Schrobenhausen
Zu viele Laster in Langenmosen?

Anwohner vermuten Zunahme des Schwerverkehrs, doch die Zahlen bestätigen das nicht

23.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr
Ein Laster nach dem anderen quält sich durch Weichenried. Es ist die einzige Ortsdurchfahrt der Bundesstraße im Schrobenhausener Land. Auf den Staatsstraßen ist deutlich weniger Verkehr - auch wenn das manchen Anliegern anders erscheint. −Foto: Hofmann, Bernd, München

Langenmosen (SZ) Wenn schwere Laster durch die Ortschaft donnern, werden die Anwohner hellhörig. Und wenn es immer mehr Brummis werden, dann wächst auch schnell der Ärger. Ist die Ortsdurchfahrt zu einem Geheimtipp für Mautflüchtlinge geworden?

Diese Frage stellen sich inzwischen manche Langenmosener. Wer mit seinem Sattelschlepper aus Pfaffenhofen kommt, vielleicht von der Autobahn, und auf dem Weg ins Nordschwäbische ist, vielleicht zur B16, der würde wohl als direkte Verbindung die Staatsstraße 2050 benutzen. Und die führt durch Langenmosen und das Donaumoos. Deshalb habe man dort immer mehr Lärm und Gestank, heißt es.

Sind hier wirklich so viele auswärtige Brummikapitäne unterwegs, die sich mithilfe ihrer Navis davor drücken, Autobahnmaut zahlen zu müssen? "Gefühlt eher nicht", meint Wilhelm Zwergel, der Verkehrsexperte der Schrobenhausener Polizei. Denn: "Der Mautausweichverkehr müsste ja auch einen Vorteil haben." Auf der Staatsstraße 2050 gibt es weitere Ortsdurchfahrten und viel landwirtschaftlichen Verkehr. Beides mögen Langstrecken-Lastwagenfahrer erfahrungsgemäß nicht so gerne.

Genaue Zahlen zur Verkehrsbelastung auf der Staatsstraße hat Arne Schönbrodt vom Staatlichen Bauamt Ingolstadt: An einer Messstelle zwischen Langenmosen und Schrobenhausen seien 2010 pro Tag 3230 Fahrzeuge gezählt worden, darunter 204 schwere Lkw. Zum Vergleich die Durchschnittszahlen aller Staatsstraßen in Bayern aus demselben Jahr: 3851 Fahrzeuge waren da täglich unterwegs, davon waren 238 dem Schwerverkehr zuzurechnen. Was für den Lkw-Anteil in Langenmosen bedeutet: "Der ist nicht besonders hoch", sagt Schönbrodt, der im Schrobenhausener Land - die B300 ausgenommen - generell keine Problematik beim Mautausweichverkehr sieht. Denn Lkw-Fahrer, die längere Strecken zu bewältigen haben, weichen doch lieber auf Hauptrouten aus. Auch in anderen Gemeinden des Schrobenhausener Landes haben die Bürgermeister bisher keine Probleme mit Mautmuffeln festgestellt. Vollsperrungen der B300 seien da schon schlimmer, heißt es in der Regel...

Arne Schönbrodt hat übrigens noch weitere interessante Zahlen zum Verkehr auf der Staatsstraße 2050 parat: Zwischen Kehrhof und Hollenbach, also ein Stück weiter Richtung Neuburg, seien nach den Zahlen von 2010 nur noch 1647 Fahrzeuge täglich unterwegs gewesen (darunter 176 Laster). Und Vergleichszahlen für die Langenmosener Messstelle kann Schönbrodt auch noch bieten: 2015 - die Zahlen werden übrigens erst in den nächsten Tagen offiziell veröffentlicht - waren hier schon 247 Lkw pro Tag unterwegs. Allerdings: 2005 waren sogar 303 Lastwagen verzeichnet worden. Unterm Strich gab's in den vergangenen Jahren damit sogar einen Rückgang.

Also ist der Lkw-Verkehr in Langenmosen gar kein Thema? Doch, meint Bürgermeisterin Mathilde Ahle. Aber nicht wegen Mautflüchtlingen, sondern weil die einheimische Wirtschaft floriert, Langenmosen sein Gewerbegebiet erweitert hat und auch in den Nachbargemeinden Firmen aktiv seien und ihre Waren unters Volk bringen wollen. Zudem werde die Lagerhaltung bei großen Unternehmen wie Audi immer mehr auf die Straße verlegt. "Dass der Verkehr nicht geringer wird, ist überall klar."

Das kennt man im Schrobenhausener Land ja vor allem von der B300. Mehr als 1500 Laster sind hier inzwischen pro Tag unterwegs. Interessant dürfte werden, wie sich das im kommenden Jahr entwickelt: Ab 1. Juli 2018 soll die Lkw-Maut auch auf Bundesstraßen ausgeweitet werden. Dann könnte wirklich die eine oder andere Staats- oder auch Kreisstraße einen deutlichen Zuwachs an Schwerverkehr zu spüren bekommen. Allerdings ist die Staatsstraße 2050 ja keine Parallele zur B300. Eher könnte da schon die durch Gerolsbach und Gachenbach führende Staatsstraße 2084 für Lkw-Fahrer interessant werden.

Natürlich haben die Gemeinden Möglichkeiten, sich gegen Mautflüchtlinge zu wehren, erklärt Verkehrsfachmann Zwergel. So könnten Ortsdurchfahrten für den überörtlichen Schwerverkehr gesperrt werden. Das müsse dann aber schon begründet sein, so Zwergel, "nur aus dem Gefühl heraus darf man das nicht machen".