Oberstimm
Zu Wasser und zu Lande

Internationaler Museumstag in Manching mit dem Schwerpunkt Verkehrswesen der Kelten und Römer

14.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:24 Uhr
Fast sieben Meter lang ist die Tabula Peutingiana, eine Karte aus dem 12. Jahrhundert, die wohl auf die Römerzeit zurückgeht. Esch zeigte eine Kopie. −Foto: Fotos: Pehl

Oberstimm (peh) Zum Internationalen Museumstag und passend zur Schiffstaufe am Tag zuvor bot das Kelten- und Römermuseum vertiefte Einblicke in die Mobilität der Kelten und Römer.

Der Archäologe Joachim Pechtl bot zwei Radführungen an. Themen waren die Verkehrsführung der Kelten in Manching, wo sich seit der Antike wichtige Wegverbindungen kreuzen - zu Wasser, zu Land und seit einigen Jahrzehnten auch in der Luft. Unter Pechtls Führung erkundeten die Teilnehmer die erhaltenen Bodendenkmäler rund um das Oppidum. Die zweite Radtour ging nach Oberstimm, wo sich seit der Steinzeit Siedlungen ballen. Die Radtour machte deutlich, wie sehr die Auswahl von Siedlungsplätzen von den natürlich vorgegebenen Verkehrswegen abhängig ist.

Der neue Leiter des Museums, Tobias Esch, bot eine Führung speziell unter dem Gesichtspunkt der Verkehrswege bei Kelten und Römern an. Wie der 43-Jährige anhand der großen Karte am Beginn des Ausstellungsraums erläuterte, wurden die keltischen Oppida im Regelfall auf Höhenzügen erbaut. Manching bildete eine Ausnahme, da es an der Donau lag und sogar über einen Hafen verfügte. In der Dauerausstellung wird außerdem deutlich, wie international die Handelsbeziehungen schon in der Antike waren. So fanden die Archäologen in Bayern Hohlbuckelringe aus der Nähe des Ohrakels von Delphi. Manching war außerdem für seine Glasarbeiten bekannt, die vor 2000 Jahren sehr beliebt waren - übrigens auch bei Männern. Das Rohglas dafür importierten die Kelten aus dem Mittelmeerraum. Auch Wein wurde aus dem mediterranen Raum eingeführt, zuletzt etwa 80 vor Christus. Für den Transport ihrer Waren nutzten die Kelten auch von Tieren gezogene Karren. Das Museum verfügt über eine sehenswerte Auswahl von Pferdegeschirren, Trensen, Achsnägeln und mehr.

Echte Profis im Straßenbau waren die alten Römer. Esch vermittelte den Zuhörern ein Bild davon, wie deren Straßen aufgebaut waren. Gepflastert waren sie aber in der Region nur in den Städten, am Land waren sie meist nur geschottert. Immer wieder beeindruckend ist das Modell der Brücke bei Steppberg, das der Museumsleiter erläuterte. Die Teilnehmer der Führung erfuhren auch, dass es an den Straßen Herbergen mit Bädern gab, wie etwa bei Eining, und dass die Römer ihre Meilensteine auch zu Propagandazwecken nutzten und bisweilen die Namen früherer Kaiser aus den Inschriften wieder entfernten. Wie mobil die römische Oberschicht in der Antike war, zeigte Esch an einem Beispiel aus dem römische Museum Enns, wo ein Offizier mehrmals in Italien, Mitteleuropa, England, Nordafrika, auf dem Balkan und im Nahen Osten stationiert war.

Wie schwierig es dennoch seinerzeit war, sich auf Reisen zu orientieren, demonstrierte Esch mit einer Kopie der Tabula Peutingeriana. Die fast sieben Meter lange Rollkarte stammt aus dem 12. Jahrhundert und geht wohl auf ein Original aus der Antike zurück. Die Karte zeigt die gesamte den Römern bekannte Welt von Britannien bis nach Indien, ein Teil ist verschollen. Dargestellt werden Städte, Straßen und Tagesmärsche, allerdings meist stark verzerrt.

Den Abschluss der Führung bildeten schließlich die beiden Römerboote, die 1986 am Barthelmarktgelände entdeckt und in den 90er-Jahren restauriert wurden. Die beiden Schiffe wurden um das Jahr 100 hergestellt und nach neuesten Erkenntnissen vermutlich mit Hölzern aus der Region. Wenige Jahre später hatten die Militärs die Patrouillenboote jedoch schon abgewrackt. Eine Reparatur hatte sich wohl nicht mehr rentiert.