Ingolstadt
Zeichen für Wohlstand in der Region

30.07.2010 | Stand 03.12.2020, 3:49 Uhr

Modegeschichte zum Anfassen: Alexandra Reif und Claudia Böhnel (von links) zeigen im Rahmen der neuen Ausstellung "Fakten" im Ingolstädter Stadtmuseum ihre Gewänder, die sich an historischen Vorbildern orientieren. - Foto: Stadik

Ingolstadt (ms) Die neue Ausstellung "Fakten" im Stadtmuseum zeigt die Vielfalt der angewandten Kunst und nimmt dabei Bezug auf die Entwicklung des Handwerks in Ingolstadt. Zugleich sind die Exponate auch ein Indiz dafür, wie wohlhabend die Region seit Jahrhunderten ist.

Die lange, glanzvolle Tradition des Kunsthandwerks in Ingolstadt ist ungebrochen: Die Keramikmeisterin Susanna Smyczek-Schuhmann bildete von 1992 bis 1995 ihren ersten Lehrling aus. Nun stellt sie gemeinsam mit Stefan Motzke außergewöhnliche Krüge, Schalen und andere Töpfererzeugnisse im Ingolstädter Stadtmuseum aus. "Das ist eine sehr schöne Entwicklung", erläutert die Keramikmeisterin und Lehrbeauftragte an der Universität Eichstätt. Um Nachwuchs ist ihr nicht wirklich bang: "Es kommen immer wieder junge Menschen in unsere Werkstätten", erzählt Susanna Smyczek-Schuhmann, die vor zwei Jahren den Anstoß zum Verein "Fakten – Forum für angewandte Kunst in der Region 10" gab.

 
Alle zehn Vereinsmitglieder und zwei Gäste präsentieren seit der Eröffnung am Freitagabend ihre Arbeiten unter dem Titel "Fakten" im Stadtmuseum. Die Exponate sind auf mehrere Räume verteilt und in die aktuellen Ausstellung "Meisterwerke in Serie – Kunst und Handwerk einer Residenzstadt" eingebunden. So entsteht ein Miteinander von Alt und Neu. Wobei sich das eine nur schwer vom anderen trennen lässt: Die Bekleidungsschneiderin Alexandra Reif beispielsweise zeigt ein rotes Seidenkleid im Empirestil, dessen weit oben liegende Taille an den Beginn des 19. Jahrhunderts erinnert. Ihre Kollegin Claudia Böhnel, die 2008 Gewänder für das 1. Ingolstädter Herzogsfest schneiderte, trägt mit einem roten Straßenmantel (etwa aus dem Jahr 1810) ebenfalls zu dem kleinen Streifzug durch die Modegeschichte bei.

"Es gibt immer mehr Kunden, die nicht billig und von der Stange kaufen wollen", berichtet Claudia Böhnel. Und Alexandra Reif ergänzt: "Nach meinen Beobachtungen wächst der Bedarf an Schneiderinnen in der Region." Auch Beatrix Schönewald, die Leiterin des Stadtmuseums, erkennt durchaus eine Nachfrage für das Besondere: "Es ist ein Zeichen für Wohlstand, dass sich die Kunsthandwerker in der Region etablieren können", beobachtet die Historikerin, die mit den aktuellen Ausstellungen darauf hinweisen will, dass Ingolstadt nicht nur eine Garnisonsstadt, sondern in der Tradition von Herzog Ludwig dem Bärtigen auch ein Zentrum der Kultur und Kunst ist.

Die Ausstellung "Fakten" ist noch bis zum Sonntag, 12. September, im Stadtmuseum zu sehen. Gezeigt werden Exponate von den Vereinsmitgliedern Claudia Böhnel (Bekleidungstechnikerin), Florian Götzger & Antonia Witte (Restauratoren), Stefan Motzke (Keramiker), Alexandra Reif (Bekleidungsschneiderin) Matthias Reif (Karosseriebauer), Elisabeth Riegler (Bildhauerin), Susanna Smyczek-Schuhmann (Keramikmeisterin), Klaus Stuhlreiter (Buchbindermeister), Horst Werschetzki (Grafiker) sowie den Gastausstellern Doris Grimm (Goldschmiedin) sowie Toni Roith (Schlossermeister).