Manching
Zauberer, Seilgänger und Kommentator

Franz Gmelch ist seit einem halben Jahrhundert im Manchinger Fasching aktiv

27.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:44 Uhr

Gang übers Seil: Franz Gmelch beim Manchinger Faschingszirkus mit Tochter Karin (Mitte). - Fotos: privat

Manching (DK) Es ist der Traum eines jeden Biertrinkers: Mit einer Halbe zwei Maß einschenken. Rein physikalisch ist das natürlich unmöglich. Doch Franz Gmelch weiß, wie es geht. "Da ist natürlich ein Trick dabei", verrät der langjährige frühere Manchinger Gemeinderat. In den Maßkrügen ist ein hohles Glas befestigt, das man von außen nicht sieht - schon funktioniert die wunderbare Biervermehrung.

Mit Tricks wie diesen kennt sich der 65-Jährige aus. Denn der gebürtige Wolnzacher und sein Bruder haben als Jugendliche schon beim Zirkus Tonelli ihre Zauberkunststücke vorgeführt. Der in den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts aus einer Laune heraus entstandene Faschingszirkus wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von jungen Wolnzachern wiederbelebt und begeistert (mit einigen Jahren Unterbrechung) bis heute alljährlich am Unsinnigen Donnerstag die Zuschauer.

Ab Mitte der 60er-Jahre wurde Franz Gmelch verzaubert. Sein Bruder ließ ihn auf unerklärliche Weise auf der Bühne verschwinden. Heute muss er selber ein wenig schmunzeln, wenn er die alten Fotos aus dieser Zeit betrachtet. "Ich bin in einer Kiste gesessen", kann er jetzt, mehr als ein halbes Jahrhundert später, freimütig zugeben. Das Utensil wurde übrigens vor einigen Jahren durch einen Zufall in Manching wieder entdeckt.

Dorthin hat es ihn im Alter von 15 Jahren verschlagen. Gmelch trat auch beim ersten Manchinger Faschingszirkus mit einigen Zauberkunststücken auf. "Einmal haben wir Spatzen gefangen. Die sind dann bei einer Kindervorstellung aus einer Kiste herausgeflogen", erinnert er sich. Parallel zum Zaubern lernte Gmelch noch in Wolnzach, auf dem Seil zu balancieren. "Jeden Tag haben wir in einem alten Stadel trainiert", erzählt er. Einmal war die Spannung des Seils so stark, dass einer der Eckpfosten weggezogen wurde. Mit einem Bulldog wurde das Malheur beseitigt und der Pfosten dann richtig verankert. Das intensive Training hat sich ausgezahlt. So ging er sogar blind, mit einer Kapuze über dem Kopf, oder mit seiner Tochter Karin auf den Schultern übers Seil. "Schwierig ist es, mit dem Regenschirm zu balancieren", weiß Gmelch aus langjähriger Erfahrung. Übrigens ist auch Slacklinen was ganz anderes. "Das sind zwei paar Stiefel", weiß Gmelch: Das Seil schwingt bei Weitem nicht so stark. Doch auch für andere Späße war er immer zu haben: So steckte er bei einem Faschingsball beispielsweise in einem Kuhkostüm oder baute für einen Umzug ein Energiesparauto zum Treten.

Mitte der 70er- bis Mitte der 80er-Jahre war Gmelch im Komitee der Manschuko und als Hofmarschall aktiv - ein Amt, das jetzt sein Sohn bekleidet. Dabei war er durchaus innovativ. So war er der erste, der ein Tonband direkt an der Anlage einer Band angesteckt hat, anstatt die Musik über ein Mikro aufzunehmen. Der Manschuko, die bekanntlich heuer ihr 50-jähriges Bestehen groß feiert, ist Gmelch seit seinem ersten Auftritt vor einem halben Jahrhundert treu geblieben. Noch heute kommentiert er den Umzug, ein Faschingshighlight jedes Jahr. Nur eines bedauert Gmelch: "Die Faschingsbälle sind weniger geworden und nicht mehr so gut besucht."