Rebdorf
Zithermusik als Dreingabe

Beim Sonnenwirt ging es gemütlich zu – Franz Geigers Gasthaus mit Kramerladen

09.08.2013 | Stand 02.12.2020, 23:48 Uhr

Ein Bild aus dem Jahr 1972: Sonnenwirt Franz Geiger, Oberbürgermeister Hans Hutter, Irene Geiger und Kapuzinerpater Chrysostomus Hutter (von links) - Foto: Archiv je

Rebdorf (EK) Eine Persönlichkeit der Gastronomie alter urbayerischer Prägung war der Sonnenwirt von Rebdorf, Franz Geiger. Bei ihm waren lustige Zitherklänge zu hören, die Wirtstube war gemütlich und in ihrer Größe überschaubar und rechts im kalkplattenbelegten Eingang ging eine Türe in einen Kramerladen, wie er wohl im 19. Jahrhundert allgemein üblich war. Darin schaltete und waltete Wirtsfrau Irene Geiger.

Das Gasthaus befand sich im ehemaligen Rebdorfer Klosterrichterhaus. Das stattliche Gebäude war 1818 in den Besitz des Blechfabrikanten Wolfgang Fuchs übergegangen. Die Familie Fuchs verkaufte es im Jahr 1845 um 1000 Gulden weiter an den aus Ochsenfeld stammenden Handwerker Michael Geiger, der der letzte Wagnermeister des Augustinerklosters Rebdorf war. Er betrieb zunächst in dem Haus eine Wagnerei, bis er sich 1857 beim Bezirksamt, das heutige Landratsamt, um die Konzession für eine Gaststätte bewarb und diese auch bekam.

ANNO DAZUMAL

Im Jahr 1857 war in Rebdorf das königliche Arbeitshaus eröffnet worden. Natürlich konnten die eingesperrten Arbeitsscheuen und Kleinkriminellen beim Sonnenwirt nicht einkehren, die Aufseher aber schon. So dürfte das Geschäft floriert haben. Dennoch gab sich Michael Geiger nicht zufrieden: 1867 bat er um die Erlaubnis für einen Lebensmittelladen. Auch eine Konzession für Tanzvergnügen bekam er.

Geiger muss recht rührig gewesen ein. Er offerierte auch Fremdenzimmer. 1879 übergab er seinem Sohn Johann Gaststätte und Kramerladen. 1928 trat dessen Sohn Franz, der Zitherspieler, an. Das Bier bezogen die Sonnenwirte von der nahen Hofmühl, die „Kracherl“ (Limonade) vom „Essig-Mayer“ in Eichstätt. Franz Geiger erlernte in Neuburg den schönen Beruf eines Gärtners, ging auf Wanderschaft und kam bis nach Schlesien. 1928 folgte er dem Ruf der Heimat und wurde im elterlichen Betrieb Wirt. Einige Zeit übernahm er obendrein das „Schönblick“. Wie Franz Geiger selbst erzählt hatte, begleitete ihn die Musik zeitlebens. Das begann als Kind mit der Mundharmonika, dann dem Mandolinenspiel und schließlich der Geige.

Wie es gar nicht selten vorkam, musste auch der Sonnenwirt in den beiden Weltkriegen den Soldatenrock anziehen – die Zither immer im Marschgepäck. Da gibt es die herrliche Anekdote vom deutschen Soldatensender im russischen Smolensk, für den der Soldat Franz Geiger öfter Zitherstücke ins Mikrofon zupfte.

Wieder in Rebdorf scharte Geiger Musikfreunde um sich und gab dem Zitherkreis „Alpenklänge“ ein Zuhause. Der Deutsche Zitherbund dankte ihm mit der „Goldenen Zither“. Sogar ein paar Tage vor seinem Tod im Alter von 93 Jahren spielte Franz Geiger noch die Zither. Er trug seiner Frau Irene und den Söhnen Raymund, Gregor und Franz das Stück „Wenn die Blümlein draußen zittern”, vor. Am 4. Juni 1989 ist der Sonnenwirt gestorben.

In einem Beitrag für den „Heimgarten“, der Beilage zur Zeitung, hat Ludwig Dörfler 1953 über das Sonnenwirthaus um die Wende zum 20. Jahrhundert geschrieben: „Eine sehr gemütliche Kegelbahn war stark benützt. Die fast familiäre Gemütlichkeit vereinte Rebdorfer, Mariensteiner und Eichstätter in der behaglichen Stube, in der im Winter die Buchenscheitl im Kachelofen krachten. Wer es eilig hatte, stieg über den Berg nach Rebdorf, ging abends über den langen steinernen Steg zum ,Eisenbahn-Halteplatz‘, der sich an dessen Ende befand, und fuhr mit dem Dampf-Zügle in die Stadt.“

Ehe jener Michael Geiger sein Wirtshaus eröffnete, gab es in Rebdorf einen Wirt, der im ehemaligen Klosterareal ansässig war. Johann Hörauf lockte Gäste mit manch zweifelhaften Attraktionen in den 1820er und 1830er Jahren an. Da wurde mit Steinen auf lebende Enten geworfen, wurden Schubkarrenrennen ausgetragen und liefen Mädchen um die Wette.

Das Wirthaus Zur Sonne wurde vor ein paar Jahren saniert. Darin befindet sich heute die „Gemeinnützige GmbH Regenbogen Wohnen“, die sich um die Versorgung psychisch kranker und behinderter Menschen kümmert.