stadtgeflüster
Zukunft - made in Ingolstadt

20.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:48 Uhr

(hl) Puh!

Kommen Sie da noch mit? Die Geschwindigkeit, mit der sich unsere kleine Welt wandelt, ist kaum noch auszuhalten. So energisch wie unser Oberbürgermeister am Rad der Geschichte dreht, wird uns, vor lauter politischer Beschleunigung mit Wucht in unsere Redaktions-Bürostühle gepresst, allmählich schwarz vor Augen.

Gerade waren wir noch Modellregion für autonomes Fahren und Künstliche Intelligenz, dann kam diese ganze Flugtaxi-Geschichte noch obendrauf, in der DK-Wochenendausgabe hat uns der OB mit wichtigen Leuten aus Berlin gezeigt, wie sich selbst die gute alte Eisenbahn uns Ingolstädtern zuliebe jetzt Flügel an ihre Lokomotiven schrauben will - und nun sollen wir auch noch, wie ein weiterer Blick in unsere heutige Ausgabe zeigt, irgendwas mit Wasserstoff machen. Da haut's einem langsam den Vogel raus. Lösel, lass nach!

Gut, die alten Zeiten sind vorbei. Wer sich heute noch Margarine aufs Brot schmiert, ohne zuvor die passende App aufs Handy geladen zu haben, dem ist nicht mehr zu helfen. Wenn Sie Ihren Kühlschrank noch manuell bestücken und dafür vorher an der Supermarktkasse angestanden haben - selber schuld, irgendwie aus der Zeit gefallen, vorgestrig. Wenn Sie sich nicht längst von Ihrer elektrischen Zahnbürste online die richtigen Putzbewegungen diktieren lassen, Ihre Schnürsenkel noch alleine zubinden und Ihr Auto noch selber aus der Garage fahren - ja was sind Sie eigentlich für ein armseliger Zukunftsverweigerer?

Den modernen, aufgeschlossenen, technologiebegeisterten Ingolstädter wird man bald daran erkennen, dass er sich morgens von seinem Hausroboter die Wasserstoff-Raketenschuhe anziehen lässt und dann automatisch gesteuert vom Start- und Landefeld seines Eigenheims abhebt, um mit Mach 2 (passen Sie nur auf, dass Frisur und Krawatte anschließend noch korrekt sitzen! ) in sein Konstruktionsbüro geschossen zu werden. Dort entwirft er dann den lieben langen Tag schöne neue Sachen für die Zukunft der heutigen Zukunft und macht so alle Menschen auf der Welt glücklich.

Wie? Sie meinen, dass wir jetzt ein klein wenig übertrieben haben? Dass man gar nicht so durch den Ingolstädter Luftraum kreuzen kann, ohne mit Flugtaxis und schwebenden Lokomotiven zusammenzustoßen? Da machen Sie sich mal keine Sorgen: Das wird schon. Da haben die heutigen Ingenieure und Wissenschaftler in unseren regionalen Thinktanks schon so einiges im Köcher. Bei unserem Noch-Automobilhersteller ist ja bereits die Devise "Audis zu Flugschuhen" ausgegeben worden, und an unserer sagenhaften THI zieht der Professor Schober die Zukunftsstrippen, dass es nur so eine Freude ist. Insider wissen ja ohnehin, dass das Kürzel unserer Hochschule längst für "Tausendsassas - Hochtechnologie - Initialzündung" steht. Was wollen wir noch mehr?