Diskussion auf Twitter
Zoff zwischen Laschet und Lauterbach

06.09.2021 | Stand 15.09.2021, 3:33 Uhr
Zwischen Karl Lauterbach und Armin Laschet kam es zu einer Auseinandersetzung. −Foto: DK-Screenshot/Twitter

Zwischen Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) und Karl Lauterbach (SPD) ist es am Freitag und Samstag zu einer hitzigen Diskussion gekommen, die zum großen Teil auf Twitter ausgetragen wurde. Anlass war der Umgang Laschets mit einem Mann, der in Erfurt seine Wahlkampfbühne stürmte.

Zwischen Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) und SPD- Abgeordnetem Karl Lauterbach kam es Freitag und Samstag zu einer hitzigen Auseinandersetzung, die großteils über Twitter ablief. Anlass war ein Video, dass die Bild-Reporterin Annika Raasch am Freitag auf Twitter veröffentlichte.


Es zeigt den Umgang Laschets mit einem Mann, der bei einem Wahlkampfauftritt am Freitag in Erfurt zu Laschet auf die Bühne sprang. Laschet schickte die Security zurück, fordert den Mann auf, sich abzuregen und seine Fragen zu stellen. Er hielt dem Mann dafür sein Mikrofon hin. Der ließ sich darauf ein: „Ok, ich bin Vater dreier Kinder, ich bin Thomas Brauner und mache mir gerade große Sorgen.“ In der Schule im Nachbarort würden Kinder einer Ordnungswidrigkeit zugeführt werden, wenn sie sich nicht testen ließen, keine Maske trügen und nicht bereit wären, sich impfen zu lassen. „Ich stelle mir hier die Frage ganz ernsthaft: Wenn wir uns in einer Pandemie befinden, die nicht schön für uns alle ist, warum zwinge ich dann die Kinder in die Schulen?“

Laschet erklärte dem Mann er habe die Frage verstanden, und verwies ihn der Bühne. Es gab noch ein kurzes Hin und Her. „Sie gehen jetzt wieder hinter die Absperrung und ich beantworte dann Ihre Frage“, so Laschet zu Brauner, der dann auch zurücktrat. Die Antwort wird in dem Video nicht mehr gezeigt. Einige Nutzer fanden den Auftritt von Laschet souverän und brachten das in den Kommentaren zum Video zum Ausdruck. Andere kritisierten, es sei leichtsinnig von Laschet gewesen, den Mann so nahe an sich rankommen zu lassen. Manche waren sogar entgeistert, dass Laschet den Mann überhaupt mit sich reden ließ. Karl Lauterbach gehörte zu den Kritikern. Er verbreitete das Video auf Twitter weiter und bezeichnet Laschets vorgehen als dumm. Er habe sich von einem Querdenker mit 20 Zentimeter Abstand anschreien lassen.


Bild-Redakteur Filipp Piatov wiederum kritisierte noch am Freitag Lauterbachs Tweet, indem er diesen weiterveröffentlichte und mit „Wenn du die ganze Welt, jede Situation, jede menschliche Interaktion nur noch als potentielles Ansteckungsrisiko siehst“ kommentierte.


Lauterbach reagierte am Samstag wiederum darauf und schrieb, wenn Laschet sich auf 20 Zentimeter von einem Querdenker anschreien lasse, sei das keine „menschliche Interaktion“, sondern Wahlkampf.


Bild-Redakteur Daniel Cremer wiederum veröffentlichte ein Video eines Ausschnitts einer Rede Laschets. „Die einen schreien: ,Macht die Schulen zu! Rettet unsere Kinder!' Und die anderen bestreiten, dass das Virus überhaupt da ist“, sagte Laschet. Er bemerkte: „Und ich sage den Leuten: Kommt doch mal runter. Sagt mal euer Argument. Die Lage ist zu ernst, dass sich so alle anbrüllen.“ Dann beschreibt er aus seiner Sicht die Situation mit dem Mann, der in Erfurt auf die Bühne sprang, und bekräftigt, so wie er es getan habe, müsse man mit so einer Situation umgehen. „Und was erlebe ich heute? Karl Lauterbach macht mir das zum Vorwurf. Sagt, mit diesen Leuten darf man nicht reden. Und vergiftet damit erneut das Klima.“ So der Vorwurf Laschets. „Wenn wir den Menschen nicht mehr zuhören, wenn wir nicht mehr Antwort geben, dann wird das gesellschaftliche Klima noch rauer werden, als es heute ohnehin schon ist.“


Lauterbach dagegen kommentierte den Tweet mit dem Video wieder auf Twitter. Es sei erstaunlich, dass Laschet das Problem nicht verstehe. „Ich habe nicht kritisiert, dass er sich von einem Querdenker anschreien lässt.“ Nur dass Laschet sich auf 20 Zentimeter Abstand ohne Maske anschreien lasse.


Einige Stunden später tweetet Lauterbach nochmal zu dem Thema und unternahm nach eigenen Worten einen letzten Versuch, Laschet das Problem „zu erklären“: „Zunächst hätte der Mann nie die Bühne erspringen dürfen. Wo war das LKA? Und wenn er mit dem Mann reden will, muss er auf Abstand oder Maske bestehen.“


Die Diskussion auf Twitter hatte großes Publikum und viele kommentierten eifrig mit. Einige tweeteten Bilder von Lauterbach, wie er selbst ohne Maske dicht neben anderen Menschen stand. Andere aber schrieben, Laschet würde mit solchen Auftritten wie in Erfurt die Querdenker legitimieren.


Zeit-Redakteur Martin Machowecz dagegen lobte, Laschet mache es in der Situation super, „besser kann man das kaum lösen“. Lauterbach wünschte er, dass er so was bei einem möglichen Auftritt im Osten nicht erlebe. „Wäre gespannt, ob er es ebenso souverän bestehen würde.“

czn