Geisenfeld
Zeugnis lebendiger Stadtgeschichte

07.07.2011 | Stand 03.12.2020, 2:39 Uhr

Geisenfeld (GZ) Gehörig vorgeprescht ist der Geisenfelder Stadtrat mit seinen möglichen Zukunftsplänen für das alte Rathaus in seiner Klausursitzung. Das Hopfen- und Heimatmuseum soll womöglich aus dem alten Rathaus weichen – und darüber ist der Förderverein alles andere als glücklich.

Mit den einzigen beiden Gegenstimmen der Klausursitzung endete dieser Teil der Besprechung. Dagegen waren Josef Rockermeier (CDG) und Hans Schranner (CSU) – und das aus „gut nachvollziehbaren Gründen“, wie Schranner sagt. 1982 hat die Verwaltung das alte Rathaus verlassen und dem Museumsverein erlaubt, die Räume für eine Ausstellung zu nutzen. Tausende Exponate befinden sich inzwischen darin – an einem Ort, der von städtischer Historie förmlich umweht wird.

„Dieses Haus ist Zeugnis von 350 Jahren lebendiger Geschichte. Wir wollen das nicht einfach so aufgeben, zumal wir als Verein bislang gar nicht richtig dazu angehört worden sind“, erläutert Schranner, Stadtrat und gleichzeitig Zweiter Vorsitzender des Fördervereins, seine Gegenstimme.

Der Erste Vorsitzende ist Karl Steinberger – und der war bei der Besprechung nicht vor Ort. „Ich habe aus der Zeitung davon erfahren“, bemängelt er. Den Umzug des Museums heißt er nicht für gut. „Das Gebäude selbst ist für sich eine Ausstellung, und noch dazu eine am absoluten Paradeplatz der Stadt“, sagt er. Er will den Standort halten und nicht wie von den Stadträten angedacht in den Klosterstock umziehen. Genauer will er sich dazu noch nicht äußern. „Wir kommen am Dienstag zur Vorstandssitzung zusammen. Erst danach wissen wir mehr“, verweist er auf die noch unausgegorene Position des Vereins.

Schranner kann sich ein Zusammenwirken des Museum mit städtischen Einrichtungen im Erdgeschoss des Gebäudes durchaus vorstellen. Er sträubt sich auch nicht völlig gegen neue Lösungen. „Aber es muss mit Bedacht geschehen. Ansonsten kann hier in kurzer Zeit viel kaputtgemacht werden, was in ehrenamtlicher Arbeit aufgebaut wurde.“

Bürgermeister Christian Staudter (USB) kann die Skepsis nachvollziehen. „Aber es ist viel zu früh, sich aufzuregen. Es sind nur Vorschläge und Optionen, die wir uns ausgedacht haben. Über alles wird noch gesprochen und debattiert – und natürlich erst ein neuer Weg beschlossen, wenn alles abgesprochen und in trockenen Tüchern ist“, sagt er. Bis dahin gelte es, bei den Fakten zu bleiben. „Das alte Rathaus ist ein Sanierungsfall“, stellt das Stadtoberhaupt eine Tatsache fest, die niemand bestreitet. Das Gebäude mus grundlegend renoviert werden. Daher ist das Büro Hlady auch schon mit der Bestandsanalyse befasst, die sie vermutlich in zwei bis drei Monaten abschließen wird. Eine finanzielle Hausnummer für die Sanierung nennt Staudter auch: Rund 1,5 Millionen Euro wird das Projekt kosten, grob geschätzt zumindest.

Dass die Stadt angesichts eines derartigen Kraftakts danach auch eine angemessene Nutzung und damit einen Mehrwert für das alte Rathaus anstrebt, bezeichnet Staudter als ganz normal. „Den Aufwand für ein Museum, das nur sporadisch geöffnet hat? Das kann ja nicht sein“, sagt er und erwägt, das Bürgerbüro an dieser exponierten Stelle neu zu etablieren und außerdem gewerbliche Nutzung und einen Laden zuzulassen.

„Es ist die perfekte Lage für so etwas. Wir lassen uns daher nicht von einem Verein vorschreiben, was wir zu tun haben. Wir werden das Beste entscheiden und dabei sollten sich alle Seiten entgegenkommen“, fordert Staudter. Für ausgeschlossen hält er es übrigens nicht, dass das Museum seinen Platz behält. „Das ist eine Option. Vielleicht bleibt es auch an Ort und Stelle.“