Berlin
Zu viel Chrom im Handschuh

Lederwaren und Modeschmuck belastet – Behörde bemängelt auch Lebensmittel

23.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:31 Uhr

Berlin (AFP) Schmuck und Lederwaren sind in Deutschland häufig mit Substanzen belastet, die zu Allergien führen können. Und auch bei Lebensmitteln ist längst nicht alles in Ordnung, haben die Aufsichtsbehörden herausgefunden.

In mehr als 17 Prozent der im vergangenen Jahr untersuchten Ohrringe und Piercings fanden Kontrolleure Nickel, wie das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) gestern in Berlin mitteilte. In vielen Lederwaren fanden sich den Angaben zufolge Rückstände von Chrom.

Besonders stark mit Chrom belastet waren demnach Lederhandschuhe oder Lederfingerlinge: 33 Prozent der untersuchten Produkte überschritten die Nachweisgrenze. Auch in einem Viertel der Rucksäcke, Koffer und Taschen fand sich Chrom. Während Produkte aus Deutschland in 12 Prozent der Fälle belastet waren, fanden sich in 33 Prozent der Proben aus China Chromrückstände.

Erstmals seit 2008 wurde Modeschmuck auf Nickel untersucht. Zwar ging die Beanstandungsquote bei Schmuckteilen und Verschlüssen 2014 im Vergleich zu 2009 zurück, dafür stieg die Quote bei Ohrringen und Piercings: Letztere wurden zu 17,4 Prozent beanstandet; 2008 lag die Quote bei 14 Prozent. Viele Menschen reagieren allergisch, wenn ihre Haut mit Nickel oder Chrom in Berührung kommt.

Die Kontrolleure der amtlichen Lebensmittelüberwachung hatten 2014 insgesamt etwas häufiger Grund zu Beanstandungen als im Jahr zuvor. Von rund 380 000 untersuchten Lebensmittelproben wurden laut BVL 11,6 Prozent beanstandet. 2013 lag die Quote noch bei 11,3 Prozent. Wie schon früher bemängelten die Tester mit einer Beanstandungsquote von 22,6 Prozent besonders häufig „Lebensmittel für besondere Ernährungsformen“ – etwa Nahrung für Säuglinge und Kleinkinder oder Menschen, deren Verdauungssystem oder Stoffwechsel gestört ist.

Ebenfalls oft seien alkoholische Getränke, Zuckerwaren sowie Fleisch, Wild, Geflügel und Erzeugnisse daraus bemängelt worden, teilte das BVL mit. 15 bis 16 Prozent dieser Produkte hätten Mängel aufgewiesen. Die Hälfte der beanstandeten Proben verstieß gegen Vorschriften der Kennzeichnung und Aufmachung.

Einen besonderen Blick warfen die Tester auf Antibiotikarückstände in Fleisch und Fisch. Vor allem in Putenfleisch fanden sich häufig Rückstände der Medikamente – und zwar in 29,8 Prozent der Proben. Bei Hähnchenfleisch lag die Quote mit 4,8 Prozent dagegen deutlich darunter. Die Antibiotikagehalte lagen bis auf einen Fall aber „deutlich unter den zulässigen Höchstmengen“, so das Amt.

Problematischer sei die Belastung von Fischen, die in Aquakulturen in Drittländern gezüchtet würden. Sechs von 158 Proben seien beanstandet worden – drei wegen der Überschreitung von Höchstmengen und drei wegen des Einsatzes von in der EU verbotenen Substanzen gegen Parasiten.

Höher als bei den Lebensmittelproben lag die Mängelquote bei Gastronomiebetrieben: In jedem vierten der rund 540 000 überprüften Betriebe stellten die Kontrolleure Verstöße fest. Der überwiegende Teil davon – über 50 Prozent – waren Verstöße gegen Hygienevorschriften.