Ingolstadt
Zielsicher abwärts

In der alten Gießereihalle entscheidet sich bald, ob das Kunstmuseum wie geplant fertig wird

28.01.2021 | Stand 01.02.2021, 3:33 Uhr
Die Arbeiten in der Gießereihalle - hier am Donnerstag - nähern sich "einem kritischen Punkt", so Hochbauamtsleiter Wolfgang Pröbstle: das Betonieren der Bodenplatte unter dem Baudenkmal. Geht alles gut, könnte das Gebäude im Sommer 2022 vollendet sein. −Foto: Hammer

Ingolstadt - Ein Dreiviertelmeter fehlt noch.

Dann ist das Ziel erreicht. Ein vermeintlich kleines Stück. Doch auf der Baustelle des neuen Museums für Konkrete Kunst und Design erfordert jeder Dezimeter, den die Arbeiter in die Tiefe vorstoßen, große Mühe und Konzentration. Sind minus 7,50 Meter erreicht, steht das spannende Finale bevor: Dann wird die Bodenplatte betoniert - unterhalb einer mächtigen, historischen Halle, die über allem schwebt. Die ehemalige Fundamentierung der einstigen Kanonengießerei wird mit Mikropfeilern gestützt. Im Frühjahr soll der anspruchsvolle Höhepunkt der allgemein komplizierten Tiefbauarbeiten angegangen werden. "Das ist ein kritischer Punkt", berichtete Hochbauamtsleiter Wolfgang Pröbstle im Kulturausschuss. In den nächsten zwei bis drei Monaten entscheide sich, ob das Museum wie geplant fertig wird.

Geht alles gut, werde die Bodenplatte bis zum Sommer eingebracht sein. Ein Problem, das die Arbeiten immer wieder verzögert hat, sei gelöst: Wassereinbruch. "Die Wasserhaltung ist stabil, wir haben eine trockene Baugrube", sagte Pröbstle.

Derzeit habe man "die Hälfte der Halle in Bearbeitung", es werde "in Abstimmung mit den Archäologen" das Erdreich abgetragen. Sie untersuchen den Aushub auf historische Funde. Fünf bis zehn Archäologen und Grabungstechniker seien in dieser Phase jeden Tag auf der Baustelle zugange. Knapp ein Dreiviertelmeter fehle den Ar-chäologen noch bis zum Gründungsniveau, berichtete der Leiter des Hochbauamts.

Zum Zeitplan: Man sei "ein bisschen in Verzug". Im Frühjahr sollen die Zimmererarbeiten beginnen, bis zum Ende des Jahres will man mit dem Rohbau fertig sein. Im Frühjahr 2022 beginnen die Anbauarbeiten. Im Spätsommer 2022, hofft Pröbstle, werde alles fertig sein. Das bedeute aber nicht, dass kurz darauf das Museum öffnet; bis es eingerichtet ist, werden einige Monate vergehen.

Ursprünglich sollte die restaurierte Halle mit dem voluminösen neuen Untergeschoss schon in diesem Jahr übergeben werden. Doch wegen einer Reihe unterschiedlicher Probleme, zu denen das eindringende Grundwasser zählte, und einem längeren Baustopp verzögerte sich der Baufortschritt. Das führt dazu, dass das Hochbauamt neue Vertragstermine aushandeln muss, weil die bisherigen nicht zu halten sind. "Gespräche mit den Firmen laufen", berichtete Pröbstle im Kulturausschuss. "Sie sind unverschuldet aus den Vertragsterminen raus. Das gehört zu den Unwägbarkeiten des Projekts. " Er sei aber "verhalten optimistisch", dass alles läuft wie geplant. Ein Dreiviertelmeter noch in die Tiefe, dann beginnen in der historischen Gießereihalle spannende Tage.

Das Museum für Konkrete Kunst wurde 1992 eröffnet. Es residiert seither in der früheren Donaukaserne an der Tränktorstraße. In seiner neuen Heimat wird es um eine stattliche Sammlung von Designobjekten erweitert. 2012 beschloss der Stadtrat bei sechs Gegenstimmen, den Entwurf des Wiener Büros Querkraft zu realisieren, der die Unterkellerung der Gießereihalle vorsieht.

DK