordinator der Dukes. "Die Comets sind sehr gut gecoached und haben ihr Team schnell auf unser System eingestellt. Dadurch mussten wir natürlich auch wieder umstellen, und das braucht auch immer etwas Zeit", sieht Mike Wittmann den Grund dafür, dass die Dukes ungewohnt viele Punkte zulassen mussten.

"Wenn du 35 Punkte kassierst, musst du immer weiter scoren, und das ist uns heute sehr gut gelungen", atmete Haaf nach dem zweiten Saisonsieg erst einmal durch und ergänzte: "54 Punkte holt auch nicht jeder, schon gar nicht in der GFL 1." Deshalb war er insgesamt mit dem Ergebnis und dem Sieg zufrieden, bei dem Spiel selbst aber, bei dem der achte Touchdown im Übrigen auf das Konto von Jan Hochschild ging, fand er noch einige Kritikpunkte. "Zufrieden bin ich nach einem Spiel nie zu 100 Prozent, sonst wären wir ja perfekt."

Dennoch strahlte auch er übers ganze Gesicht und freut sich schon auf das nächste Spiel in zwei Wochen gegen die Saarland Hurricanes. Bis dahin werden sich auch einige angeschlagene Spieler weiter auskurieren können, sodass die Dukes den dritten Saisonsieg in Angriff nehmen können gegen einen Gegner, den Haaf als "Wundertüte" bezeichnet, weil die Saarländer einem Galaauftritt häufig eine schwache Partie folgen lassen.

Weniger erfreut war Haaf über die mäßige Zuschauerresonanz am Samstag, als gerade mal knapp über 1000 Fans ins ESV-Stadion gekommen waren. "Nachdem das auch ein bayrisches Derby war, hatten wir schon mit deutlich mehr Besuchern gerechnet."