Ingolstadt
Zehn Jahre nach Orkan "Kyrill" stehen die Wälder wieder gut da

17.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:47 Uhr

Ingolstadt (DK) Dutzende Tote, verwüstete Wälder und Schäden in Milliardenhöhe - mit mehr als 200 Kilometern pro Stunde fegte Orkan "Kyrill" heute vor zehn Jahren über Europa hinweg. 47 Menschen starben, elf davon in Deutschland.

Hierzulande fielen dem Naturereignis rund 75 Millionen Bäume zum Opfer, fast die Hälfte aller Schäden verzeichnete Nordrhein-Westfalen. Bayern und die Region blieben ebenfalls nicht verschont. Daran erinnert sich auch Harald Textor. Der Oberforstdirektor des Wittelsbacher Ausgleichsfonds erzählt, wie gegen 21 Uhr "Kyrill" seinen Höhepunkt erreichte. "Normale Bäume halten 120 bis 130 Stundenkilometer aus, rein physikalisch können sie bei Orkanstärken keinen Widerstand leisten."

Besonders dort, wo der Wind über die freie Fläche auf einen Wald traf, waren die Verluste sehr zahlreich. "Wir hatten insgesamt 10 000 Festmeter gebrochenes oder entwurzeltes Holz, das entspricht einem Zehntel unseres normalen Holzeinschlags. 20 bis 30 Prozent davon war überhaupt nicht mehr verwertbar." Der Holzpreis lag vor "Kyrill" stabil bei etwa 100 Euro pro Festmeter. "Die Holzpreisdepression hat fünf Jahre lang gedauert", berichtet Textor. "Schuld ist der Klimawandel. Solche Orkane hat es früher nicht gegeben." Die zerstörten Flächen sind wieder aufgeforstet, die teilweise 80 Jahre alten Buchen kommen aber freilich nicht wieder zurück.

Damals hatten die Feuerwehren alle Hände voll zu tun. In Denkendorf im Landkreis Eichstätt wurde ein Autofahrer in seinem Wagen zwischen Bäumen eingeklemmt - er blieb unverletzt. Weil eine Schilderbrücke am Autobahndreieck Holledau auf die Straße gekracht war, blieb die A 9 in Richtung München für eine Stunde gesperrt. Die Bahn stellte ab 18 Uhr ihren kompletten Betrieb ein, weshalb Zugreisende überall in der Republik die Nacht in den Zügen verbringen mussten. Und die Schüler hatten schulfrei.

Einen extrem hohen finanziellen Schaden richtete "Kyrill" an den Solarparks in Haunsfeld und Untermöckenlohe (Landkreis Eichstätt) an. Der Betreiber erklärte damals, dass die Solarparks "grundsätzlich sturmsicher" seien. "Kyrill" sei aber jenseits dessen gewesen, was berechenbar gewesen sei. Der Schaden lag bei vier Millionen Euro. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft schätzt den in Deutschland versicherten Schaden insgesamt auf 2,4 Milliarden Euro.