Dietfurt
Zu Ehren bedeutender Persönlichkeiten

Bei der Straßennamen-Serie geht es diesmal um große Dietfurter und ihre Geschichte

03.01.2020 | Stand 23.09.2023, 16:15 Uhr
Nach vielen prägenden Persönlichkeiten der Dietfurter Geschichte wurden Straßen benannt. −Foto: Adam (Archiv)

Dietfurt - Sie haben sich für Dietfurt und die Bürger eingesetzt - als politisch und sozial engagierte Persönlichkeiten, als Geistliche, Lehrer oder Musiker.

Ihr Name ist fest mit der Sieben-Täler-Stadt verbunden und soll nicht in Vergessenheit geraten. Aus diesem Grund wurde jedem von ihnen eine Straße in Dietfurt gewidmet. In unserer Serie über die Dietfurter Straßennamen stellen wir diesmal die Namensgeber und ihre ganz persönlichen Verdienste vor. In alphabetischer Reihenfolge:

? Argula-von-Grumbach- Straße: Es war wohl das überzeugte Auftreten von Argula von Grumbach (1492 bis 1554), das Dietfurt 1540 zu einer eigenen Pfarrei verhalf. "Glaublich haben die Predigten der Argula veranlaßet, daß man der Heerde zu Dietfurt. . . einen eigenen Hirten gegeben und daselbst eine Pfarrei errichtet hat. . . ", heißt es im einem unveröffentlichten Typoskript aus dem Dietfurter Stadtarchiv, verfasst von Benedikt Werner, Abt von Weltenburg. Argula von Grumbach heiratete 1515 den Pfleger Friedrich von Grumbach. Die Familie lebte in Dietfurt. Argulas Eltern hatten ihr einen neuen, bibeltreuen Glauben mit auf den Weg gegeben, den sie auch als verheiratete Frau mit vier Kindern nicht verbergen wollte. Ihre Reformationsgedanken fasste sie in streitbare Briefe, Schriften und Veröffentlichungen. Ein gutes Ende nahm es für sie und ihre Familie nicht: Ihr bibelsicheres Eintreten für die Reformation brachte ihr oft nur Spott. "Sie möge doch lieber Hauben stricken und Borten wirken, statt sich um Theologie zu bekümmern", erhielt sie beispielsweise als Antwort von einem Universitätsrektor aus Ingolstadt. Und ihr widerfuhr auch Leid. Ihr Mann Friedrich von Grumbach verlor 1524 das Amt als Dietfurter Pfleger und die Familie musste die Stadt verlassen. 1993 wurde nach der Reformatorin eine Straße in Dietfurt benannt.

? Balthasar-Werner-Weg: Balthasar Werner wurde am 14. April 1887 in Dietfurt geboren. Er erlernte 1900 das Schusterhandwerk und entschloss sich dann, Ordensmann zu werden. Mit 16 Jahren trat er als Kandidat in Freystadt in den Franziskanerorden ein. Acht Jahre später wurde er am 17. Oktober 1911 als Bruder Balthasar im Kloster St. Anna in München feierlich eingekleidet. Er starb am 3. Oktober 1943 im Kloster St. Anna bei einem Bombenangriff. Bereits 16 Jahre später, am 3. Dezember 1959, leitete Josef Kardinal Wendel den Seligsprechungsprozess ein. Am 3. Oktober 1961 wurden Bruder Balthasars Gebeine durch Julius Kardinal Döpfner in eine eigene Kapelle in die Klosterkirche St. Anna überführt. Eine Straße, die vom Premerzhofer Weg abzweigt und entlang der Klostermauer verläuft, trägt seit 1964 seinen Namen.

? Benno-Meier-Straße: Der langjährige Stadtpfarrer von Dietfurt, Benno Meier, wurde am 5. Mai 1882 in Raitenbuch geboren. 1916 trat er sein Amt an. Er "setzte sich nicht nur für kirchliche Belange ein, sondern hatte auch besonders für die Armen und Kranken stets ein offenes Ohr", wurde er bereits 1967 in einem Artikel des DONAUKURIER gewürdigt. Ein besonderes Anliegen war dem Priester das Krankenhaus, in dem er viele Verbesserungen vornahm und für das er sich auch bemühte, Nonnen für die Pflege anzuwerben. 1927 erhielt Benno Meier die Dietfurter Ehrenbürgerschaft. Am 30. Oktober 1956 starb er in Dietfurt. Eine Straße im Siedlungsgebiet Teichelthal ist ihm zu Ehren seit 1964 nach ihm benannt.

? Carl-Tratz-Straße: Musik war für den am 11. August 1882 in Dietfurt geborenen Carl Tratz ein überaus wichtiger Bestandteil seines Lebens. In früher Jugend erlernte er das Violinspiel. Darin bildete er sich in Regensburg, wohin ihn seine Berufsausbildung zum Kaufmann führte, als jüngstes Mitglied einer bedeutenden Musikkapelle weiter. Außer mit der Violine war Tratz mit Bratsche, Cello und Klavier vertraut. Nach der Ausbildung und Militärzeit kehrte er 1911 nach Dietfurt zurück und erweckte bereits ein Jahr später mit Gleichgesinnten den Dietfurter Männergesangverein, der bereits 1887 gegründet worden war, zu neuem Leben. Tratz baute als Leiter der Musikabteilung und später auch Dirigent der Gesangsabteilung eine Blaskapelle auf, die er durch eine Jugendkapelle ergänzte. Er gründete ein Streichorchester, das Operetten aufführte und zusammen mit Musik- und Gesangverein auftrat. Als Leiter des Kirchenchors widmete er sich der Kirchenmusik. Am 14. September 1951 wurde Tratz Ehrenbürger der Stadt und erhielt schließlich auch noch das Bundesverdienstkreuz verliehen. 1954 verstarb Carl Tratz.

? Dr.-Pröll-Weg: Johann Baptist Pröll war ab August 1895 praktischer Arzt in Dietfurt. Der 1865 in Daßwang geborene Mediziner war zudem Sanitätsrat und Begründer des Sanitätsdienstes in der Sieben-Täler-Stadt. Dass er wohl ein sehr engagierter Arzt und in Dietfurt sehr beliebt war, ist im Stadtarchiv aus einer Anzeige im Beilngrieser Amts- und Wochenblatt herauszulesen: Darin bedankt sich Egid Schweiger, Metzger aus Dietfurt, im Januar 1904 in einer "öffentlichen Danksagung" bei Pröll für dessen "eifriges Bemühen, durch das meine Frau bei einer kürzlichen schweren Geburt mit dem Leben davon kam". Wer ein solches Glück zu schätzen wisse, heißt es weiter, der werde auch von dem Wunsche beseelt sein, "dass der liebe Gott uns einen solchen Menschenfreund noch lange erhalten möge". 1925 wurde Dr. Johann Pröll zum Ehrenbürger der Stadt ernannt.

? Johann-Huebmer-Straße: Wenn man so will, verdankt das Dietfurter Franziskanerkloster sein Bestehen diesem Mann. Johann Huebmer war Bürgermeister und Gastwirt in Dietfurt, in dem es zu dieser Zeit noch kein Kloster gab. Also schenkte der vermögende Dietfurter 1658 den Franziskanern einen drei Tagwerk großen Garten zur Erbauung eines Klosters. 1660 wurde der Grundstein gelegt, 1665 war der Klosterbau so weit fertig, dass die ersten Franziskaner einziehen konnten. Die Klosterkirche entstand zeitgleich. Eine lange Straße im westlichen Siedlungsgebiet von Dietfurt erinnert seit 1964 bis heute an den wegweisenden und großzügigen Gönner.

? Josef-Sitzmann-Straße: Josef Sitzmann wurde am 30. Oktober 1881 in Dietfurt geboren. Seine Eltern hatten 1874 die Herrenmühle gekauft und als einziger Sohn übernahm er 1907 nach seiner Ausbildung zum Müller und im Anschluss an mehrere Wanderjahre die Getreidemühle und das kleine Sägewerk. Sitzmann heiratete Therese Neumeier und das Paar bekam acht Kinder. Der Erbe, der schon das Anwesen übernommen hatte, starb allerdings 1952 unerwartet, woraufhin Josef Sitzmann wieder selbst die Leitung des Betriebes übernehmen musste. Von 1911 bis 1933 war Sitzmann Mitglied des Stadtrats, 1920 bis 1933 sogar Zweiter Bürgermeister. Zahlreiche Projekte wie der Bau der Wasserleitung, der Kauf des Wolfsberges, die erste Erweiterung des Friedhofs und die Pflasterung der Hauptstraße, die Regulierung der Altmühl sowie der Kauf des städtischen Krankenhauses wurden in seiner Amtszeit verwirklicht. Anlässlich seines 80. Geburtstags wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Dietfurt ernannt.

? Josef-Zacherl-Straße: Ebenfalls für das Stadtgeschehen engagiert hat sich Josef Zacherl, der am 26. Januar 1865 in Dietfurt geboren wurde. Der gelernte Wagnermeister war über 25 Jahre Mitglied des Stadtrats. Zu seinen Zuständigkeitsbereichen gehörte unter anderem die Verwaltung des Stadtwaldes. Er war Kassier für die Kasse des Stadtwaldes und darüber hinaus enger Vertrauter des Bürgermeisters Sebastian Oexl, dessen Projekte er maßgeblich mit vorantrieb. Auch Josef Zacherl ist Ehrenbürger der Stadt, die Ehrenbürgerurkunde wurde ihm in Hinblick auf seine Tätigkeit in der Stadtverwaltung am 2. Dezember 1927 verliehen. Der Dietfurter starb am 17. November 1942, eine Straße im westlichen Siedlungsgebiet der Stadt erinnert weiter an ihn.


? Maria-Stern-Ring: Die Ordensschwestern aus dem Mutterhaus der Schwestern von Maria Stern in Augsburg trafen am 21. März 1897 in Dietfurt ein, um hier zu wirken. Um ihre Hilfe hatte der damalige Stadtpfarrer bereits im März 1879 das Mutterhaus gebeten, "für den Elementar- und Handarbeitsunterricht". Dort war man diesen Plänen wohl nicht abgeneigt, doch es scheiterte erst einmal daran, dass Schwesternwohnungen fehlten. Der Stadtmagistrat richtete daraufhin einen Spendenfonds ein, für "den geplanten Bau eines Mädchenschulhauses mit Kinderbewahranstalt und Frauenkloster", wie in einem Festvortrag "Die Schwestern von Maria Stern" aus dem Jahr 2000 nachzulesen ist. Das neu erbaute Gebäude wurde am 31. März 1897 eingeweiht und fünf Schwestern kamen: zwei Elementarlehrerinnen, eine Lehrerin für Arbeitsschule, eine Erzieherin für den Kindergarten und eine Schwester für die Haushaltsführung. Um die Erinnerung an das Wirken der Klosterschwestern in Dietfurt fortbestehen zu lassen, hat der Stadtrat zur 100-Jahr-Feier 1997 den Sternschwestern den Maria-Stern-Ring gewidmet.

? Pfarrer-Kohl-Weg: Nachhaltig segensreich für die Stadt engagierte sich auch Anton Kohl, der von 1892 bis 1904 Stadtpfarrer in Dietfurt war. Auf seine Initiative hin wurde der Fremdenverkehrsverein gegründet und man begann mit dem Bau der Lourdesgrotte am Kreuzberg. 1893 wurde er in den Landtag gewählt. 1896 veranlasste er die Gründung der Raiffeisengenossenschaft in Dietfurt, 1898 wurde er sogar Mitglied des Reichstages in Berlin. Er hatte die Idee einer "Kinderbewahranstalt", mit deren Bau 1894 begonnen wurde. 1895 setzte er sich für eine Eisenbahnlinie nach Dietfurt ein. Als allerdings 1909 der erste Zug in Dietfurt eintraf, war Pfarrer Kohl nicht mehr in Dietfurt. Er hatte 1904 die Stadt und Pfarrei verlassen, um Stadtpfarrer in Ingolstadt und ab 1913 Domkapitular in Eichstätt zu werden. Eine Straße am Fuße des Kreuzbergs, zu dessen Verschönerung er mit der Lourdesgrotte und der Bepflanzung beitrug, trägt seinen Namen.

? Rosa-Bunz-Weg: Jüngste Namensgeberin einer Dietfurter Straße, im Baugebiet Grünäugl, ist die Ehrenbürgerin Rosa Bunz. Rosa Bunz wurde in Wildenstein geboren. 1954 trat sie als Volksschullehrerin ihren Dienst an, 1990 ging sie in Pension. Ihr engagiertes Wirken in der Pfarrei führte zur Gründung von Mädchengruppen und Familienkreisen, sie sang im Chor der Stadtpfarrkirche, unterrichtete eine Kinderflötengruppe, initiierte mit den Montagssängerinnen und den Nachtigallen zwei Frauensingkreise, startete das Offene Singen in der Pfarrei und den Strickkreis. Jahrelang schnürte Bunz mit ihren Helferinnen Hilfspakete für Uganda, leitete den Seniorenkreis der Pfarrei und unterstützte die Missionsarbeit. 30 Jahre war sie sehr aktives Mitglied des Pfarrgemeinderates, sechs Jahre lang saß sie nach der Gebietsreform mit am Ratstisch. Ihr ehrenamtlicher Einsatz wurde mit dem Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten honoriert. In Würdigung ihrer vielfältigen Verdienste für Gemeinde und Pfarrei erhielt sie im Dezember 2003 die Ehrenbürgerwürde der Stadt Dietfurt verliehen. Im April 2010 starb Rosa Bunz.

? Sebastian-Oexl-Straße: Sebastian Oexl wurde am 28. Januar 1880 in Dietfurt geboren und war 28 Jahre lang Bürgermeister in seiner Heimatstadt. Unter seiner Regie wurde der heutige Stadtwald "Wolfsberg" gekauft, der Bau der Wasserleitung vorangetrieben, der 1914 begonnen wurde, und Dietfurt an die Jachenhausener Wasserversorgungsgruppe angeschlossen. Er ließ 1920/21 die Ortsdurchfahrt pflastern, die bis dahin nur geschottert war. Oexl erwarb im Tauschgeschäft den sogenannten Hannerried, ein Grundstück, aus dem man "Kleinriesel" als Beschotterungsmaterial abbauen konnte. Das hatte weitreichende Bedeutung für die Stadt, denn heute steht auf diesem Gelände das Dietfurter Freibad. Dass das Grundstück bereits in Stadtbesitz war, war eine erhebliche finanzielle Erleichterung für Oexels Amtsnachfolger beim Bau der Freizeiteinrichtung. 1950 erhielt Sebastian Oexl die Ehrenbürgerrechte der Stadt, 1964 wurde eine Straße nach ihm benannt.

DK


Regine Adam