Neumarkt
Zugfahrt in die Vergangenheit

Bei der Jubiläumsfeier der Sulztalbahn in Greißelbach werden Erinnerungen lebendig

29.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:05 Uhr

Nächster Halt Dietfurt: Die Verlängerung der Bahnstrecke zwischen Neumarkt und Beilngries nach Dietfurt wurde 1904 beschlossen. Eröffnung wurde am 11. September 1909 gefeiert. 1966 verkehrten das letzte Mal Personenzüge auf dieser Strecke. - Foto: Sammlung Roland Kölbl

Neumarkt/Beilngries (DK) Vor 125 Jahren wurde die Sulztalbahn Neumarkt – Beilngries offiziell in Betrieb genommen. Heute ist nur noch ein kleines Teilstück am Anschlussgleis der Firma Bögl in Höhe Greißelbach erhalten. Dort wird am Sonntag bei einem Bahnhoffest an die historische Strecke erinnert.

50 Minuten dauerte eine Fahrt von Beilngries nach Neumarkt. 27 Kilometer tuckerte die Bahn in dieser Zeit gemächlich voran, neun Haltestellen, Beilngries, Plankstetten, Berching, Pollanten, Mühlhausen, Greißelbach, Sengenthal, Hasenheide und Neumarkt Bahnhof, lagen auf dem Weg. Jedes Mal kam der Zug mit lautem Kreischen zum Stillstand, „gefühlte Ewigkeiten“ dauerte es jedes Mal, bis die Lok wieder in Schwung kam zur Weiterfahrt.

Daran erinnert sich Jochen Maurer genau. Der Beilngrieser fuhr als Schüler von 1960 bis zum Abitur 1965 nach Neumarkt, täglich um kurz nach 7 Uhr. Auch wenn viel Zeit auf der Strecke blieb, froh um die Zugverbindung war er doch: „Es war nicht so beengt wie in einem Bus, man konnte während der Fahrt aufstehen, sich mit den Freunden treffen. Sogar auf eine Plattform hinaus konnten wir gehen. Heute unvorstellbar“, sagt er.

Schwer vorstellbar ist heute auch die Geschichte der Sulztalbahnstrecke, von der nur noch kleine Teile erhalten sind. Am 21. April 1884 wurde der Bau der Bahnstrecke von Neumarkt nach Beilngries mit Zweigbahn von Greißelbach nach Freystadt beschlossen. Bereits am 5. Oktober 1887 fuhr ein Probezug mit geladenen Gästen die neue Strecke, am 8. Oktober 1887 wurde der Betrieb provisorisch, am 1. Juni 1888 ganz offiziell aufgenommen. Im Jahr 1904 konnte eine zehn Kilometer lange Verlängerung von Beilngries nach Dietfurt eröffnet werden. In den 1920er Jahren wurde ein weiterer Bahnabschnitt zwischen Beilngries und Kinding geplant, der 1934 dann bis Eichstätt verwirklicht wurde. Diese Strecke Neumarkt-Eichstätt war allerdings ab 1955 schon wieder Geschichte.

Die Zeit der Erweiterungen war vorbei, die Rückbauten begannen. Die Stilllegung der Strecke zwischen Greißelbach und Freystadt erfolgte 1960. Das Aus für den Abschnitt Beilngries – Dietfurt kam 1966. Die Dampflokomotiven der Baureihe 086, die einzig für die Nebenbahnen nach Beilngries und Freystadt genutzt wurden, lockten ab 1972 unzählige Fotografen zur Sulztalbahn, bis im Februar 1989 auch der alte Bahnhof in Beilngries „gleisfrei“ wurde. Im August 1989 begann der Abbau der Sulztalbahn bis südlich von Greißelbach. Auf dem Reststück zwischen Neumarkt und Greißelbach herrschte noch reger Güterverkehr. Neben Betonträgern der Firma Max Bögl wurde dort unter anderem Holz verladen. Auch diese Strecke wurde im Herbst 1991 zurückgebaut, zu einem Bahnhofsnebengleis herabgestuft und der Anschluss Max Bögl errichtet. Zum 1. Januar 1995 übernahm Bögl das Anschlussgleis, als die Stilllegung drohte. Bis heute wird die Strecke genutzt beispielsweise für den Abtransport von Zement in Silos. Die Firma hat vor Jahren auch die alten Bahnhofsgelände von Greißelbach erworben und nutzt den Bereich als Ausstellungsgelände. Das alte Bahnhofsgebäude in Beilngries gehört heute zum Hotel Gallus und wird gastronomisch genutzt.