München (DK)
Zu viel bairischer Dialekt?

Münchner Schule warnt vor eigenem Hausmeister

20.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:11 Uhr
Bairisch? Für eine Münchner Schule scheinbar ein Problem. −Foto: Armin Weigel (dpa)

München (DK) Eine Münchner Schule warnt im Internet vor dem eigenen Hausmeister. Dabei ist Günter Greiner weder krank noch gefährlich. Er ist einfach nur Bayer mit Leib und Seele. Doch sein Dialekt gefällt dem Arbeitgeber nicht.

"Geduld" solle man mitbringen, wenn man mit dem Hausmeister der Grundschule an der Walliser Straße in Fürstenried sprechen wolle. Es könne zu Kommunikationsproblemen am Telefon kommen, heißt es auf der Homepage der Schule. Ist Günter Greiner ein Grantler, aggressiv oder gar gefährlich? Keineswegs! Er ist einfach nur ein eingefleischter Bayer und Fan des Dialekts. Doch das ist der Schule ein Dorn im Auge.

Wie die "tz" berichtet, erheben Kritiker nun den Vorwurf der Diskriminierung gegen die Schule. Diese veröffentlichte im Internet den Hinweis, dass es dauern könne, wenn man versuche, mit Günter Greiner Hochdeutsch zu sprechen. Der findet die "Warnung" nur dezent komisch: „Dann soin die Eltern hoid deitsch lerna, dann verstehng ma uns scho. I redt’ wia mia da Schnabl gwachsn is“, so der 63-Jährige gegenüber der "tz". Greiner arbeitet seit 17 Jahren an der Schule, mit der er nun ein wenig im Klinsch steht.  

Warum die Schule so etwas tut? Schulleiter Stefan Inderst mit einem Erklärungsversuch: „Wenn Herr Greiner Telefondienst hatte und ich dann abfrage, wer krank ist, dann stellt sich heraus, dass die Hälfte der Namen nicht stimmt.“ Der Anteil der ausländischen Kinder an der Grund- und Mittelschule an der Walliser Straße ist hoch. 

Der Verweis auf der Schulhomepage sei auch gar nicht böse oder diskriminierend gemeint, so Inderst. Der Eintrag solle den Eltern verdeutlichen, dass auch sie sich bemühen müssten, den Dialekt zu verstehen. Der Schulleiter betont aber auch: "Im Schulalltag versuchen wir doch Hochdeutsch zu sprechen.“

Dies ruft nun Horst Münzinger, den Vorsitzenden des Fördervereins Bairische Sprache und Dialekte auf den Plan. „Das ist eine Diskriminierung. Wenn jemand 1,50 Meter groß ist, muss er auch keine Plateauschuhe anziehen. Der Dialekt ist das Merkmal dieses Menschen.“ Münzingers rät Greiner: „Er soll so weiterreden und sich nicht verstellen.“

Eine Idee, das "Problem" anzugehen, hat Münzinger auch parat: „Es gibt immer mehr Schulen und Kindergärten, die Bairisch-Kurse einrichten.“ So wie die Grundschule an der Nadistraße in Milbertshofen, der Ausländeranteil dort liegt bei 80 Prozent. „Dort gibt es jetzt im zweiten Jahr einen Bairisch-Kurs. Und es läuft super.“

Moralisch wähnt sich Günter Greiner als Sieger. Verstellen will er sich nicht. Rechtlich gesehen könnte es zumindest kompliziert werden. Das Arbeitsrecht besagt zwar, dass eine Entlassung wegen Dialekts eine Diskriminierung wäre. Andererseits: Kann der Arbeitnehmer Hochdeutsch sprechen, muss er dies auch tun.