Ingolstadt
Zurück in die 60er

INVG bietet erstmals Fahrt im Nostalgiebus an Schaffner Schorsch zeigt das alte Ingolstadt

19.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:47 Uhr

Foto: - kx

Ingolstadt (DK) Ein halbes Jahrhundert hat er auf dem Buckel und strahlt dennoch wie neu: Der Oldtimerbus der INVG wird an diesem Sonntag erstmals seine Runden drehen. Das Fahrzeug stand jahrzehntelang unentdeckt auf einem Ingolstädter Schrottplatz.

Lackiert, nicht geklebt, steht "Kraftverkehr Bayern" in weißer Schrift auf blauen Grund auf der rechten Seite des Büssing Trambus Präfekt 13 X. So heißt das vor 50 Jahren gebaute Modell, das von 1967 bis 1979 ausschließlich in Ingolstadt im Einsatz war und anschließend noch einige Jahre als Fahrschulbus diente. Den Grund kennt Korbinian Raßhofer von der Ingolstadt Stadtbus GmbH, einer Tochter der INVG: "Damals war die Zeit des Übergangs zu Automatikgetrieben, und der Büssing hat noch ein Fünfgang-Schaltgetriebe." Die Firma Büssing in Braunschweig und Salzgitter war bis zur Übernahme durch MAN im Jahr 1971 einer der größten Anbieter von Omnibussen und Lastkraftwagen in Mitteleuropa.

Den Kraftverkehr Bayern, älteren Ingolstädtern unter der Abkürzung KVB noch bestens in Erinnerung, gibt es seit Jahren nicht mehr, die Firma wurde 2004 städtisch. "Aber wir wollten den Bus so original wie möglich restaurieren", betont Harald Kneitz vom Kulturamt der Stadt. Deshalb der Schriftzug KVB und die anderen, liebevoll gestalteten Details, die das Flair der 60er-Jahre wieder aufleben lassen. Die originalen Falttüren gehören genauso dazu wie die Werbung, die Schilder, die Lampen und die originalen Sitzbänke im typischen Büssing-Rot, auf die Kneitz besonders stolz ist: "Die sind mittlerweile nicht mehr aufzutreiben."

Kneitz hat dennoch welche bekommen. Für die zwei Jahre dauernde Restaurierung dieses letzten Busmodells mit runden Formen hat eine Firma in der polnischen Partnerstadt Opole (Oppeln) zwei ähnliche Busse ausgeschlachtet. "Das war der einzige Betrieb, wo das bezahlbar war." Nur der untere Teil der Außenverkleidung, der komplett verrottet war, musste erneuert werden. Dass der Büssing jetzt überhaupt wieder fährt, ist vor allem dem Einsatz von INVG-Geschäftsführer Robert Frank und Alt-OB Alfred Lehmann zu verdanken. Mit seinen 150 PS erreicht der Bus immerhin wieder 90 Kilometer in der Stunde. Er kann auch für Feiern gemietet werden und soll vorrangig in der Region zum Einsatz kommen.

Einigermaßen kurios ist die Historie des Gefährts: Der ausrangierte Bus stand jahrzehntelang unentdeckt auf einem Schrottplatz - genau neben einem Busdepot der INVG. Der Schrotthändler nutzte den Bus als Lager, was der Grund ist, dass er überhaupt die Zeiten überdauert hat.