Zielstrebig in den Wald

29.03.2007 | Stand 03.12.2020, 6:54 Uhr

Altmannstein (DK) Seit Februar ist sie die Chefin des Forstreviers Altmannstein, ab April bekommt sie ein Büro im Rathaus: Andrea Fülling.

Andrea Fülling ist im Wald zu Hause. Sie lebt ihren Traumberuf als Försterin und leitet seit Februar das Forstrevier Altmannstein. Darauf hat die 25-Jährige immer hingearbeitet, schon von Kindesbeinen an. "Wir haben zu Hause eine Landwirtschaft, mein Vater ist Jäger", erzählt sie und fährt fort: "Ich war schon immer viel im Wald".

Die sympathische junge Frau sieht die Natur nicht als Beruf an, den man acht Stunden täglich absitzt – um 7.30 Uhr den ersten Aktenstapel in die Hand nimmt und um 16.30 Uhr das letzte Formular weglegt. Wenn Andrea Fülling von ihrem Beruf erzählt, dann redet sie über ihre Passion . "Der Wald ist eine lebende Materie, überaus facettenreich – in ihm erkennt man die Schöpfung." Zu ihren Aufgaben gehöre unter anderem der Wasser- und Klimaschutz, sagt sie. Der Wald müsse außerdem für die Erholung der Menschen offenstehen.

Keine Umwege

Andrea Fülling konnte gar nicht anders, als Försterin zu werden . Und das tat sie zielstrebig und ohne Umwege. Nach dem Abitur verließ sie ihre Heimat in Nordhessen, um in Weihenstephan an der Fachhochschule Forstwirtschaft zu studieren – der gute Ruf der Bildungsreinrichtung gab den Ausschlag für den Ortswechsel. Und ihr Freund, der in München Betriebswirtschaft studiert hat.

Nach vier Jahren hatte sie ihren Abschluss in der Tasche; schneller als die meisten anderen und besser. So konnte sie wählen , wo sie ihr Anwärterjahr antreten will und entschied sich für Kelheim. Ein halbes Jahr später wechselte sie nach Eichstätt, "in eine sehr schöne Gegend".

Die nächste Etappe zur Försterin hieß Staatsexamen. Die Hürde übersprang sie im September 2006 und hoffte danach schon ein wenig auf das Forstrevier Altmannstein, das seit der Forstreform im Sommer 2005 unbesetzt geblieben war.

Andrea Fülling wird gut beschäftigt sein, denn der Bereich, für den sie zuständig ist, reicht in die Gemeindebereiche Altmannstein, Mindelstetten, Pförring und Oberdolling. Allein die Gemeindewälder, für die sie verantwortlich ist, erstrecken sich über eine Fläche von rund 530 Hektar. "Das meiste davon sind kleine, verstreut liegende Parzellen", sagt die neue Försterin.

Gemeinwohl im Blick

In den Privatwäldern, die rund 4000 Hektar ausmachen, soll Fülling für eine "am G emeinwohl orientierte Beratung" sorgen. Unbehagen, dass sie als junge Frau von den meist gesetzteren männlichen Waldbesitzern nicht akzeptiert werden könnte, verspürt sie nicht. "In der kurzen Zeit, in der ich hier bin, habe ich nur positive Erfahrungen gemacht", sagt sie. Und außerdem überaus zuvorkommende und gut erzogene Waldarbeiter kennen gelernt . "Weil ich eine Frau bin, wollten sie mir die Fluchtstäbe tragen", erzählt die 25-Jährige mit einem Lächeln. Dabei kommt die Nordhessin aber auch gut alleine zurecht.

In den vergangenen Tagen hat sie eine gut 0,2 Hektar große Freifläche im Ortswald Mendorf wieder bepflanzen lassen. Ein übermächtiger Feind hatte dort bereits im Sommer 2006 zugeschlagen: der Borkenkäfer. Die Bäume mussten entfernt werden, und Andrea Fülling sorgte nun für die Aufforstung. Stieleichen, Winterlinden und Rotbuchen ließ sie pflanzen – insgesamt rund 1600 Laubbäumchen.

Sie wolle weg von den noch häufig anzutreffenden Monokulturen, Fichten, so weit das Auge reicht, seien nicht zukunftsfähig. "Stabile Misch?wälder schon", sagt sie. Dabei muss die Försterin nicht nur in Monaten und Jahren planen, sondern in Jahrzehnten. Wie kann man den Borkenkäfer aufhalten? Wie wirkt sich der Klimawandel auf den Wald aus? Das sind nur zwei von vielen zukunftsweisenden Fragen, über die sich Andrea Fülling Gedanken machen muss.