Schrobenhausen
Zündstoff

20.02.2019 | Stand 23.09.2023, 6:01 Uhr
Die Stange mit dem Wappen in der Zeil bleibt und die Warnbaken verschwinden beizeiten, kündigt die Stadtverwaltung an. Dass womöglich jemand dagegen fährt, wird unter dem Aspekt "Allgemeines Lebensrisiko" in Kauf genommen. Schließlich sei das nicht der einzige Pfosten, der irgendwo herumsteht. −Foto: Petry

Schrobenhausen (DK) Das Thema Parken in der Altstadt ist und bleibt schwierig. Der Stadtrat hat jetzt an der Stellplatzsatzung geschraubt, aber das ist nur ein Teil des Spannungsfeldes unterschiedlicher Interessen und Herangehensweisen. Anders als ursprünglich geplant, sollen die Parkbereiche nun doch kleinteilig markiert werden. In der Thematik steckt aber noch mehr.

Das angekündigte, neue Parkraummanagement gibt es noch nicht, also mangelt es - gerade nach dem Wegfall der Bartengasse - an Kurzparkplätzen in der Altstadt. Auch deshalb halten die Leute wieder auf den Gehwegen. Und wer schlecht zu Fuß ist und zum Arzt muss, hat seine liebe Not, wenn alle regulären Parkplätze zugeparkt sind. Sich mal eben von einem der Parkplätze außerhalb der Altstadt angeschlagen zur Doktor schleppen oder zum Orthopäden humpeln - ganz so einfach ist das nicht.

Die Stadtverwaltung selbst lebt das Nutzen der viel beworbenen Parkmöglichkeiten am Busbahnhof und am Klostergarten auch nicht durchgängig vor. Lieblos irgendwie schräg abgestellt, parkt nicht nur für ein paar Stunden, sondern seit mindestens zwei Tagen der städtische Kleinbus auf einem zentral gelegenen potenziellen Parkplatz in der Zeil. Aufgeschrieben wird er nicht, ebenso wenig wie das Privatfahrzeug eines Rathausmitarbeiters – sogar mit seinen Namensinitialen auf dem Kennzeichen –, das nahezu täglich ein paar Meter weiter genau unter dem Fenster des Bürgermeisters parkt, wie Leser bemerkt haben, die sich an die Redaktion wandten. Das Auto hat keinen Parkschein hinter der Windschutzscheibe, weil er seine Gebühren offenbar per SMS bezahlt. Dass das ein gewisses Bild abgibt, scheint niemanden zu stören.

Diskussionen gibt es auch noch rund um den Lenbachplatz, wo Parkplätze wegfallen sollen. Da scheint das letzte Wort noch nicht für alle Anlieger gesprochen zu sein.

Was sich eingespielt hat, ist das Parken auf den Multifunktionsflächen. Nur vor dem topjus-Gebäude nicht. Dass dort eines Tages Autofahrer eine weitere Parkzone erkannten, war nicht im Sinne des Erfinders. "Man kann da den Autofahrern keinen Vorwurf machen", gibt Stadtbaumeister Axel Westermair offen zu, "dass dort Fahrbahn sein soll, war nicht eindeutig zu erkennen."

Um zu verhindern, dass zwischen topjus und Lenbach Lounge ein wilder Parkplatz entsteht, wurden nun Halteverbotsschilder aufgestellt und ein Denkprozess in Gang gesetzt. "Ausgangspunkt sind die beiden Schilder an den Einfahrten in die Altstadt, auf denen steht, dass man nur auf gekennzeichneten Flächen parken darf", sagt Westermair. Heißt: Parkflächen sollten entsprechend auch markiert sein.

"Dafür gibt es zwei Möglichkeiten", sagt Westermair: "Schilder oder Bodenmarkierungen." Das mit den Schildern klappt schon mal nicht, weil es eine von oben aufoktroyierte Schilderwaldvermeidungsanordnung gibt. Deshalb stehen ja auch die halblegalen "Zone 10"-Tafeln an beiden Enden der Lenbachstraße: damit nicht nach der Einmündung einer jeden vorfahrtsberechtigten Seitengasse ein "Tempo 10"-Schild aufgestellt werden muss. Das wäre zwar verkehrsrechtlich einwandfrei, aber eben schilderwaldmäßig nicht gewollt.

Und genauso wenig gewollt wären Parkbuchtenhinweisschilder an allen Multifunktionsbereichen. "Wir haben ausgerechnet, dass wir allein zehn Stück auf einer Seite der Lenbachstraße bräuchten", stöhnt Westermair.

Bleiben also Bodenmarkierungen. Aber auch das ist nicht so einfach. "Die Krux ist: Die Bodennägel, die in Deutschland erhältlich sind, sind gestalterisch unbefriedigend." Inzwischen ist man in Dänemark auf eine Firma mit einer womöglich akzeptablen Lösung gestoßen und inzwischen mit ihr in Kontakt getreten. Sollte das etwas werden, will die Stadtverwaltung immer einen Bereich, auf dem vier oder auch fünf Autos Platz haben, markieren. "Das wird eine Gratwanderung", weiß Westermair schon jetzt. "Das müssen wir mit der Polizei abstimmen und eine Lösung finden, die einheitlich für den ganzen Bereich passt." Sicher ist: Dahin, dass jeder einzelne Parkplatz markiert wird, will man nicht mehr zurück.

Übrigens: Wenn die Parkplätze korrekt markiert sind, wird das auch der Tag sein, an dem die Warnbaken an der in der Bevölkerung viel diskutierten, zündstoffträchtigen Wappensäule in der Zeil verschwinden. Denn: "Die Wappenstele bleibt dort, wo sie ist", sagt Westermair. Ampeln oder Laternenpfosten stehen ja auch in solchen Verkehrsbereichen, erklärt Westermair, "und da fährt ja auch keiner dagegen". Und sollte es doch passieren? "Dann werden wir uns etwas anderes überlegen", sagt Westermair. "So aber läuft das unter dem Stichwort ,allgemeines Lebensrisiko'." Wer mit dem Rad in der Zeil unterwegs ist, sollte jedenfalls künftig lieber keine Bekannten auf den Gehwegen grüßen, sondern auf den drohenden Pfosten schauen. Nicht auszuschließen, dass auch diese Diskussion noch lange nicht zu Ende ist.

Mathias Petry