Zandt
Zandt ist älter als gedacht

Bei der Erstellung der Ortschronik stößt Konrad Schießl auf bislang unbekannte Fakten

09.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:58 Uhr

Anhand einer Karte können historisch Interessierte die Grenzsteine rund um Zandt aufsuchen und die mehr oder weniger erhaltenen Beschriftungen begutachten. Einige der Steine sind allerdings nicht mehr vorhanden. ‹ŒRepro: privat

Zandt (DK) Mit einem interessanten Vortrag wartete Konrad Schießl, Hauptinitiator der in der Entstehung befindlichen Chronik von Zandt, auf. Er besprach vor einem interessierten Publikum einige Themen des Werkes.

Eingangs befasste er sich mit dem Alter und der Namensgebung von Zandt. Fest steht demnach, dass die bislang geltende erste urkundliche Erwähnung aus dem Jahr 1245 vordatiert werden muss. Nach der Herleitung des Ortsnamens entsprechend der Sprachentwicklung geht Zandt auf "zant", was so viel wie Zahn bedeutet, zurück. Es hat im zwölften Jahrhundert offenbar eine Siedlung "am zahnförmigen Berg" gegeben, was nur der "Schlossberg" gewesen sein kann - der heutige Bitzer Berg. Der ist allerdings 1954 zu einem großen Teil gesprengt worden.

Zu diesem Ergebnis kommt auch Dr. Antonius Reith, der kürzlich das "Historische Ortsnamensbuch für den Altlandkreis Eichstätt" herausgebracht hat (wir berichteten). Da schriftliche Überlieferungen von Personen eindeutig früher datiert sind, ist auch das Alter von Zandt vor das zwölfte Jahrhundert zu datieren: Da wären "Qudalricus Zant", der zwischen 1065 und 1090 ohne genaue Zuordnung erwähnt wurde, oder "Luitpolt de Zante", der um 1130 genannt wird. Konrad Schießl kann neueste Altersdatierungen urkundlich belegen. Sie sind in den Jahren 1160 bis 1172 ausgefertigt worden und beziehen sich auf "Wernherus de Zant", "Ilsunc" oder "Ilsung de Zante" und "Wernherus cognomento Zant".

Hinweise vermittelt auch der Zandter Kirchturm. Untersuchungen einer Fläche, die vom Putz befreit wurde, haben ergeben, dass der Turm aufgrund der Art der Quadersteine und der Farbe des Mörtelbandes aus dem zwölften Jahrhundert stammt. Eine genaue Bewertung will der an den Untersuchungen beteiligte Kreisheimatpfleger Dr. Karl Heinz Rieder erst noch abgeben.

Einen breiten Raum nahm an diesem Abend die "Kurbayerische Defensionslinie" (KDL) von 1702 westlich von Zandt ein, die eine Verbindung zum Spanischen Erbfolgekrieg (1701 - 1714) hat. Ursprung des Ganzen war der Tod des damaligen spanischen Königs, eines Habsburgers, ohne einen Thronfolger zu hinterlassen. Kurfürst Maximilian II. Emanuel hoffte auf seinen Sohn Joseph Ferdinand als König, doch auch der starb plötzlich. Die folgenden diplomatischen Wirrungen führten zu einem Bündnis mit Frankreichs König Ludwig XIV., der Kurbayern letztlich militärischen Beistand gewährte. Eine Folge davon war die "Defensionslinie" an Bayerns damaliger Westgrenze durch einen Erdwall und Waldverhaue. Im Herbst 1702 begann man auf kurfürstlichen Befehl hin mit einem Grenzbefestigungsprogramm, das bei Schönbrunn und Zandt als Grenze zum Hochstift Eichstätt diente.

Unter dem Einsatz Einheimischer und zwangsrekrutierter Schanztrupps aus der Region wurde ein lineares System von Erdschanzen und Waldverhauen errichtet. Es entstand unter anderem von der Donau aus an Zandt vorbei eine rund 400 Kilometer lange Grenzanlage bis hinauf ins Stiftsland. Schönbrunn und Zandt waren besonders gefährdet, und so wurde ein drei Kilometer langer Wallgraben angelegt und mit sechs unterschiedlichen Schanzwerken versehen. Die Grenzanlage verhinderte aber nicht, dass der Krieg verloren wurde, viele bayerische Soldaten starben, und Kurfürst Max Emanuel musste nach Brüssel ins Exil, da sein Kurfürstentum an das Erzherzogtum Österreich fiel. Auch auf die Grenzsteingeschichte der Gemarkung Zandt ging Konrad Schießl ein. Die Standorte der vorhandenen historischen Grenzsteine und den Grenzverlauf zwischen dem Kurfürstentum Bayern beziehungsweise dem Fürstentum und dem Hochstift Eichstätt erklärte Schießl anhand einer Karte auf der Grundlage der Arbeiten von Dr. Karl Röttel. Die zwölf Grenzsteine, die aus den Jahren 1615, 1616, 1719 und 1792 stammen, wurden beschrieben und auf die laufende Nummer sowie auf die jeweiligen Besonderheiten hingewiesen. Schießl hat sie zusätzlich von eins bis zwölf durchnummeriert.