Zum Bericht der Wehrbeauftragten Eva Högl: Hört denn wirklich keiner zu?

Von Christian Tamm

23.02.2021 | Stand 09.03.2021, 3:33 Uhr

Sicher, der Bericht der Wehrbeauftragten des Bundestages ist auch dafür da, Finger in die Wunden zu legen und ordentlich aufzurütteln.

Doch was da seit gefühlten Jahrzehnten einmal im Jahr vorgelegt wird, ist inzwischen nur noch erschreckend und sollte jedem Bundesbürger die Schamesröte ins Gesicht treiben. Und genau da musste Eva Högl in ihrer ersten Dokumentation seit Übernahme des Amtes anknüpfen.

Die Angehörigen der Bundeswehr sollen den Kopf für unsere Werte, für unsere Sicherheit hinhalten und verdienen dazu die bestmögliche Ausrüstung. Sie können Högl schildern, wo diese fehlt. Deren Bericht ist also in weiten Strecken ein Hilferuf an die Politik. Und bei der Bundeswehr zu sein, ist allem Anschein nach auch weiterhin eine undankbare Aufgabe. Wer da an Schiffe im Trockendock und unbrauchbare Transporthubschrauber denkt, ist zu großspurig unterwegs. Es beginnt nämlich damit, dass viele Soldatinnen und Soldaten frieren müssen. Denn die Marine wartet seit Jahren auf Kälteschutzanzüge, und Funktionsunterwäsche scheint ebenfalls schwer zu bekommen zu sein. Der Lockdown hat sicher keine Schuld. Wie also kann das sein?

Natürlich ist Beschaffung ein kompliziertes Geschäft. Der Apparat ist groß, das Vergaberecht unbarmherzig. Dennoch stellt sich nach Jahren voller Hiobsbotschaften, vorgetragen durch die etwas pathetisch als "Anwälte der Truppe" bezeichneten Wehrbeauftragten, doch die Frage, ob den Soldatinnen und Soldaten denn keiner zuhört. Da wundert es nicht, dass die Truppe altert und der Nachwuchs es sich zweimal überlegt, ob er sich erbärmlich ausgerüstet in den Dienst des Landes stellt.