Geisenfeld
Zum Schutz der Wiesenbrüter

Großer Brachvogel, Kiebitz und Co. bekommen in nächsten Jahren noch mehr professionelle Hilfe

07.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:26 Uhr
Sehen witzig aus und sind ausgesprochen selten: Dieses Großer-Brachvogel-Pärchen hat Max Schmidtner bei einer Fotosafari im Feilenmoos entdeckt. −Foto: Schmidtner

Geisenfeld/Pfaffenhofen (GZ) Gute Nachricht für Natur- und Vogelfreunde: Das Umweltministerium hat dem Landkreis eine der raren Gebietsbetreuerstellen für Wiesenbrüter zugeteilt.

Eine Halbtagskraft kümmert sich ab dem 1. Juli um den Schutz des Großen Brachvogels, der Kiebitze und anderer Vogelarten. "Die Idee ist gut und ausgesprochen zu begrüßen", freut sich mit Hans-Joachim Leppelsack der Kreisvorsitzende des Landesbunds für Vogelschutz über die zusätzliche Arbeitskraft, die der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt zugewiesen wird. "Die Umsetzung der Schutzmaßnahmen birgt zwar auch einige Probleme", räumt Leppelsack ein. "Aber es ist eine tolle Sache und wir werden sehen, wie weit die Anstrengungen für den Vogelschutz bei uns führen können."

Das Projekt beginnt am 1. Juli und ist für den Zeitraum bis zum 31. März 2021 vorgesehen. Der Betreuer oder die Betreuerin - die personelle Besetzung steht noch nicht fest - soll sich gezielt um die Wiesenbrütergebiete im Paartal, im Pucher Moos, im Rockoldinger Moos, im Unteren Ried und vor allem im Feilenmoos kümmern. "Das Projektgebiet gehört zu den wenigen reproduzierenden Brachvogelgebieten", sagte Anita Engelniederhammer, die Leiterin der Unteren Naturschutzbehörde bereits im Umweltausschuss. Außerhalb des voralpinen Moor- und Hügellandes handle es sich um die größten zusammenhängenden Wiesenflächen in Bayern. Im Paartal ist die Rede von 340 Hektar, im Feilenmoos sind es sogar noch deutlich üppigere 450 Hektar. "Das offene und unzerschnittene Grünland ist ein idealer Brutplatz für Wiesenbrüter", fügte Engelniederhammer an.

Zur Verbesserung des Schutzes der Wiesenbrüter sollen neben den Bürgern und Landwirten auch die Gemeinden, die Bundeswehr und das staatliche Versuchsgut Baumannshof eingebunden werden, heißt es in der entsprechenden Mitteilung des Landratsamts weiter. Zudem soll durch Aufklärungsgespräche, Vorträge und Ausstellungen die Akzeptanz von Naturschutzmaßnahmen in der Bevölkerung erhöht werden.

Die Gebietsbetreuerstelle wird durch den Bayerischen Naturschutzfonds, den Bezirk Oberbayern und den Landkreis Pfaffenhofen finanziert. Die Gesamtkosten belaufen sich für die fast drei Jahre auf rund 96000 Euro. Auf den Landkreis entfallen davon rund 22000 Euro.

"Der Große Brachvogel und der Kiebitz sind unsere Leitarten. Sie sind unmittelbar vom Aussterben bedroht. Daher stellt die Gebietsbetreuung eine große Chance für uns dar, den Schutz der Wiesenbrüter enorm zu verbessern", meint auch Landrat Martin Wolf (CSU). Durch die dadurch erreichte positive Außendarstellung profitiere auch der gesamte Landkreis zumindest imagemäßig.

Die Aufgaben, die dazu bewältigt werden müssen, sind jedoch vielfältig. Die Stellenausschreibung umfasst neben dem Erhalt und der Optimierung der Bruträume auch die Organisation der Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen. Die ohnehin schon großen Flächen, in denen Brachvogel und Co. besonderen Schutz genießen, sollen sogar noch weiter wachsen. "Dazu ist es nötig, die Landwirte davon zu überzeugen, in die Vertragsnaturschutzprogramme einzusteigen",erläutert Leppelsack ein weiteres Ziel. Auch das Monitoring, also die Bestandsüberwachung, der im Landkreis lebenden Wiesenbrüter, soll der Gebietsbetreuer steuern. Hinzu kommt das Werben um mehr Akzeptanz der Maßnahmen bei den Landwirten und bei der Bevölkerung im Allgemeinen. Die Öffentlichkeitsarbeit könnte daher besonders wichtig werden. "Da geht es um aktuelle Informationen, um Führungen durch die Gebiete und um Aufklärung, was eigentlich unternommen wird, um die Vögel zu schützen", führt Leppelsack dazu aus.

Der oder die neue Mitarbeiterin wird also nicht gar so oft im Büro sitzen, sondern vor allem im Außendienst unterwegs sein: um mit den Landwirten, Grundstücksbesitzern und Naturfreunden zu reden. Dass die Ziele nicht einfach zu erreichen sind, weiß auch Leppelsack. "Der ideale Lebensraum für Wiesenbrüter ist eigentlich eine Weide. Aber wir wissen alle, dass bei uns kaum noch Kühe auf den Wiesen stehen." So komme es darauf an, die Eigentümer der Flächen davon zu überzeugen, weniger zu düngen, weniger als die üblichen fünf bis sieben Mal pro Jahr zu mähen - und vor allem auf den Kreiselmäher zu verzichten. "Die Förderprogramme zur Extensivierung sind das A und O", meint Leppelsack. Dass es möglich ist, auch auf großen Flächen etwas für die Wiesenbrüter zu erreichen, haben die Holländer bewiesen, fügt er an. "Dort waren die Maßnahmen sehr wirksam. Vielleicht können wir uns da eine Scheibe abschneiden."

Patrick Ermert