Ingolstadt
Zu viel Wasser an der Donau

Das große Sommerfest der Narrwalla wird zum Zuschussgeschäft – Ingolstädter Sieg beim Fischerstechen

16.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:54 Uhr

Versenkt! Beim Fischerstechen am Freitagabend war der Publikumszuspruch am Donauufer noch einigermaßen vielversprechend. Die Teams aus Ingolstadt, Neuburg, Stepperg und Donauwörth schenkten sich nichts. Leider fielen anschließend wetterbedingt auch die bunten Partyabende am Freitag und am Samstag ins Wasser - Fotos: Hauser

Ingolstadt (DK) Lange Gesichter bei der Narrwalla: Selten zuvor ist dem Faschingsverein ein Donaufest so verregnet worden wie dieses. Was als große Wochenendgaudi für Daheimgebliebene gedacht war, endete mit kräftigem Defizit. Einzig beim Fischerstechen zum Auftakt war die Resonanz noch leidlich akzeptabel.

Das ist die Crux von festgezurrten Terminen bei Freiluftveranstaltungen: Der Aufwand ist groß und das Programm auf die Stunde zugeschnitten – und dann spielt auf einmal das Wetter nicht (mehr) mit. Nach mehreren Wochen Sommerglut hätte es doch auch noch zwei, drei Tage länger gutgehen können – doch die Narrwalla wurde von der Gewitterfront zum Wochenende, die vielen Hitzegeplagten grundsätzlich ja sogar recht war, besonders kalt erwischt.

Wer Bands engagiert und ein großes Feuerwerk bestellt, wer Biertische für ein paar tausend Besucher aufgestellt und damit einer Brauerei stattliche Umsätze versprochen und auch entsprechende Einnahmen für die Vereinskasse eingeplant hat, der muss an einem solchen Regenwochenende einfach verzweifeln. Die wenigen Unverzagten, die sich am späteren Freitag- oder Samstagabend noch am Donauufer im Klenzepark aufhielten, gehörten entweder zu den Organisatoren oder waren besonders eifrige Sympathisanten der Narrwalla. Von Sommerfeststimmung war jedenfalls weit und breit nichts mehr zu spüren.

Faschingspräsident Johann Hirmer (kleines Foto rechts) konnte sich am Sonntagnachmittag, als er nach einem weiteren bangen Blick zum Himmel auch noch das für 15 Uhr angesetzte Donauschwimmen abgesagt hatte, lediglich ein gequältes Lächeln abringen: Nein, in den finanziellen Abgrund habe das Wetterdesaster den Verein jetzt nicht geführt, aber an die Rücklagen müsse man nun schon gehen, räumte er ein. Vor allem die Platzmiete (an den Freistaat), die Gagen für die Bands (vier an der Zahl) und für das Feuerwerksunternehmen und die Gebühren für die Infrastruktur (500 Biertischgarnituren, zehn Toilettencontainer) reißen die Narrwalla diesmal gehörig ins Defizit. Nur gut, dass der Verein finanziell nicht gerade schwach auf der Brust ist. Ärgerlich ist der Einnahmeausfall aber allemal. „Wir sind im Jubiläumsjahr“, sagt der Präsident und verdeutlicht, dass für die bevorstehende 60. Session auch große Investitionen anstehen: „Wir wollen neue Kostüme anschaffen, das wird dann leicht fünfstellig – pro Garde.“

An der Terminwahl zum Ende des Hochsommers kann es ja eigentlich nicht gelegen haben. „Wir sind jetzt seit 22 Jahren auf dieses Datum Mitte August fixiert“, erinnert Johann Hirmer an die Anfänge des heutigen Festes seinerzeit am Auwaldsee. Wer Monate im Voraus Verträge mit Musikern und Markthändlern abschließe, könne nicht mit Blick aufs Wetter plötzlich eine Woche hin oder her springen.

Sei es, wie es ist: Eine Sache hat sich auch heuer bewährt, wenn auch in Erwartung des ersten Gewitters die Publikumsresonanz etwas spärlicher ausfiel als in manchen Vorjahren: Das Fischerstechen ist ein Markenzeichen des Donaufestes und immer für Lacher, aber auch für respektvollen Beifall gut. Nachdem OB Christian Lösel und Bundestagsabgeordneter Reinhard Brandl das Fest mit einem erstmals ausgetragenen Anzapf-Wettstreit (übrigens ein klarer Sieg für Lösel) eröffnet hatten, ging es vor der Donaubühne mit Zillen und Lanzen munter zur Sache.

Unter Moderation von Heiner Börner, seines Zeichens Chef der Schanzer Fischerstecher, und unter den Augen eines gestrengen Schiedsgerichts schickten sich zwei Teams der Gastgeber und je eine Mannschaft aus Neuburg, Stepperg und Donauwörth an, den Stecher der jeweiligen Gegner zu versenken. Meistens gelang das einer Seite ganz gut; ein paar ungültige und ein paar unentschiedene Wettkämpfe waren aber auch dabei. Nach 40 Begegnungen auf dem diesmal sehr ruhigen Fluss stand die erste Mannschaft der Schanzer mit 24 Punkten als Sieger fest, gefolgt von Donauwörth, Ingolstadt II, Stepperg und Neuburg. Neuer Stecherkönig ist Lokalmatador Rainer Till, der diesmal beinahe unsinkbar war.

Im nächsten Jahr soll es wieder ein Donaufest und auch erneut ein Fischerstechen geben – dann sogar mit Prominentenwettkampf: OB Lösel, MdB Brandl (beide CSU) und die Stadträte Achim Werner (SPD) und Peter Springl (FW) gaben Heiner Börner auf geradezu suggestive Einladung hin quasi ihre Zusage für eine Teilnahme. Jetzt hoffen die Organisatoren, dass sich ihre Ehrengäste auch nächstes Jahr noch daran erinnern und rechtzeitig mit dem Training beginnen.