Pfaffenhofen
"Ziag o!"

23 Männer und 3 Frauen treten gegen einen Betonbrocken an – und werden angefeuert

20.09.2012 | Stand 03.12.2020, 1:03 Uhr

 

Pfaffenhofen (DK) Millimeter können über Sieg oder Niederlage entscheiden. So auch beim Steinheben auf dem Pfaffenhofener Volksfest, bei dem sich neben 23 männlichen Schwer- und Leichtgewichten sogar drei Frauen an die gewaltige Last trauten.

150 Kilogramm wiegt der Betonbrocken, den zarte Damenhände in die Höhe hieven mussten. Lautstark unterstützt dabei wurden die heuer lediglich drei jungen Frauen, die als erste auf dem gewichtigen Podest starteten, von mehreren tausend Volksfestbesuchern im Stiftl-Zelt. Freilich war schon zu Beginn klar, dass jede der jungen Damen nach den beiden Durchgängen einen der drei Geldpreise samt strahlendem Pokal mit nach Hause nehmen wird. Siegerin wurde schließlich Simone Prüfer (Foto), Kfz-Mechanikerin aus Langenbruck, die den Stein auf eine Höhe von 53,66 Zentimetern brachte. Als Zweite positionierte sich die Pfaffenhofener Krankenschwester Susi Kloiber (35,17). Dritte wurde das brasilianische Au-Pair-Mädchen Clarissa Uma (5,15).

Deutlich länger dauerte der Wettkampf, den die teils muskelbepackten Mannsbilder unter sich ausmachten. Stolze 254 Kilogramm mussten die Männer bezwingen und sich dabei die liebevoll-spöttisch bis bewundernden Kommentare des neuen Fest-Moderators Klaus Benz, anhören, der seinem Spitznamen „Lebender Lautsprecher“ alle Ehre machte. Weitaus sachlicher hielten es da die Experten für das Steinheben: Christian Boll und Heinz Ollesch, zwölffacher Deutscher Meister der Strongmen. Dessen Aufgabe war es, den Hebegriff auf den jeweiligen Kandidaten einzustellen. „Es braucht vor allem einfach nur Kraft“, weiß der Schwerathlet aus Erfahrung, danach käme erst die Kondition. Mit solchen Voraussetzungen haben auch Anfänger eine gewisse Chance auf spontanen Erfolg.

Je nach Kondition und Körpergröße muss vor dem Hebeakt der Griff eingestellt werden. Die Profis heben von weit unten, die Anfänger etwa kniehoch. „Ziag o, ziag o!“, schrie dann das durchwegs faire Publikum, so dass auch die steinhebenden Anfänger keine Scheu haben mussten, als Blamierte dazustehen, wenn es nur für Millimeter oder Zentimeter Höhe reichte. Und wie sie dann zogen! „Bis der Unterhosengummi reißt“, scherzte Benz. Und das war noch einer seiner zurückhaltenderen Kommentare.

Im zweiten Durchgang trennte sich die Spreu vom Weizen und einige Teilnehmer aus der ersten Runde mit mageren Ergebnissen überraschten mit unerwarteten Höhenzügen. Bei den Herren in der Körpergewichtsklasse Leichtgewicht siegte der Pörnbacher Versicherungsmakler Lukas Schneider (44,79), es folgte der Dachauer Kai Döring (41,51) vor Stefan Degasperi (40,32), der aus München zum Wettbewerb anreiste. In der Schwergewichtsklasse bekam den Siegerpokal Uwe Schenn (63,77) aus Großmehring, an zweiter Stelle landete der Reiskirchener Felix Ebinger (60,05), gefolgt von Vehbi Davul (59,13) aus Pfaffenhofen.

Wie in so vielen Dingen galt jedoch auch beim Volksfest-Steinheben: „Mitmachen ist alles“. Und jeder der sich zutraute, einen derart schweren Klotz auch nur ansatzweise zu heben, ging mit stolzgeschwellter Brust von der Bühne.