Ingolstadt
Ziemlich historisch

Mehr als 120 Jahre nach seiner Einweihung soll das Reuchlin-Gymnasium zum ersten Mal grundlegend saniert werden

13.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:58 Uhr

Große Pläne für das Reuchlin: Die Anbauten links und rechts werden durch neue ersetzt. Vorne die 16 Jahre alte Pausenhalle.

Ingolstadt (DK) Heute entscheidet der Stadtrat über die Generalsanierung des Reuchlin-Gymnasiums. Die Planungen für das 28-Millionen-Euro-Projekt laufen seit drei Jahren. Wenn nichts mehr dazwischenkommt, wird die Traditionsschule bis 2022 eine andere Struktur und zwei neue Flügelbauten erhalten.

Jetzt aber schnell! Deshalb tönen aus dem Direktorat des Reuchlin-Gymnasiums klare Worte: "Das nächste vordringliche Anliegen ist die Überholung und Renovierung des Altbaus sowie die Erweiterung der Turnhalle. Es soll erreicht werden, dass sich unser Gymnasium neben den Schulneubauten Ingolstadts noch sehen lassen kann." So steht es im Bericht der humanistischen Lehranstalt über das Schuljahr 1965/ 1966. Direktor Hans Luibl war offenbar arg in Sorge, dass die Konkurrenten, vor allem dieses neue Mädchengymnasium, das ein Schulhaus am Kreuztor bekommen sollte, seinem Reuchlin in Sachen Schönheit und Ästhetik enteilen könnte.

Edith Philipp-Rasch, seit 2005 die Chefin im Reuchlin, hat den alten Jahresbericht aus dem Archiv geholt und zitiert die Passage lächelnd. Luibls drängenden Worte haben ihre Aktualität bis heute nicht verloren, denn die Generalssanierung des Altbaus steht weiterhin aus. Seit der Einweihung des Schulhauses im Jahr 1893 (siehe den Artikel im Kasten) ist darin immer nur nach Bedarf ein bisschen herumgebaut und Nötiges repariert worden. Aber jetzt soll sie wirklich starten, die erste grundlegende Sanierung in 123 Jahren. Wenn der Stadtrat heute zustimmt, und alles so kommt wie erhofft, "würden wir uns wirklich freuen", sagt Philipp-Rasch. Denn die Pläne für das neue Reuchlin-Gymnasium "sind sehr, sehr schön".

Eine wichtige Nachricht für alle kostenbewussten Schanzer schickt sie gleich voraus: Eine Kernsanierung des Altbaus ist nicht nötig, denn die Böden aus Holz (im 19. Jahrhundert noch Standard) halten! Nur an einigen Stellen "muss eingegriffen werden", erzählt die Direktorin, weil dort im Laufe der Jahrzehnte eine Schicht Estrich über die andere gelegt wurde.

Von den Zeichensälen unter dem Dach mit ihrer kreativ-chaotischen Aura und dem herrlichen Blick auf die Altstadt müssen sich die Schüler allerdings verabschieden. Ein Umbau wäre wegen des Denkmalschutzes schwierig geworden, erklärt Philipp-Rasch. Deshalb werde dort oben nach der Sanierung nicht mehr unterrichtet. Die Gauben kommen weg.

So sieht der Zeitplan aus: Im Sommer beginnen die Arbeiten für die externe Turnhalle des Gymnasiums auf dem Gelände der Schule Auf der Schanz. Sobald sie in Betrieb ist, wird der Ostflügel des Reuchlins abgerissen und neu gebaut. Er beherbergt dann eine Turnhalle (mit Bühne) und die Lehrsäle für die naturwissenschaftlichen Fächer. Dem folgen Abriss und Neubau des Westtrakts. Es entsteht eine Heimat für Musik und Kunst (mit einem PC-Raum im Keller). Am Ende wird der Altbau saniert. Er wird dann keine Fachräume mehr haben - und keine WCs. Die kommen alle in die neuen Flügel. Das senkt die Kosten. Und noch etwas dürfte in den kommenden Jahrzehnten eine Menge Geld sparen: Auf Flachdächer wird verzichtet.