Geisenfeld
Zu Ehren der Stadt und seiner Bürger

Fulminanter Abschlusstanz der Geisenfelder Schäffler am rappelvollen Schrannenplatz

04.03.2019 | Stand 23.09.2023, 6:08 Uhr
Der Reifen krachte - und exakt in diesem Moment endete die Geisenfelder Schäfflersaison. Karl Steinberger junior brach ihn entzwei und warf die Stücke ins Publikum. Das war zum letzten Tanz in gewaltiger Zahl erschienen. Weit über 1000 Gäste umrahmten den würdigen Abschluss der Saison. −Foto: Ermert

Geisenfeld (GZ) Einen großartiger Abschluss hat am Montagabend die Geisenfelder Schäfflersaison erlebt. Der letzte Tanz trotzte dem Sauwetter und erlebte einen gewaltigen Andrang. Zu Ehren ihrer Stadt und seiner Bürger gab es erst einen Fackelzug zum Schrannenplatz - und dort einen fulminanten Schlusstanz vor weit über tausend Gästen.

Das Ambiente war einzigartig, die Aufführung sehenswert und tadellos - also etwa so, wie die gesamte Tanzsaison verlaufen ist. Am Ende von 17 Tanztagen mit rund 240 Darbietungen zerbrach Karl Steinberger junior seinen Reifen über dem Knie. In diesem Moment endete die Saison. Das Licht erlosch. Steinbergers Miene wurde traurig. So wie die Gesichter der gesamten Gruppe. Der Reifenschwinger zerbrach sein Werkzeug, mit dem er in den vergangenen Wochen schier unzählige Zuschauer so gekonnt unterhalten hatte. Er zerbrach den Reifen in kleine Teile, warf diese ins Publikum. Es war der traditionelle Abschluss der Saison.


Wortlos und still ging es für die Schäffler danach zurück zum Geisenfelder Hof, ihrer Herberge, in der sie seit Jahresanfang viele schöne Stunden erleben durften. Von "wässrigen Augen" hatte zuvor Hauptkasperl Karl Steinberger senior gesprochen, nachdem er letztmals auf sein Fass gestiegen war, um Verserl unters Volk zu bringen. Es waren Worte des Danks. An die Mitwirkenden. An die Tanzbesteller. An die vielen Helfer, die Kasperl und Marketenderinnen. An die Musiker. Und natürlich an die Junggesellen, die in den zurückliegenden Wochen so viel Zeit für diese herrliche bairische Tradition geopfert hatten. "Unsere Schaffler, de san scho wunderbar", meinte Steinberger - und der Applaus und Jubel aus der Menge kannte danach kein Halten mehr.

Zusätzlich zum Dank hatte Bürgermeister Christian Staudter, der ebenfalls kurz aufs Fass steigen durfte, auch sehr viel Lob mitgebracht. Es sei herrlich anzusehen, wie die Schäffler die Tradition aufrechterhalten würden. Er erwähnte die "Herren in Schwarz", also die Organisatoren hinter dem Tanz. Natürlich die Stadtkapelle, die in den vergangenen Monaten Großartiges geleistet habe. "Mal tropfte das Wasser aus der Tuba, mal hingen die Eiszapfen an der Klarinette", hatte es Hauptkasperl Steinberger zuvor bezeichnet. Überhaupt das Wetter: "So schlecht wie es angefangen hat, so schlecht endete es auch", meinte Staudter und spielte damit auf den Wind, die Kälte und den Nieselregen an, die den Zuschauern den Abschlusstanz aber auch nicht vermiesen konnten. "Ihr habt so viele Fans gewonnen, die mit euch an den vergangenen Wochenenden quer durch die ganze Gemeinde gewandert sind", fügte der Bürgermeister an. Jetzt müssten die Junggesellen sich in den kommenden sieben Jahren gut überlegen, ob sie denn heiraten wollen. Denn das würde die Teilnahme an einer weiteren Schäfflersaison verhindern. "Aber das müsst ihr mit euren Freundinnen ausmachen", meinte Staudter nur.

Und so zog er - stellvertretend für alle Geisenfelder, die den Schäfflern wohlgesonnen sind - den Hut. "Vor einer großen Leistung", wie er sagte. Denn alle Figuren saßen auch beim letzten Tanz, jedes "Hoch" schallte aus allen Kehlen gleichzeitig. Alle vier Dübler bearbeiteten das Fass gestern exakt im Takt der Kapelle. Und neben Steinberger junior, der den Reifen zerbrechen durfte, bewies auch Dominik Kis noch einmal sein ganzes Können im Umgang mit den Reifen. "Jetzt liegt es an der Jugend, die Tradition weiterzutragen", meinte Arrangeur Martin Lachermeier eingangs. Dann wurde getanzt, am Ende flossen Tränen. Und jetzt sind für Geisenfeld sieben lange Jahre des Wartens angesagt - bis die Schäffler wiederkommen.

Patrick Ermert