Arco
Zu schade für die Ersatzbank

Torjäger Claudio Pizarro will bei den Bayern mehr als nur Ergänzungsspieler sein

17.07.2012 | Stand 03.12.2020, 1:16 Uhr

160 Tore in 333 Bundesliga-Spielen: Claudio Pizarro will bei den Bayern angreifen. - Foto: dapd

Arco (ziu) Am dritten Tag des Trainingslagers im Trentino gab es für die rund tausend Fans des FC Bayern Tore en masse zu bestaunen. Nach Stabilisationsübungen zu Beginn ließ Jupp Heynckes auf einem auf 30 Meter abgegrenzten Feld schnelle Gegenangriffe mit einer abschließenden Hereingabe und einem möglichst erfolgreichen Abschluss üben.

Heynckes nahm sich vor allem der Jugendspieler an, lobte sie und gab Tipps. Anatolij Tymoschtschuk hingegen bekam einen Rüffel von dem 67-Jährigen, nachdem er einen Ball nicht nur meilenweit übers Gehäuse, sondern auch über den Stadionzaun gewuchtet hatte. Fortan versuchte es der Ukrainer mit Flachschüssen, aber ein Torjäger wird aus dem 33-Jährigen nicht mehr.

Wesentlich treffsicherer präsentierte sich Claudio Pizarro. Der Peruaner, der am Vortag gemeinsam mit Arjen Robben ausschließlich Stabilisationsübungen absolvierte, traf per Kopf und mit dem Fuß. Der Bayern-Rückkehrer – Pizarro erzielte von 2001 bis 2007 in 174 Spielen 71 Tore für die Münchner und gewann in dieser Zeit dreimal das Double aus Meisterschaft und DFB-Pokal – lässt es im Trentino langsam angehen, um zum Bundesligaauftakt am 25. August topfit zu sein. „Es ist keine muskuläre Sache, ich muss lediglich in meinen Übungen einige Dinge korrigieren“, erklärt der 33-Jährige. Bei Werder Bremen war er in der vergangenen Saison einer der Leader, da fehlte ihm schlichtweg die Zeit zur Rekonvaleszenz. Nun nimmt er sich diese. Momentan sieht er sich „bei noch nicht ganz 80 Prozent“.

„Piza“, wie er von seinen Mannschaftskameraden gerufen wird, kam, ausgestattet mit einem Einjahresvertrag, ablösefrei aus Bremen an die Isar. Der klassische Ergänzungsspieler hinter den beiden Marios Gomez und Mandzukic, könnte man meinen. Doch mit dieser Rolle will sich der erfolgreichste ausländische Torjäger aller Zeiten in der Bundesliga (160 Tore in 333 Spielen) nicht abfinden. „Natürlich hat Mario Gomez einen Vorsprung, er hat eine super Saison gespielt. Er ist Stammspieler hier.“ Doch Pizarro betont, dass er auch zu Beginn seines ersten Engagements in München kein Stammspieler war und sich durchgesetzt hat. Auch eine neue taktische Ausrichtung mit zwei Angreifern hält er für möglich, auch wenn bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht darüber gesprochen wurde. Claudio Miguel Pizarro Bossio, so sein kompletter Name, will als einer der Erfahrensten im Team des Rekordmeisters helfen, die jüngeren Spieler nach der enttäuschenden letzten Saison aufzubauen. Ans Aufhören denkt der 33-Jährige noch nicht. „Ich will so lange spielen, bis mir mein Körper sagt, es geht nicht mehr“, sagt er. Die Anzahl seiner Tore spielt dabei keine Rolle. Viel wichtiger ist ihm etwas Anderes: „Dass ich am Ende die Schale hochhalten kann.“

Wie Pizarro muss auch Neuzugang Xherdan Shaqiri um einen Platz in der Bayern-Elf kämpfen. Zwar sei auch der FC Basel eine gute Adresse gewesen – erinnert sei an dieser Stelle an den 1:0-Sieg beim Heimspiel gegen den FC Bayern –, doch in München sei alles noch intensiver als in der Schweiz. Der 20-Jährige will sich möglichst schnell in der Mannschaft integrieren. „Bis jetzt ist mir das, glaube ich, ganz gut gelungen“, sagt Shaqiri.

Beim ersten Trainingsspiel am Sonntagnachmittag traf er gleich ins Schwarze. Er könne beides, sagt er: vorlegen und vollstrecken. Beim 11:0-Testspielsieg gegen eine Auswahl aus Trentino agierte er im ersten Durchgang als Regisseur, etwas zurückhängend. Eigentlich treibt es ihn weiter nach vorne. „Ich bin ein Spieler, der etwas riskiert, der intuitiv Fußball spielt. Ich mag den Offensivfußball und das Spektakel“, sagt der im Kosovo geborene Kraftprotz, dem dickere Oberschenkel als Brasiliens Abwehrlegende Roberto Carlos nachgesagt werden. Das sei von der Natur so gegeben, sagt er. „Im Kraftraum bin ich eigentlich nie“. Den Schritt zu den großen Bayern hätte ihm Ottmar Hitzfeld, Schweizer Nationaltrainer und Ex-Coach der Münchner, geraten. „Ich wollte unbedingt zu einem Topverein. Und für Hitzfeld ist es auch schön, dass wieder ein Schweizer für den FC Bayern spielt.“