Hilpoltstein
Zu viel Aufwand, zu hohes Risiko

Deutscher Sportschützenbund sagt Bundesliga-Saison 2020/21 ab - FSG Hilpoltstein zeigt sich erleichtert

29.09.2020 | Stand 02.12.2020, 10:28 Uhr
Ein solches Bild aus dem Hilpoltsteiner Schützenhaus wird es in absehbarer Zeit nicht geben: Die Saison 2019/20 in der 2. Bundesliga wurde abgesagt. Wenn überhaupt, dann werden Karl Schmidt (rechts) und seine Teamkollegen in den nächsten Monaten über Fernwettkämpfe Wettkampfpraxis sammeln können. −Foto: Enzmann (Archiv)

Hilpoltstein - Hilpoltsteins Schützenmeister Robert Landmann hatte es schon geahnt, nun ist es amtlich: Der Ligaausschuss des Deutschen Sportschützen Bundes (DSB) hat sich in seiner Sitzung mit 10:5 Stimmen für die Absage der 1. und 2. Bundesliga entschieden.

 

Landmann, der bereits vor Wochen seine Bedenken über einen möglichen Ligastart geäußert hatte, ist erleichtert: "Das ist die richtige Entscheidung. In der aktuellen Zeit eine Saison durch zu drücken, wäre viel zu gefährlich gewesen. Bei den aktuell steigenden Fallzahlen hätte ich es auch nicht ausgeschlossen, dass uns die Regierung nach wenigen Wettkampftagen den Schießbetrieb wieder verboten hätte. " Und nicht nur das: Der Hilpoltsteiner Schützenmeister betont auch, dass es für die Vereine "einen riesen Aufwand" bedeutet hätte, das vom DSB auferlegte Hygienekonzept umzusetzen. "Wir hätten keine Zuschauer gehabt und kein Essen ausgeben dürfen, nach zwei Stunden hätten alle Sportschützen für kurze Zeit das Schützenhaus verlassen müssen, damit wir alles desinfizieren können", nennt Landmann nur ein paar der Herausforderungen. Der FSG-Schützenmeister und sein Team hatten sich in den vergangenen Wochen bereits mit den Anforderungen auseinander gesetzt. "Jetzt ist alles für die Tonne, trotzdem ist es uns so lieber, zumal wir unser Konzept noch vom Landratsamt hätten absegnen lassen müssen. "

Neben dem hohen organisatorischen Aufwand und den gesundheitlichen Gefahren glaubt Landmann, dass auch die vielen ausländischen Schützen in der 1. und 2. Bundesliga den Ligaausschuss zu diesem Schritt bewegt haben. "Momentan sind ja sehr viele Länder in Europa Risikogebiet, das heißt, die Schützen hätten vermutlich erst einmal in Quarantäne gemusst und einen Corona-Test machen müssen, um überhaupt antreten zu dürfen. " Zumindest mit diesem Punkt hatte sich die FSG Hilpoltstein im Vorfeld nicht auseinander setzen müssen. Die Hilpoltsteiner Schützen stammen allesamt aus der Region.

Die Sitzung des Ligaauschusses, dem auch acht Vertreter aus den Vereinen angehören, verlief nach Aussagen von DSB-Vizepräsient Gerhard Furnier sehr emotional und umkämpft, "das Votum war aber am Ende eindeutig und muss dann auch so akzeptiert werden. " Die Vereine hatten laut Furnier Bedenken, dass ihre Schützen nach Auswärtsfahrten in eine längere Quarantäne müssten und dies negative Auswirkungen auf den beruflichen Alltag der Sportler hätte. Zudem wogen auch Reisebeschränkungen und Probleme von Unterbringungsmöglichkeiten schwer. Furniers Idee, einen Fernwettkampf durchzuführen, wurde abgelehnt. "Die Entscheidung ist ein herber Rückschlag für die Bundesliga und den Schießsport in Deutschland allgemein. Der DSB als basisdemokratischer Verband akzeptiert die Meinung der Vereine, die die Bundesliga am Leben erhalten. "

Aus der Hilpoltsteiner Mannschaft können alle diese Entscheidung nachvollziehen, trotzdem ist sie aus sportlicher Sicht natürlich bitter: "Das hat schon einen faden Beigeschmack, wenn plötzlich eine ganze Saison wegbricht, es fehlt dann einfach die Motivation. " Zumal es sogar sein könne, dass für viele Schützen in den nächsten Monaten überhaupt kein Wettkampf mit sportlichem Wert zustande kommt. "Ich denke, dass auch die Gau-Meisterschaften auf der Kippe stehen und dann ist die Frage, was mit den Bayrischen und Deutschen passiert", sagt Landmann. Um in den anstehenden Monaten zumindest nicht komplett aus dem Wettkampfmodus zu kommen, denkt Landmann über Fernwettkämpfe zu Testzwecken nach. "Ich muss natürlich erst die Mannschaft fragen, ob sie darauf Lust hätte, aber falls ja, könnte ich mir vorstellen, auf diese Art und Weise den ein oder anderen Wettkampf zu bestreiten. "

Aus finanzieller Sicht hat die Absage für die FSG Hilpoltstein positive Auswirkungen: Die Hilpoltsteiner sparen sich Ausgaben wie beispielsweise für Hotelübernachtungen und Fahrten. "Insgesamt macht das rund 2000 Euro aus", sagt Landmann, der trotzdem weiß, dass die FSG das Jahr mit einem dicken Minus abschließen wird. "Weil wir wichtige Veranstaltungen wie das Königs- oder Viktualienschießen absagen mussten. Wir haben in den vergangenen Jahren aber solide gewirtschaftet und kommen trotzdem über die Runden. "

Klar ist schon jetzt, dass in der 1. und 2. Bundesliga Wettkämpfe erst wieder ab Oktober 2021 stattfinden. Wie der Ligaausschuss entschied, werden beide Ligen eingefroren und in der jetzigen Besetzung in die Saison 2021/2022 gehen. Eine erste Konsequenz hat diese Entscheidung bereits hervorgerufen. Der bisherige Ligaleiter der 2. Bundesliga Süd, Ralf Horneber, der sich stark für die Austragung der Saison 2020/2021 eingesetzt hatte, erklärte seinen Rücktritt. Eine weitere, einschneidende Konsequenz - auch für Vereine aus dem Verbreitungsgebiet des HK - könnte laut Landmann folgen: "Ich befürchte, dass auch die Wettkampfsaison in den Bayernligen vor der Absage steht, denn wenn keiner aufsteigen kann, fehlt der sportliche Reiz. "

HK