München
Zahl der Covid-Patienten an Beatmungsgeräten vervierfacht

01.11.2020 | Stand 02.12.2020, 10:14 Uhr
Ein Beatmungsgerät steht in einem Zimmer auf einer Intensivstation neben dem Bett. −Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild

Die zweite Corona-Welle bringt auch die bayerischen Krankenhäuser mehr und mehr in Bedrängnis. Der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft, Hasenbein, warnt: „Die Anstiege der letzten zwei, drei Wochen dürfen keinesfalls so weitergehen.“

Die Zahl der Covid-Patienten, die auf Intensivstationen in Bayern beatmet werden, hat sich nach Angaben der Bayerischen Krankenhausgesellschaft innerhalb eines Monats mehr als vervierfacht. „Derzeit werden 224 Covid-Patienten auf einer Intensivstation beatmet“, sagte der Geschäftsführer der Gesellschaft, Siegfried Hasenbein, am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur in München. „Am ersten Oktober waren es 51.“

Die bayerischen Krankenhäuser seien zwar „noch ein gutes Stück“ von einer Überlastung entfernt. „Aber das ist natürlich eine besorgniserregende Entwicklung.“ Insgesamt seien derzeit 1300 nachweislich mit dem Coronavirus infizierte Patienten in einem bayerischen Krankenhaus, 245 von ihnen auf der Intensivstation.

„Man muss mit allen Kräften versuchen, diese steigende Zahl der Infektionen abzuflachen und zu bremsen“, warnte Hasenbein. Die Krankenhäuser gehen davon aus, dass die Zahl der schwer erkrankten Covid-Patienten in den kommenden beiden Wochen weiter steigen wird. „Aus Krankenhaussicht kann ich nur sagen: Die Maßnahmen der Bundesregierung waren richtig“, sagte er. „Es war dringend notwendig, zu reagieren.“

Die bayerischen Kliniken seien zwar „im Rahmen des Möglichen“ gut gerüstet, sagte Hasenbein - „was natürlich nicht heißt, dass man Entwarnung geben kann. Die Anstiege der letzten zwei, drei Wochen dürfen keinesfalls so weitergehen.“

„Wir sind derzeit noch nicht an einer Belegung der Krankenhäuser mit Covid-19-Patienten wie damals im Frühjahr“, betonte Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU). „Aber klar ist: Die Zahlen der Covid-19-Patienten in den Krankenhäusern generell und auch speziell auf den Intensivstationen steigen kontinuierlich. Das haben wir im Blick.“

In Bayern und ganz Deutschland soll von Montag an das öffentliche Leben weitgehend zum Erliegen kommen. Freizeiteinrichtungen, Restaurants und Theater schließen für den November, außerdem greifen strenge Kontaktbeschränkungen. „Wenn wir alle uns jetzt vier Wochen lang zurückhalten, haben wir eine Chance, die Lage zu stabilisieren“, sagte Huml.

Um einer Überlastung des Gesundheitssystems vorzubeugen, gelten in Bayern von Montag an gelten Sonderregeln für digitale Arztbesuche. Medizinische Behandlungen können dann nach Angaben des bayerischen Gesundheitsministeriums auch per Videoschalte stattfinden, wenn „dies aus therapeutischer Sicht möglich ist“. Als Beispiel nannte das Ministerium Logopädie-Einheiten.

„Ziel ist es, auch im medizinischen Bereich die Kontakte zu verringern - wo es ohne Qualitätsverlust möglich ist, sagte Gesundheitsministerin Huml.

Auch in Bayern steigen die Zahlen der Corona-Neuinfektionen seit Wochen an. Am Wochenende wurde die Gesamtzahl von 100 000 Infektionen im Freistaat seit Beginn der Pandemie überschritten, am Sonntag lag sie nach Angaben des bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit bei 107 366. Im Freistaat sind bislang 2806 Corona-Infizierte gestorben.

Die bayerische Corona-Landkarte ist mittlerweile fast vollständig rot oder dunkelrot gefärbt. Nur noch der Landkreis Amberg-Sulzbach befand sich am Sonntag nach RKI-Angaben mit einer Inzidenz von 36,9 nicht in einer der beiden höchsten Warnstufen. Die rote Warnstufe gilt ab einem Wert von 50, die dunkelrote ab einer Inzidenz von 100.

Am höchsten lag der Sieben-Tage-Wert bei den Corona-Infektionen zuletzt im Landkreis Rottal-Inn. Dort sank er nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) am Sonntag unter die Marke von 300 - auf 293 Fälle pro 100 000 Einwohner innerhalb der vergangenen sieben Tage. Am Vortag waren es noch 304,5 gewesen.

Bayerische Krankenhausgesellschaft

dpa