Pfaffenhofen
Zentrale Großküche für Kitas und Schulen

Stadt Pfaffenhofen stößt Gemeinschaftsprojekt zur Mittagsverpflegung mit Landkreis und Ilmtalklinik an

17.01.2020 | Stand 23.09.2023, 10:06 Uhr
Bei der Mittagsverpflegung in Kindertagesstätten und Schulen gibt es Überlegungen der Stadt Pfaffenhofen, gemeinsam mit dem Landkreis und der Ilmtalklinik eine zentrale Verteilküche zu errichten und zu betreiben. Über 60 Einrichtungen im Landkreis haben schon unverbindlich ihr Interesse an einer solchen regionalen Essensversorgung bekundet. −Foto: Hirschberger/dpa

Pfaffenhofen - Die Stadt Pfaffenhofen, der Landkreis und die Ilmtalkliniken überlegen, mittelfristig eine gemeinsame Verteilküche für Kindergärten, Schulen und das Krankenhaus einzurichten.

Das Ziel soll die Versorgung mit abwechslungsreichen Mahlzeiten aus regionalen Produkten sein. Die Speisen sollen zentral zubereitet, gekühlt und dann in den jeweiligen Einrichtungen wieder aufgewärmt werden. Da die Planungen aber noch ganz am Anfang stehen, gilt eine Umsetzung frühestens in vier Jahren als realistisch. Auch die Fragen des Standorts, der Kosten sowie der tatsächlichen Beteiligung des Landkreises sind noch nicht abschließend geklärt.

Bei den Betreuungseinrichtungen im Landkreis aber stößt die Idee bereits auf großes Interesse. Das zeigt eine Bestandsanalyse, die am Donnerstagabend im Pfaffenhofener Stadtrat vorgestellt wurde: Bei dieser Erhebung, bei der alle Kindertagesstätten, Ganztagsschulen und Mittagsbetreuungen im Landkreis angefragt wurden, haben über 60 Einrichtungen ihr Interesse bekundet. Unterm Strich ergibt sich demnach ein Bedarf an bis zu 15600 Mahlzeiten pro Woche. "Allein bei den Pfaffenhofener Einrichtungen sind es schon 5600 Essen", berichtet Kathrin Maier, städtische Amtsleiterin für Familie, Bildung und Soziales. Zusammen mit der Ilmtalklinik an den Standorten Pfaffenhofen und Mainburg sowie der Danuviusklinik wären es sogar über 19000 Essen pro Woche. Das wären fast doppelt so viele Mahlzeiten, wie bislang als Untergrenze einer wirtschaftlich darstellbaren Verteilküche angenommen wurden. Wobei die Interessensbekundungen bislang noch unverbindlich sind - und am Ende auch eine Frage des Preises sein dürften: Bei den wichtigsten Kriterien für das Verpflegungskonzept wurde von den befragten Einrichtungen neben der Verwendung von regionalen und saisonalen Produkten vor allem auch ein angemessener Preis besonders oft angekreuzt. Aktuell bezahlen Kindergärten im Landkreis durchschnittlich 3,20 Euro pro gelieferter Mahlzeit.

Derzeit laufen die Vorgespräche zwischen Landkreis, Krankenhaus und Stadt, wie Maier berichtet. "Dabei ist der Standort noch ein großes Thema", so die Amtsleiterin. Am Anfang stehe nun die Grundsatzfrage, ob es Möglichkeiten im Rahmen der Generalsanierung der Ilmtalklinik gibt oder ob ein Neubau wirtschaftlicher sei. "Im nächsten Schritt soll dann ein Planungsbüro beauftragt werden, das die Akteure im Hinblick auf wirtschaftliche, funktionelle, rentable und notwendige Infrastruktur beraten soll", so Maier. Sprich: Es soll eine Machbarkeitsstudie geben. "In der zweiten Jahreshälfte sollen die Überlegungen dann konkreter werden", kündigt Bürgermeister Thomas Herker (SPD) an.

Auch das Votum des Kreistags steht noch aus. Aber die Idee wurde bereits im vergangenen Jahr bei einer Bürgermeisterdienstbesprechung vorgestellt. "Und es gibt großes Interesse seitens der Nachbargemeinden und insbesondere des Landkreises", fasst Herker die bisherigen Gespräche zusammen.

Dass die Stadt Pfaffenhofen so eine Großküche anstößt, kommt übrigens nicht von ungefähr: Bislang kocht die Ilmtalklinik für die städtischen Kindergärten. Und damit sei man eigentlich "sehr zufrieden", so Maier. Doch aktuell werden allein im Stadtgebiet zwei neue Kitas gebaut und es gibt auch immer mehr Ganztagsangebote an Schulen, womit auch der Bedarf an Mittagsverpflegung steigt. "Aber die Ilmtalklinik hat die Kapazitätsgrenze erreicht", so Maier. Und weil dem Krankenhaus sowieso eine Generalsanierung ins Haus steht, entstand so die Idee des Gemeinschaftsprojekts.

Die Stadt verspricht sich zudem mehr Einflussnahme auf das, was auf den Teller kommt. Denn als vor gut drei Jahren die Mittagsverpflegung der neuen Grund- und Mittelschule ausgeschrieben wurde, hatte die Stadt beim gesetzlich vorgeschriebenen Vergabeverfahren unter anderem Tiefkühlkost ausgeschlossen, damit frische und regionale Produkte bevorzugt werden. Ein führender Hersteller von Tiefkühlmenüs ist juristisch dagegen vorgegangen - mit Erfolg: Die Vergabekammer kassierte die Beschränkung ein und der Großkonzern aus Nordrhein-Westfalen bekam gegen den Willen der Stadt als wirtschaftlichster Bieter den Zuschlag für seine Tiefkühl-Mahlzeiten.

Mit der zentralen Verteilküche im Eigenbetrieb wären solche Vergaben nicht mehr notwendig. Und so will Pfaffenhofen einerseits Qualitätsstandards für ausgewogene Ernährung sicherstellen, andererseits einen dauerhaften Absatzmarkt für regionale Öko-Landwirte schaffen.

Der Stadtrat jedenfalls war begeistert: "Das ist eine Super-Planung", betonte etwa Marianne Kummerer-Beck (SPD) als zuständige Referentin. "Wir begrüßen, dass viele Akteure eingebunden sind", lobte Martin Rohrmann (CSU). Und Markus Käser (SPD) schwebte - im zweiten Schritt - sogar eine gemeinsame Mensa von Grund- und Mittelschule, Gymnasium und Realschule vor.

PK


 

Michael Kraus