Hilpoltstein
Ziel ist der Bürgermeistersessel

Stefanie Schmauser aus Hilpoltstein kämpft für die Freien Wähler um das höchste Amt im Rathaus

15.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:28 Uhr
Den Bürostuhl in ihrem Betrieb möchte Stefanie Schmauser im März gegen den Bürgermeistersessel tauschen. −Foto: Tschapka

Hilpoltstein (HK) Lange nach der CSU haben am Freitagabend die Freien Wähler ihren Bürgermeisterkandidaten nominiert - oder besser ihre Kandidatin: Stefanie Schmauser aus Hilpoltstein soll gegen Amtsinhaber Markus Mahl (SPD) und den CSU-Kandidaten Christoph Raithel in den Ring steigen.

 


Nein, FW-Vorsitzender Harald Knauer glaubt nicht an einen glatten Durchmarsch seiner Favoritin. "Wir brauchen erst einmal eine Stichwahl", sagt Knauer. Und setzt erwartungsfroh hinzu: "Dann kann alles passieren."

Stefanie Schmauser hat sich dagegen zuerst einmal nicht zu ihren Chancen geäußert, aber schon mal die Probe aufs Exempel gemacht: "Ich war fünf Wochen auf dem Jakobsweg, 1000 Kilometer Weg und nachts in 33 verschiedenen Betten. Mal mit vier Leuten in einem Zimmer, mal mit 80." Nein, es war nicht der Test, ob sie die Strecke durchhält: "Wir haben einfach schauen wollen, was daheim passiert."

Daheim, das heißt nicht nur für sie als Mutter eines 13-Jährigen Sohnes, ihrer 11-jährigen Tochter und ihrem Mann Thomas, sondern ob auch der Laden ohne sie läuft. Denn Stefanie Schmauser, ist für die kaufmännische Seite der Sanitär- und Heizungsbaufirma Schmauser verantwortlich.

"Von meinem Mann habe ich für die Kandidatur volle Unterstützung", sagt sie. Bei den Kindern sei es ambivalent. "Ich glaub' die sagen ,jetzt dreht sie durch'", sagt Schmauser. "Aber die sind jetzt beide in der Pubertät, die haben jetzt eh andere Probleme."

Stefanie Schmauser, oder genauer Stefanie Schmauser-Nutz ("Schmauser reicht aber vollkommen") ist seit 2013 bei den Freien Wählern. "Weil die Menschen und die Themen ansprechend waren", sagt die 39-Jährige. "Das fasse ich jetzt als Kompliment auf", grätscht ihr der FW-Vorsitzende Harald Knauer dazwischen. Was er an dem Vorstellungsabend übrigens gern macht. Fragen an seine Bürgermeisterkandidatin beantwortet er lieber gleich selbst. Vielleicht, weil sie in nach einem für die FW positiven Wahlausgang sechs Jahre lang den Ton angibt.

Ob sie den Job machen möchte, hat sich Schmauser aber genau überlegt. "Vor einem Jahr bin ich gefragt worden" (Oktober oder November - präzisiert Knauer) und sie ist in sich gegangen - um Anfang dieses Jahres ihr Jawort zu geben. "Wir haben es aber nicht wie die CSU schon lang vorher gesagt, wir wollten keinen Dauerwahlkampf", sagt Knauer. "Wir wollten ihr die Privatsphäre so spät als möglich nehmen. Wenn man kandidiert, ist man kein privater Mensch mehr."

"Wir haben von der Seite des Ortsverbandes ihre vielen positiven Eigenschaften kennengelernt und sie deshalb gefragt", betont Knauer. Und damit - für die Freien Wähler eher ungewöhnlich - einmal eine Frau für einen hohen Posten aufs Schild gehoben.

Stefanie Schmauser, die seit einem Jahr im Hilpoltsteiner Stadtrat sitzt, möchte neue Ideen für Hilpoltstein entwickeln. "Ob man das als Stadtratsmitglied nicht kann, beantwortet erneut wieder Knauer: "Lenker und Denker ist der Bürgermeister", sagt er.

Schmauser jedenfalls hat sich Gedanken gemacht. Und bleibt, wie so oft bei Wahlen, an Gewerbeflächen und Baugebieten hängen. "Gewerbegebiete sind Fluch und Segen", sagt sie. Aber: "Wir müssen für Gewerbetreibende da sein." Kleine Firmen mit guten Ausbildungsplätzen, wünscht sie sich.

Auf die Frage, wo man solche Gewerbeflächen ansiedeln könnte, denkt sie zuerst an Sindersdorf. Dass es hier wie an anderen Standorten gern Probleme mit Grundstücksbesitzern gibt, die nicht verkaufen wollen, lässt sie nicht gelten. "Da muss man eben gute Tauschflächen anbieten", sagt sie. "Und vor allem muss man mit den Leuten reden, da muss man etwas tun", poltert Knauer. Ob er damit Amtsinhaber Markus Mahl Untätigkeit vorwirft? Hier windet sich der FW-Vorsitzende: "Ich weiß nicht, wie viel er tut."

Beim "Wohnen und Leben" wie es Schmauser nennt, hat die Kandidatin eine sehr dezitierte Meinung: "Ich bin kein Freund von sozialem Wohnungsbau", sagt sie. Zumindest nicht in der Form, die der Stadtrat aktuell favorisiert. "Ich mag kein einzelnes Gebäude, ich mag es nicht konzentriert", sagt sie. "Da haben wir die Gefahr einer Stigmatisierung, da sagen dann viele, da geh ich nicht rein'", so Schmauser.

"Sozial ist nicht asozial", betont Knauer. Auch wenn das manche Leute leider immer noch so sehen würden. Um das zu vermeiden will Schmauser lieber die Bauträger in die Pflicht nehmen. "Dann muss eben bei einem großen Wohnblock auch immer ein bestimmter Teil für den sozialen Wohnungsbau sein."

Und Schmauser bricht gleich noch eine Lanze für Mehrgenerationenhäuser. Hier könnten dann junge und alte Menschen füreinander da sein, sich gegenseitig aushelfen. "Ich muss mich täglich damit auseinandersetzen", sagt Schmauser, die sich ehrenamtlich beim Roten Kreuz engagiert und zudem im Kriseninterventionsteam arbeitet. Natürlich sei ein solches Mehrgenerationenhaus in den Ortsteilen kaum denkbar. "Aber in der Stadt könnte es klappen", ist sie überzeugt. Denn es müsse insbesondere für Senioren entsprechender Wohnraum geschaffen werden. "Bei der Caritas ist die Warteliste lang."

Um den nötigen Platz macht sich Knauer weniger sorgen. "Nutzen wir die Flächen, wenn Firmen aus der Stadt rausgehen", sagt er. Und er würde Besitzer unbebauter Grundstücke gern mehr in die Pflicht nehmen. "Da wird ein Platz Jahrzehnte für Enkel freigehalten, die nie kommen."

Mit Blick auf den innerstädtischen Verkehr möchte Schmauser erst einmal die aktuelle Untersuchung abwarten. "Wir müssen wissen, ob es Binnenverkehr ist, oder ob es von außen kommt." Wenn es hauptsächlich Hilpoltsteiner seien, die auf dem Altstadtring unterwegs sind, "nun, dann müssen wir uns an die eigene Nase fassen", betont sie. "Wir wollten die Umgehung", sagt wiederum Knauer. "Aber wir haben uns beim Bürgerentscheid absichtlich zurückgehalten", sagt er. Und trotz Bürgerentscheid: "Wenn es so nicht geht, muss man eine Umgehung wieder ins Auge fassen - wir müssen den Durchgangsverkehr rausbringen."

Bei den innerörtlichen Kurzstrecken ist es Schmauser ein Dorn um Auge, dass die Kinder ständig gefahren würden. "Ich sehe es hier bei der Nachhilfe: Die Kinder werden gebracht und wieder abgeholt. Da fahren Eltern ewig, damit ihr Kind eine halbe Stunde in der Nachhilfe sitzt". Was zu tun wäre ist laut Schmauser einfach: "Mein Kind fährt mit dem Rad zur Schule und fährt mit dem Rad zum Sport", sagt sie. "Da muss man mit den Eltern reden. Auch im Winter lässt sie Ausreden nicht gelten: "Wenn sie zur Schule laufen, sind sie wenigstens wach, wenn sie da sind", sagt Schmauser. Der Verkehr an Schulen und Kindergärten stößt ihr sowieso sauer auf. "Da macht man an der Grundschule eine Einbahnstraßenregelung, nur weil sonst die Eltern nicht mehr durchkommen", sagt sie kopfschüttelnd.

Bei all diesen Problemen sei der Bürgermeister gefordert, einzugreifen, stellt Knauer mit Blick auf Schmauser fest. "Er hat das Heft in der Hand." Und deshalb hätte er es wohl gerne, wenn Schmauser diese Aufgabe übernehmen würde. "Und deshalb gehen auch wir jetzt in den Wahlkampf. Noch vor Dreikönig fangen wir an."
 

 

Kai Bader