Beilngries
Zuflucht im ehemaligen Hotel Gallus

In den nächsten Wochen ziehen 120 Asylbewerber etappenweise in die neue Gemeinschaftsunterkunft

31.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:44 Uhr

Der Zeitplan steht: 120 Flüchtlinge sollen in den kommenden Wochen in mehreren Etappen in das ehemalige Beilngrieser Sternehotel Gallus einziehen. - Foto: Fabian Rieger

Beilngries (DK) Die Belegung der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge im ehemaligen Hotel Gallus steht bevor. Am Montagabend erhielten die Bürger in der Bühler-Halle noch einmal Informationen. Dabei wurde auch erklärt, weshalb das Hotel trotz nachlassender Zuströme weiter gebraucht wird.

Eine vergleichbare Informationsveranstaltung hatte es in der Beilngrieser Mehrzweckhalle bereits im Herbst gegeben. Damals hatte der Gastronom Siegfried Gallus gerade verkündet, dass er sein Sternehotel schließen und das Gebäude der Regierung von Oberbayern als Flüchtlingsunterkunft anbieten wird. Der Informationsbedarf in der Bevölkerung war riesig, rund 300 Zuhörer kamen in die Bühler-Halle.

Am Montagabend nun waren die Reihen spärlicher besetzt. Neben den Referenten und deren Mitarbeitern waren rund 50 Zuhörer gekommen - darunter viele Ehrenamtliche, die sich seit Langem für die Flüchtlinge in der Großgemeinde engagieren.

Als Referenten waren Maria Els, Vizepräsidentin der Regierung von Oberbayern, Christian Tontarra vom Landkreis Eichstätt und der Beilngrieser Bürgermeister Alexander Anetsberger anwesend. Letzterer machte den Anfang mit den aktuellen Informationen zur Asylsituation in der Großgemeinde. Derzeit leben rund 200 Flüchtlinge in 17 dezentralen Unterkünften, die der Landkreis von Privatpersonen angemietet hat. Der Großteil davon befindet sich in der Kernstadt, einige sind aber auch in Ortsteilen wie Kottingwörth, Wolfsbuch oder Kaldorf. Bei den Herkunftsländern gibt es eine klare Konzentration auf drei Staaten. 80 der 200 Flüchtlinge stammen aus Afghanistan, 40 aus Nigeria und mehr als 20 aus Syrien. Als weitere Nationen nannte Anetsberger: Senegal, Pakistan, Irak, Somalia, Sierra Leone, Mali, Palästina und Marokko. Bei vier Flüchtlingen ist das Herkunftsland ungeklärt.

Das Gemeindeoberhaupt berichtete, dass der Krisenmodus der Herbst- und Wintermonate inzwischen weitestgehend überwunden sei. Das liege zum einen daran, dass seit einigen Wochen keine weiteren Unterkünfte mehr angemietet und belegt werden. Zum anderen seien durch den Landkreis aber auch professionellere Strukturen geschaffen worden. So steht Janina Weitzel als Caritas-Mitarbeiterin nun vollumfänglich für Beilngries zur Verfügung. Außerdem beschäftigt der Landkreis inzwischen Kümmerer für die dezentralen Unterkünfte.

Dass sich die Lage auch auf Kreisebene beruhigt hat, konnte Christian Tontarra berichten. Derzeit gebe es keine feste Quote mehr, nach der dem Landkreis Flüchtlinge zugewiesen werden. Viele Notunterkünfte - zum Beispiel in Turnhallen - konnten geschlossen werden. Mittlerweile ist die Situation sogar so, dass es wesentlich mehr Unterkunftsplätze als Flüchtlinge gibt. Das liegt laut Tontarra daran, dass der Zustrom relativ abrupt geendet hat. Das habe niemand vorhersehen können. Vielmehr habe der Landkreis versucht, sich bestens für weitere Zuzüge zu rüsten - und dabei unter anderem auch viele Container geordert, für die es jetzt fixe Verträge gibt. Aktuell wird geprüft, wie lange die jeweiligen Mietverträge in den 181 dezentralen Unterkünften laufen und auf welche man nach deren Ablauf verzichten kann.

Ähnliche Überlegungen haben auch die Regierung von Oberbayern in der jüngeren Vergangenheit beschäftigt, wie die Vizepräsidentin Maria Els den Beilngrieser Zuhörern erläuterte. Aktuell gehe es bei den internen Diskussionen darum, wie man die vorhandenen Unterkünfte und den Bedarf bestmöglich aufeinander abstimmt. Im Klartext heißt das: Welche Notunterkünfte können aufgelöst werden? Wie gestalten sich die jeweiligen Mietverträge? Und wo gibt es Platz für mögliche Verlagerungen?

In all diesen Überlegungen spielte auch das ehemalige Hotel Gallus eine Rolle. Der Mietvertrag sei zu Beginn dieses Jahres unterschrieben worden. "Ähnlich wie die Landkreise haben auch wir als Regierung vorgesorgt", sagte Els. Schließlich habe man noch bis März damit rechnen müssen, dass heuer in Oberbayern Platz für 50 000 Neuankömmlinge geschaffen werden muss. Da der Vertrag mit der Familie Gallus für zehn Jahre bindend sei, werde man dieses Gebäude natürlich nutzen, so Els.

Für die Belegung nannte sie ein klares Zeitfenster. Ab jetzt bis zum Beginn der Sommerferien sollen 120 Flüchtlinge in das Gebäude einziehen. Das Ganze wird in Etappen geschehen. An welchem Tag wie viele Leute eintreffen, ist noch unklar. Zu den Herkunftsländern und zum Geschlecht der Asylbewerber könne sie noch nichts sagen, so die Regierungs-Vizepräsidentin. Das entscheide sich jeweils kurzfristig.

In der Gemeinschaftsunterkunft werden genau wie in den bisherigen dezentralen Herbergen Flüchtlinge wohnen, die noch auf den Ausgang ihres Asylverfahrens warten. Es handle sich keinesfalls um ein Abschiebezentrum, wie die Referenten auf Nachfrage erläuterten.

Die Flüchtlinge bestreiten ihren Alltag selbst. Sie kaufen für sich ein und kochen auch selbst. Dazu wurde die große Hotelküche umgerüstet, sodass dort jetzt mehrere kleinere Kochstellen zur Verfügung stehen. Die Regierung beschäftigt einen Unterkunftskoordinator, der für mehrere Herbergen im Bezirk Oberbayern Nord zuständig ist. In der Anfangsphase wird er sich aber vornehmlich um das Haus Gallus kümmern. Einem Personalschlüssel entsprechend werden zudem knapp zwei Vollzeitstellen für Verwaltungs- und Hausmeistertätigkeiten geschaffen. Damit hat die Regierung einen Dienstleister namens European Homecare beauftragt. Für dieses Unternehmen wird vor Ort auch eine Kraft tätig sein, die das Haus bestens kennt: Christian Gallus, Sohn der Gastronomenfamilie. Zudem soll eine Sozialbetreuerstelle von der Caritas übernommen werden. Für den Juni müsse hier eine Übergangslösung mit 14 Stunden pro Woche greifen, so Els. Das Sozialministerium sei zuversichtlich, ab 1. Juli eine feste Kraft gefunden zu haben. Darauf werde er weiterhin mit Nachdruck bestehen, so Anetsberger.

Darüber hinaus werde man versuchen, die Flüchtlinge gemeinsam mit Ehrenamtlichen zu unterstützen, sagte der Bürgermeister. Er wolle es nicht versäumen, den vielen Helfern für ihre bisherigen Dienste zu danken. "Ohne das Ehrenamt wären wir untergegangen." Welche Aufgaben es für freiwillige Helfer gibt und wie sich Interessenten einbringen können, soll bei einem Infoabend im Haus des Gastes am 14. Juni ab 19 Uhr aufgezeigt werden.