Die
Zur Not per Sautrog

16.08.2012 | Stand 03.12.2020, 1:10 Uhr

Die Brücke hat seit jeher nicht nur infrastrukturell ihre Bedeutung als Querung einer problematischen Stelle (Fluss, Schlucht, Zahnlücke), sondern immer schon auch große symbolische Kraft. Wer die Golden Gate von San Francisco kennt, weiß, was ich meine: Da zeigt der Ami, wo der Hammer hängt.

Oder die Rialto-Brücke von Venedig: Der reine Protz. Eine gut organisierte Fährverbindung dagegen erfüllt zwar denselben Zweck, wirkt aber immer ein bisschen provinziell. Da muss man sich nicht wundern, warum sich beispielsweise Kloster Weltenburg nie zur Metropole ausgewachsen hat, obwohl die Fährleute so fleißig mit ihren Zillen über die Donau setzen.

In Eichstätt, wegen seiner Vielzahl an Altmühl- und Freiwasser-Überquerungen von mir (sonst von keinem) auch gerne das Venedig des Nordens genannt, ist dagegen alles Potenzial da für eine furiose Stadtentwicklung. Die Altmühl als standesgemäßes Gewässer, die Stadt, die es zu erreichen gilt, und wackere Bürger, die ununterbrochen von hüben nach drüben wollen. Doch was haben wir daraus gemacht? Einstens, so haben die Archäologen jetzt erbuddelt, war die Spitalbrücke ein Bauwerk von epochaler Größe: ewig lang und hoch und schön und gebaut für die Ewigkeit. Und das zu einer Zeit, als die Regensburger noch den Sautrog brauchten, wenn sie die Donau überqueren wollten.

Die Steinerne Brücke von Regensburg aber steht heute immer noch in ihrer ganzen mittelalterlichen Pracht. Und wir Eichstätter? Es muss wohl gegangen sein wie in der Tragikomödie vom „Hans im Glück“, der seinen Goldbatzen so lange in kleinere Schätze umtauscht, bis er am Ende mit leeren Händen dasteht.

Die Riesenbrücke vom Spital jedenfalls haben sie im Laufe der Jahrhunderte immer weiter abgezwackt, bis zum Schluss nur noch zwei Bögen da waren, die dann eines Tages so abbruchreif waren wie zur gleichen Zeit die Willibaldsburg (deren Erhalt also eher Glücksache war).

Heute haben wir als Spitalbrücke einen banalen Beton-Zweckbau. Den kann nichts erschüttern, sie erzittert höchstens ein bisschen, wenn sich in ihrem Grab die uralten Bischöfe umdrehen, jene Männer, die einst im Mittelalter die Brückenherren waren.

Symbolik: Hat die moderne Spitalbrücke auch. Sie sagt: Hauptsache, du kommst irgendwie rüber auf die andere Seite. Und wenn's mit dem Sautrog wäre.

Pfüat Gott, Ihr

Schlossleutnant

Lorenz Krach