Klaus W. Sporer
Zuhause im Rhythmus

Der Ingolstädter Komponist, Maler und Lyriker Klaus W. Sporer ist tot

16.07.2020 | Stand 23.09.2023, 12:57 Uhr
Karin Derstroff
Maler, Musiker und Lyriker: Klaus W. Sporer war in mehreren Kunstarten erfolgreich. −Foto: Rössle, Dorn, Archiv

Ingolstadt - Erst im Oktober, anlässlich seines 80. Geburtstages, zeigte er noch einmal seine ganze Schaffenskraft. Füllte die Harderbastei mit wilden Bildern aus 50 Jahren, die jüngsten in losgelassenem Orange. Ließ in der Theatergalerie seine neueste Komposition - "Serenade für drei Violen" - uraufführen; drei Mitglieder des Georgischen Kammerorchesters wagten sich an das anspruchsvolle Werk.

Und stellte natürlich einen druckfrischen Lyrikband, seinen mittlerweile elften, dazu vor. "Der Lichtspalt blieb", heißt das Werk, aus dem er unter anderem zitierte: "Ich werde weitersingen ohne Ende." Doch Klaus W. Sporers so facettenreiche künstlerische Stimme ist verstummt. Am Dienstag starb der Musiker, Komponist, Maler und Lyriker an den Folgen einer langen Krankheit.

In Erinnerung bleiben wird ein multitalentierter, der Kultur und den Menschen zutiefst zugetaner Mann, der mit sich, der Welt und seiner Kunst im Reinen wirkte. "Klaus war einer der wenigen Kollegen, in dessen Gegenwart man nie Konkurrenzangst entwickelte", sagt etwa Werner Kapfer, der Vorsitzende des hiesigen Berufsverbands Bildender Künstler. "Er hat sich in seiner künstlerischen Arbeit in so einer selbstsicheren Position befunden! Und er hatte ja den Vorteil, dass er, je nachdem wie ihm zumute war, von einer Disziplin in die andere wechseln konnte."

In der Tat erhielt der gebürtige Nürnberger, der 1964 als Musiklehrer nach Ingolstadt ans Scheiner-Gymnasium kam (bei der Studienwahl hatte dann doch die Akademie den Kürzeren gezogen, wiewohl der junge Sporer in seinem Münchner Studentendomizil fleißig zeichnete und aquarellierte), 2008 den Ingolstädter Kunstpreis genau aus diesem Grund. Für sein sozusagen dreispartiges, gleichberechtiges Gesamtwerk - und für seinen kulturellen Einsatz in seiner Wahlheimat. Langjähriger Konzertmeister des Ingolstädter Kammerorchesters, Gründungsmitglied der Simon-Mayr-Gesellschaft, der Städtischen Sing- und Musikschule oder der Theatergemeinde - wo Kultur war, war auch Klaus W. Sporer. Und er lebte dieses Engagement wie seine Kunst leichtfüßig, unverbissen, voll Humor und mit einer großen Portion Selbstironie.

So äußerte er sich etwa durchaus flapsig über seine regelmäßigen Malexzesse daheim im stillen Kelleratelier, seinem ureigenen Refugium, das seine Frau Erika und seine vier Kinder von jeher als künstlerischen Rückzugsraum achteten. "Wenn mich um zehn der Rappel packt", nannte der bekennende Viel- und Schnellmaler die (freilich gut vorbereitete) Schaffenswut; ihr frönte er nach seiner Pensionierung 1994 besonders intensiv. Gut essen, mittags schlafen, das Atelier noch einmal auf Bestände kontrollieren, ein feines Abendessen und der Abschied von der Frau für eine ganze Nacht - das bereitete in der Regel wohlbedacht den Rausch einer "guten Malnacht" vor. Welche übrigens häufig am nächsten Morgen auch zu plötzlich neuen, anderen Klängen auf der Geige führte und mitunter zum einen oder anderen Gedicht. "Lyrik, Komposition, Malerei sind bei mir gestalterische Phänomene, die zwar eigenständig sind, aber immer in Verbindung stehen", erklärte er einmal bei einem Atelierbesuch des DONAUKURIER zwischen den noch feuchten, farbig entfesselten Bildern der vergangenen Nacht. "Wobei eins das andere befruchtet."
Dass das bis zuletzt stimmte, zeigte Sporers letzter großer Auftritt im Herbst 2019. "Kennzeichnende Merkmale in Sporers Werk sind Spontaneität, Expressivität, Reduktion und Rhythmus", so Kulturreferent Gabriel Engert - und meinte damit alle drei. Lyrik, Komposition, Malerei.

DK

Karin Derstroff