Neuburg
Zeppelinpost und "Schwarze Eins"

Neuburger Briefmarkensammlervereinigung wird 75 – Sonderschau im Schloss

19.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:13 Uhr

Neuburg (r) „Briefmarken erzählen Geschichte und Geschichten.“ Richard Linzi muss es wissen, denn der Elektromeister sammelt seit 60 Jahren. Der Altmeister zählt zu den Stützen der Briefmarkensammlervereinigung Neuburg. Am kommenden Wochenende feiert der Verein sein 75-jähriges Bestehen.

Bei den Jungen stehen soziale Netzwerke hoch im Kurs, Briefmarkensammeln gilt als altmodisch. Deshalb ist auch der Neuburger Verein ein bisschen „überaltert“. Zum runden Geburtstag hat sich Vorsitzender Jürgen Roth mit seiner Mannschaft einiges einfallen lassen. Es gibt Pressearbeit, eine stattliche Festschrift und eine Ausstellung im Schloss.

Die Vereinigung ist am 8. Januar 1939 im Hotel Krone gegründet worden. „Wir wollen daran erinnern und zeigen, dass Sammeln die Allgemeinbildung fördert“, sagt Jürgen Roth.

Am Freitagabend ab 18 Uhr feiert der Verein mit seinen 67 Mitgliedern mit einem Abendessen im Vereinslokal Aßmann-Kreil. Um die Bevölkerung teilhaben zu lassen, haben die Spezialisten für kommenden Samstag, 20. September, sowie am Sonntag eine Ausstellung im Neuburger Schloss organisiert. In der kleinen Dürnitz zeigt man ab neun Uhr Besonderheiten diverser Sammlungen. Weil gleichzeitig Töpfermarkt ist, gehen die Veranstalter von regem Besuch aus. Es gibt ein Weißwurstessen und einen Besuch von OB Bernhard Gmehling.

„In dieser zweitägigen Ausstellung möchte sich unser Verein an die Öffentlichkeit wenden“, so Vereinschef Jürgen Roth. Der Verein zeige einen Rückblick auf die 75 Jahre seiner Geschichte. Die Mitglieder zeigen ihre „Schätze“ und bringen so ihre Freude und Begeisterung am Sammeln zum Ausdruck, so Roth. Fürstenbriefe Neuburgs aus dem 16. und 17. Jahrhundert seien dabei sowie Bahnpost aus Deutschland und China, Zeppelinbriefe, moderne Privatpost, Markenheftchen und amtliche Postkarten.

Richard Linzi hat seine Briefe dabei, die die Crew von Zeppelin Nr. 127 in den 20er Jahren auf ihren Flugreisen von Friedrichshafen nach Los Angeles und Tokio abstempelte und abschickte. Die Sammelleidenschaft des Neuburger Experten hat ein bisschen nachgelassen. Er informiert sich aber im Michel-Katalog, verfolgt Börsen, erhält regelmäßig Auktionskataloge und tauscht hin und wieder mit Kollegen.

Richard Linzis Schätze füllen Schrankwände. Natürlich hat er auch den „Schwarzen Einser“ dabei, die erste deutsche Briefmarke von 1849, und die bekannte Posthornserie. Marken aus den vier Besatzungszonen nach dem Zweiten Weltkrieg verdeutlichen ebenso deutsche Geschichte wie die ersten Marken der neugegründeten Bundesrepublik und der DDR. Marken aus aller Herren Länder, Motivserien über Landschaften, Tiere, Denkmäler, Erfindungen, Künstler und andere Persönlichkeiten vervollständigen das Spektrum. Was wird später aus der Linzi-Sammlung? „Keine Ahnung“, sagt der Altmeister, „vielleicht macht einer weiter.“