Dietfurt
Zu Besuch in der Vorgeschichte

Verein Alcmona organisiert im Dietfurter Erlebnisdorf das Keltenfest Lughnasadh mit vielen Akteuren und Gästen

26.08.2019 | Stand 02.12.2020, 13:12 Uhr
  −Foto: Hradetzky

Dietfurt (khr) Viele Interessierte haben beim keltischen Erntefest Lughnasadh im vorgeschichtlichen Erlebnisdorf Alcmona bei Dietfurt die Möglichkeit genutzt, in die Vergangenheit einzutauchen.

Organisiert wurde das Fest vom Verein Alcmona . Daneben wurden die Besucher auch kulinarisch verwöhnt. Viele Darsteller waren bei Kaiserwetter nach Dietfurt gekommen. Sie zeigten den Besuchern zum Beispiel, wie Wolle oder Leinen mit Hilfe heimischer Pflanzen - Zwiebeln, Krapp oder Schilfrohr - bunt eingefärbt wurde und wie man unterschiedliche Farben erhielt. Korbinian Meier demonstrierte, wie unsere Vorfahren Feuer gemacht haben. Bei der damals gängigen Technik wurde ein Feuerstein gegen ein Stück des eisenhaltigen Minerals Pyrit geschlagen. Dies erzeugt einen Funkenregen, der den bereitgelegten Zunderschwamm zum Glühen bringt. Viel Geduld brauchten die Menschen dieser Zeit beim Feuermachen. Der auf Stroh gelegte Zunderschwamm musste solange angepustet werden, bis das Feuer entfacht wurde. Einer wahren Sisyphusarbeit widmete sich Fabian von der Gruppe "Boier in Bayern". Er zeigte, wie ein Kettenhemd entsteht. "Mittlerweile kann man Eisendraht ganz bequem im Baumarkt kaufen. Aber damals war es harte Arbeit, den Draht erst einmal zu ziehen", erklärte Fabian, der im richtigen Leben Abteilungsleiter einer Textilreinigungsfirma ist. Mit zwei Zangen und viel Ausdauer schloss er die einzelnen Eisenringe zusammen und meinte: "Damals war das Sklavenarbeit. " Fabian wusste, dass die frühesten Belege für Kettenhemden aus dem vierten Jahrhundert vor Christus stammen. Die erste Kettenrüstung sei in einem Prunkgrab in der Nähe von Ciumesti in Rumänien gefunden worden. Für ein Kettenhemd brauche man als reine Arbeitszeit mindestens 200 Stunden. Auch andere Akteure lieferten einen Blick in das Leben unserer Vorfahren. Am einfachen Gewichtswebstuhl stellten die Frauen Kleidung aus Wolle, Leinen und Naturprodukten wie Brennnessel her. Am Webstuhl wurden auch Borten, Ripsbänder und Gürtel durch Brettchenweberei hergestellt. Patricia trug einen sogenannten Peplos. Dieses Kleid hat die Form eines einfachen Schlauches, das mit nur einer Naht zusammengenäht ist und von Fibeln an den Schultern von einem zusammengehalten wird. Um den Bauch ziert das Kleid ein Gürtel. "Das war damals sehr praktisch, weil die Frauen oft schwanger waren und man in so ein Kleid immer gut hineingepasst hat. Außerdem musste man den Gürtel nur so verstellen, wie man ihn brauchte", wusste Gaby über die Gewänder der Latènezeit.

Zu den Kleidern gab es schon Accessoires wie Glasperlenketten oder Armreifen aus versteinertem Faulschlamm, zeigte Gaby von der Gruppe Boier ihren eigenen Schmuck her, der fast schon modern anmutete. Michael von der Gruppe Boier hatte Schuhe aus Leder mitgebracht. "Unsere Vorfahren trugen damals einfache Modelle, die aus einem Stück Fell oder Leder hergestellt wurden", erzählte er. So seien erste Lederschuhe etwa 5000 vor Christus entstanden, so Michael.

Frühe Schuhfunde seien in den Salzbergwerken von Hallstatt und Dürrnberg erhalten geblieben. Sie würden sich aus einem Stück Leder leicht nachmachen lassen. "Auch damals wurden Schuhe gefettet und regelmäßig gepflegt, um sie solange wie möglich zu erhalten," erläuterte Michael. Er arbeitet - wenn er nicht gerade mit der Gruppe Boier auf Museumsfesten oder keltischen Veranstaltungen unterwegs ist - als Psychotherapeut. Auch Helme und Waffen hatte die Gruppe "Boier in Bayern" mitgebracht. Sie alle eint die Leidenschaft für dieses Hobby, die Freude an experimenteller Archäologie und altem Handwerk, das sie so authentisch wie möglich darstellen möchten. Ihr Hintergrundwissen über das Leben von früher haben sie sich meist aus Büchern angelesen und geben es sehr gerne weiter.

Von Josef Dürr aus Dürn konnte man sich das Weidenflechten zeigen lassen. Die Musikgruppe Omwoldon von Thomas Gampfer aus Riedenburg spielte am Nachmittag auf und führte Musik aus längst vergangener Zeit unter anderem mit Trommel und Didgeridoo vor. Für das jüngere Publikum war ein Bogenschießstand aufgebaut, das Floß- oder Einbaumfahren auf dem alten Kanal konnte ausprobiert werden und der Kräutergarten bewundert werden. Lissi Meier, Mitglied des Alcmona-Vereins, zeigte geduldig, wie das Gewand unserer Vorfahren ausgesehen hatte: Einfaches Schuhwerk aus Ziegenleder, Strümpfe aus Naturwolle aus Nadelbindertechnik, ein einfaches Hemd aus Wolle oder Leinen, eien Brennnesselstofftasche mit geflochtenem Rosshaar als Trageriemen und Bernsteinverzierungen und Felle zum Warmhalten. Die Besucher hatten schließlich noch die Möglichkeit beim Fahrenden Händler alias Kurt Scheuerer Poesie und Gedichte unserer Vorfahren anzuhören. Michael Lichtenegger von Alcmona fabrizierte mit Kindern Ketten aus Bernstein.