Scheyern
Zünftig und traditionell

Hopfazupfa-Jahrtag: Karl Straub bringt beim Wettzupfen Peter Heinzlmair um den Sieg

16.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:55 Uhr

Foto: Hans Steininger

Scheyern (PK) Da sind sich Politprominenz und Bürger aus Scheyern und Umgebung einig: Der Hopfazupfa-Jahrtag ist ein Muss. Denn wo sonst bekommt man so viel urwüchsige Tradition und echte Volksmusik zuhauf geboten

Und das den ganzen Tag über, denn ab 10 Uhr warten frische Weißwürst’ im Kessel auf den Verzehr, selbst wenn diese entgegen dem bayerischem Brauchtum, so wörtlich, als „1 Paar Weisse mit Breze“ in der Speisekarte stehen anstelle von „2 Weißwürst mit Brez’n“. Diese werden in Bayern seit jeher stückweise angeboten, und wer das nicht weiß, wird als „Zua-groaster“ verdächtigt. Aber geschmeckt haben die Weißwürst’ aus der Klostermetzgerei trotzdem, wie die anderen Schmankerl auch, die rundum den ganzen Samstag angeboten wurden. Zum Essen, aber auch zum Trinken, denn für das Fest hat die Klosterbrauerei einen besonders aromatischen Sud angesetzt, und Hopfen-Secco oder Hopfenschnaps sind begehrte Mitbringsel, wenn man sich mal außerhalb des Landkreises bewegt.

Wer sich also mit zwei, drei oder gar vier Weißwürst’ genügend gestärkt hat, kann die Zeit bis zum Mittagessen leichter überbrücken, denn dann locken Steckerlfisch, Brathendl und vieles mehr. Vorher aber weiht Pater Lukas nach dem Pontifikalamt in der Basilika Kräuterbüschel auf der Bühne und segnet auch das Publikum, das nicht ohne ein „Vater unser“ und „Gegrüßest seist Du Maria“ davon kommt. Aber Glaube und Frühschoppen sind in Bayern keine Gegensätze, nicht umsonst steht das Wirtshaus oft direkt neben der Kirche.

Das Fest wäre jedoch nur halb so schön ohne seine Volksmusik, vertreten durch die Tegernbacher Schlossbergmusikanten, De Zamgwürfeltn und De Holdedauer Tanzbod’nfeger, der Irmi und der Rosi, die im Zwiegesang Zwiefache präsentieren. Dazwischen darf man sich am Hopfazupfa versuchen und bekommt dies per Urkunde sogar bescheinigt, oder man duckt sich unter den Peitschen der Pfaffenhofener Goaßl-schnalzer, die zwei Auftritte absolvieren und routiniert wie die Fuhrleut’ knallen. Apropos Fuhrleut’: Zwei prächtige Gespanne erinnern an frühe Zeiten. Das eine Gespann lädt ein zur Kutschenrundfahrt per Planwagen, während das andere mit Sepp Straßberger an den Führleinen und Ewald Hagl als Beifahrer für den Hopfennachschub sorgt. Den spendiert Johann Schmid junior, der für die Freien Wähler im Scheyerer Gemeinderat sitzt. FW-Ortsvorsitzender Karlheinz Reil dagegen präsentiert seine Holledauer Tracht im „Gevatter-Rock“ und mit Faltenstiefeln und erklärt die Feinheiten, die eine Originaltracht ausmachen.

Dann aber kommt Spannung auf, und die wenigen noch nicht besetzten Bierbänke füllen sich zusehends, wenn die Politprominenz sich mit Hopfenreben und einer Kirm bewaffnet und auf der Bühne Platz nimmt. Wieder einmal gibt es zwei Durchgänge mit je vier Kandidaten, die innerhalb von exakt fünf Minuten möglichst viele Dolden in die Kirm zupfen müssen, natürlich ohne Stengel und Blätter, versteht sich. Renate Stallmeister, Erste Vorsitzende des Vereins Bayern, Brauch und Volksmusik und rührige Organisatorin des Hopfenfestes, hatte die Teams zusammengestellt: In Runde eins zupften um die Wette Hohenwarts Bürgermeister Manfred Russer (CSU), die jüngst gekürte Hopfenkönigin Anna Roßmeier, Scheyerns Bürgermeister Manfred Sterz (FW) und Adi Schapfl, der neue Hopfenpflanzerpräsident aus Wolnzach. In Runde zwei traten an der Landtagsabgeordnete Karl Straub (CSU), FW-Stadt- und Kreisrat Peter Heinzlmair, Wolnzachs Zweiter Bürgermeister Georg Guld (FW) und Pfaffenhofens Vizebürgermeister Albert Gürtner (FW). Unter der launigen Moderation von Waagmeister Stan Piecha wogen Hopfenmeisterin Uschi Kufer und Renate Stallmeister die Ernte ab, mit einem zunächst inoffiziellen Ergebnis, das Vorjahrssieger Peter Heinzlmair mit 1324 Gramm erneut als Sieger sah.

Der aber hatte die Rechnung ohne Karl Straub gemacht, denn dieser spendete in Gönnermanier der Hopfenkönigin Anna Roßmeier 500 Gramm seines Ertrags, was diese auf Rang eins, Heinzlmair auf den zweiten und Straub selbst auf den allerletzten Platz verwies. Wenn Straub daran gelegen war, anstelle eines Hopfenkönigs eine zweifelsohne liebreizendere Hopfenkönigin zu küren, dann ist ihm das gelungen und das Publikum honorierte seine Geste mit Beifall. Sie hätte sich es nicht vorstellen können, mal selbst die Hopfenkrone zu tragen, als sie vor zwei Jahren das erste Mal Gast auf dieser Veranstaltung war, freute sich Anna Roßmeier, die von einem „wunderschönen Tag rund um den Hopfen“ sprach. Die weiteren Platzierungen waren auf Platz drei Albert Gürtner, gefolgt von Manfred Sterz, Georg Guld, Adi Schapfl und Manfred Russer. Also war der Wettkampf nicht ganz regelkonform, dafür aber bot er eine überraschende Variante. So ging der Hopfazupfa-Jahrtag zu Ende, wie schon die Jahre zuvor: Mit rund 3500 Gästen über den Tag verteilt, mit viel Spaß und Unterhaltung, und selbst das Wetter wurde erst schlechter, als der offizielle Teil beendet war. So schön kann Hopfazupfa sein!