Zigeuner-Punk mit Django 3000

Music Adventure in Thalmässing

26.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:04 Uhr
Die Headliner Django 3000 heizten mit ihrem Zigeuner-Punk beim Music Adventure in Thalmässing den Besuchern ordentlich ein. −Foto: Tobias Tschapka

Hilpoltstein (HK) Zwei Tage im Jahr verwandelt sich ein großes Betriebsgrundstück samt riesiger Industriehalle am Ortsrand von Thalmässing in ein bombastisches Festivalgelände. Das 13. Thalmässinger Music Adventure lockte bei Headlinern wie Django 3000 und ALC & Band zahlreiche Besucher.

Die gute Nachricht: Mehr Gäste als sonst nutzten laut Veranstalter den eingerichteten Shuttlebus-Service, der die Musikliebhaber zum Ort des Geschehens brachte. Die schlechte: Es waren diesmal weniger Besucher als in den Vorjahren. Vielleicht lag es ja an dem kurzfristigen Absagen eines der Headliner, die Band HMBC? Eigentlich kein Grund zu Hause zu bleiben. Denn nicht nur, dass mit den Treuchtlinger Hip Hop-Formation ALC & Band, die schon letztes Jahr hier zu begeistern wussten, einen mehr als würdigen Ersatz gefunden wurde, auch die bayerische Gipsy-Formation Django 3000 präsentierte sich als eine fulminante Truppe, die man einfach live gesehen haben muss.

Der Anfang war verhalten. Das Duo Crispy Jones auf der Nebenbühne hatte es nicht leicht, da die Halle zu diesem Zeitpunkt nur spärlich gefüllt war, und so klaffte ein großes Loch zwischen Bühne und Publikum. Dabei war die Show der beiden ausgesprochen kurzweilig. Mit Coversongs von Jonny Cash bis zu den Ramones und lustigen Geschichten versuchten sie sich Gehör zu verschaffen, was leider nur bedingt funktionierte. Zu sehr waren die meisten Gäste noch mit Ankommen, Getränke holen oder Freunde begrüßen beschäftig. Die Aufforderung der Band, zusammen einen „gemischten Chor“ zu bilden ging so ins Leere. Schade, denn „Crispy Jones“ hatte eigentlich genug Potential als Anheizer für die folgenden Bands.

Dafür füllten sich die Reihen vor der Bühne schnell, als sich der erste Topact des Abends ankündigten: Django 3000, die vierköpfigen, aus dem Chiemgau stammenden „Gipsy-Rock-Pop-Band“. Ja, sowas gibt´s, und die exotische Mischung funktionierte perfekt. Ihre Songs präsentierten sie im breitesten Bayerisch, so dass man manchmal nicht genau wusste, singen sie gerade deutsch? Oder ungarisch? Spanisch? Egal, der Rhythmus war jedenfalls so angelegt, dass die gesamte Lesch-Halle ziemlich schnell in Schwung geriet. Meistens brauchten die Lieder der vier Jungs nur drei oder weniger Akkorde, deshalb waren die Melodien ausgesprochen eingängig, aber auch in Sachen Virtuosität machte Django 3000 keine Kompromisse. Mal brachte Florian Starflinger seine Geige zum Weinen, mal zum Kreischen, das minutenlange Drumsolo von Jan-Philip Wiesmann, unt

rstützt durch eine exzellente Lichtshow, wurde zu einem fulminanten Ereignis, und Bassist Michael Fenzl, der des Öfteren seinen Kontrabass als Aussichtsturm benutzte, brachte dem Publikum sogar ein bisschen russisch bei: „Ruki wwerch!“ ließ er die Django-Fans grölen, was so viel wie „Hände hoch“ heißt, und dieser Aufforderung kamen alle gerne nach . Bei ihrem wohl bekanntesten Lied „Heidi“ bildeten sich sogar Pogo-Tanzkreise im Publikum. Echter Zigeuner-Punk der besonderen Art eben.

Etwas Besonderes war auch die Band im Anschluss: frecher Deutsch-Hip-Hop mit instrumentalen Begleitung von und mit ALC (All Liquor Clique) auf der Nebenbühne, wo eigentlich HMBC hätte stehen sollen. Aber auf die explosive Mischung aus Hip Hop, Reggae und Rock fuhren alle mindestens genauso ab. Damit nicht genug. Die Nacht wurde noch lang, jedenfalls für die über 18-Jährigen. Alle jüngeren wurden um Mitternacht nach Hause geschickt, so dass bei der Crazy-Ska-Punk-Rock-Show von „The Locos“ aus Madrid um halb eins die Volljährigen unter sich waren. Noch später standen dann die DJs „Schmelzer & Renner“ an den Plattentellern, deren Motto lautet: „Glück ist, wenn der Bass einsetzt“. Recht haben sie. Denn mit elektronischer Technomusik ging es am nächsten Abend munter weiter, nämlich mit DJ Tonic (bekannt durch Bayern 3) und Julle von den BustyBoyZ, die die Besucher des 13. Thalmässinger Music-Adventures ordentlich zum Tanzen brachten.