Berlin
Zahl der Arbeitsunfälle geht zurück

Schichtdienst und höheres Alter als größte Risiken Die meisten Todesopfer in der Landwirtschaft

24.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:54 Uhr

Berlin (DK) Trotz sinkender Zahl von tödlichen Arbeitsunfällen werden immer mehr ältere Menschen Opfer von Unglücken am Arbeitsplatz mit tödlichem Ausgang. Insgesamt kamen im Jahr 2016 557 Menschen bei der Arbeit ums Leben.

Das ist ein Rückgang um 31 Prozent gegenüber 2007. In der Altersgruppe der 60- bis 65-Jährigen stieg die Zahl im vergangenen Jahr auf 41 Todesopfer an. Das waren fast doppelt so viele (plus 47 Prozent) wie vor zehn Jahren.

In der Altersgruppe 65 und älter kam es zu 85 tödlichen Unfällen, 55 Prozent mehr als 2007. Dies geht aus einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsfraktion hervor, die unserer Berliner Redaktion vorliegt. Es sei "unverantwortlich, Menschen immer länger arbeiten zu lassen, in Betrieben, die anscheinend auf eine älter werdende Belegschaft nicht vorbereitet sind", erklärte Jutta Krellmann, Arbeitsmarktexpertin der Links-Fraktion, gestern. "Das Renteneintrittsalter muss zwingend auf 65 gesenkt werden und die Arbeitsbedingungen in den Betrieben müssen alterns- und altersgerecht gestaltet werden", forderte sie als Konsequenz aus den Zahlen.

Pro eine Million Arbeitsstunden ereigneten sich im vergangenen Jahr 13,9 Unfälle, ein Rückgang um knapp 18 Prozent gegenüber 2007. Besonders hoch ist das Risiko auf dem Bau mit 35,2 Arbeitsunfällen pro eine Million Arbeitsstunden. Die meisten tödlichen Unfälle (133) ereigneten sich in der Landwirtschaft.

Wie das Arbeitsministerium weiter mitteilte, gibt es eine enge Verbindung von Fehlhandlungen und arbeitsbedingten Unfällen und der Arbeitszeit. Das Risiko von Unfällen steige "jenseits der achten Arbeitsstunde stark an", heißt es in der Antwort. Arbeitszeiten von mehr als zehn Stunden täglich würden als "riskant" eingestuft. Auch Nacht- und Schichtarbeit machen das Arbeiten gefährlicher. Bei Beschäftigten mit täglich oder wöchentlich variierenden Arbeitszeiten sei das Unfallrisiko "erhöht".

Krellmann kritisierte vor diesem Hintergrund den Ruf der Arbeitgeber nach flexibleren Arbeitszeiten scharf. "Wer das Arbeitszeitgesetz aufweichen will, nimmt Unfälle in Kauf. Acht Stunden Arbeit pro Tag und 40 in der Woche sind genug. Alles andere ist eine gesundheitspolitische Geisterfahrt."