Schrobenhausen
Zierer: Lehrplan entrümpeln

Erste Schulentwicklungsmesse in Schrobenhausen präsentierte neue Ideen

17.10.2019 | Stand 23.09.2023, 9:02 Uhr
Fritz Endres
Insgesamt 17 Aussteller zeigten in der Maria-Ward-Turnhalle bei der Messepremiere in Schrobenhausen ihre Ideen für eine gelungene Schulentwicklung. −Foto: Endres

Schrobenhausen (SZ) Premiere in Schrobenhausen geglückt: Die erste Schulentwicklungsmesse mit dem Namen Werk-Netz in der Schrobenhausener Maria-Ward-Realschule wird von den Veranstaltern als voller Erfolg gewertet.

Eine Neuauflage scheint nicht ausgeschlossen, wie Frank Puschner, Konrektor der Maria-Ward-Schule, sagte.

Insgesamt 17 Aussteller präsentierten 20 Themen, die den rund 150 Gästen der Schulen des Schulwerkes der Diözese Augsburg in der Maria-Ward-Turnhalle zeigen sollten, wie sie in den kommenden Jahren wieder mit neuem Schwung aktiv Schulentwicklung betreiben könnten. In der Rot-Kreuz-Straße präsentierten Schulvertreter ihre Ideen dafür oder holten sich selber bei anderen neue Impulse für ihre Arbeit. Sogar Weihbischof Florian Wörner war trotz eines vollen Terminkalenders noch dazugestoßen. In der Diözese Augsburg ist die Katholische Kirche Träger von 42 Schulen, darunter der Schule in Schrobenhausen. Eine musikalische Tanzeinlage von Schülerinnen der siebten Klasse und ein gemeinsames Lied der jüngsten Schülerinnen unter der Regie von Johann und Jeanette Pobitschka unterhielt die Besucher. Andreas Walch, Referent für Schulentwicklung in der Diözese, eröffnete die erste Schulentwicklungsmesse in Schrobenhausen, die er als eine Leistungsschau bezeichnete. Gelobt wurden die Gastgeber der Messe. Direktorin Petra Schiele habe sofort zugesagt, die Organisation der Veranstaltung zu übernehmen, und bekam dafür einen Blumenstrauß überreicht. Initiiert wurde das Projekt von Konrektor Frank Puschner, der sich zu seinen Beweggründen äußerte: "Der zweite wichtige Teil neben dem Input ist, dass die Schulen im Anschluss an den Vortrag eine Plattform haben, um Best-Practice-Beispiele aus ihrem Alltag vorzustellen. " Denn er habe in der vergangenen Zeit oft die Erfahrung gemacht, dass viele Schulen mit gleichen Problemen kämpften, die einen schon Lösungen hätten und die anderen nicht, so Puschner. Daher solle die Messe als Plattform dienen, um sich auszutauschen, miteinander zu reden und sich einfach inspirieren zu lassen.

Im Mittelpunkt stand ein Vortrag von Professor Klaus Zierer von Universität Augsburg zum Thema "Gesamtgesellschaftliche Herausforderungen in der Schule meistern - Evidenzbasierte Wege für erfolgreiche Schulen". "Bildung ist die wichtigste Waffe, die du verwenden kannst, um die Welt zu verändern", zitierte Zierer den Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela. Wodurch zeichne sich die Lebenswelt heute aus? Welche Bildung sei nötig, um den aktuellen Herausforderungen gewachsen zu sein? Welches Schulsystem sei nötig, um die Bildung zu ermöglichen und welche Qualifikation aufseiten der Lehrpersonen sei nötig, um dieses Bildungssystem zu ermöglichen? Mit diesen Fragen setzte sich Zierer auseinander. Bildung müsse für alle Menschen zugänglich sein. Laut einer Studie nehme die Intelligenzquote der Menschen ab, obwohl immer mehr Menschen Zugang zur schulischen Ausbildung hätten, so Zierer. Schulen seien nicht nur Lernorte, sondern Bildungsorte. Die derzeitige Kampagne Fridays for Future der Schüler weltweit müsse von der Straße in die Schulen getragen werden, forderte Zierer. Die aktuellen Themen wie Klimaschutz und Verschmutzung der Weltmeere gehörten in die Schule. Dabei gehe es auch um Nachhaltigkeit.

"Machen wir mit dem Lehrplan so weiter oder ziehen wir Konsequenzen? Der Lehrplan muss entrümpelt werden", forderte Klaus Zierer deutlich. Schüler könnten nicht unendlich viel lernen. Der Lehrer entwickele positive Beziehungen. Lernen sei harte Arbeit und eine Herausforderung, so Zierer weiter. Menschen von heute müssten kreativ sein und Respekt vor der Vielfalt haben. An das Lehrpersonal gewandt, sagte Zierer: "Schülerleistungen sind für Sie eine Rückmeldung. Benutzen Sie den Dialog anstatt des Monologes. Reden Sie über Lernen. " Zierer forderte die Lehrer auf, auch mit anderen Lehrpersonen zusammenzuarbeiten. Dabei sprach sich Zierer nicht nur für eine digitale, sondern auch für eine humane Schule aus. Bei der Digitalisierung müsse auf Nachhaltigkeit geachtet werden. Die Entsorgung der technischen Ausrüstung spiele dabei eine wichtige Rolle. Wachstum habe seine Grenzen.

Weihbischof Florian Wörner und der Direktor des Schulwerkes in der Diözese Augsburg, Peter Kosak, verschafften sich bei einem Rundgang einen Überblick über die Themen der Aussteller. Auch Frank Puschner war begeistert und blickte schon mal in die Zukunft: "Ich freue mich auf eine Neuauflage, auch wenn wir noch auskarteln müssen, wann und wo diese stattfinden wird. "

Fritz Endres