Riedenburg
Wunderwerk Schreibmaschine

Der Riedenburger Sammler Felix Gottwald stellt seine Prachtexemplare in Kelheim aus

02.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:17 Uhr

 

Riedenburg/Kelheim (jbd) Die faszinierenden Schreibmaschinen des Riedenburger Sammlers Felix Gottwald sind derzeit in Kelheim zu sehen. Die Ausstellung mit den technischen Raritäten ist noch bis einschließlich Freitag geöffnet.

Wer sich für alte mechanische Schreibmaschinen interessiert oder einfach nur in Erinnerungen schwelgen möchte, sollte die Schalterhalle der Sparkasse am Kelheimer Ludwigsplatz aufsuchen. Dort kann man während der Öffnungszeiten Meisterwerke der Technik bewundern.

Es macht sich unweigerlich ein Hauch Nostalgie breit, wenn man inmitten moderner Kontoauszugsdrucker und Geldausgabeautomaten auf die elf ausgestellten Schreibmaschinen blickt. Denn deren Herstellungsdaten reichen teilweise bis in die erste Hälfte des vergangenen Jahrhunderts zurück.

Zu verdanken ist die Schau Felix Gottwald. Der Sammler ist in Riedenburg bestens bekannt, weil er von 1984 bis 2011 in der Dreiburgenstadt gewohnt hat. Wenn der 86-Jährige vor seinen historischen Schreibmaschinen steht und begeistert zu erzählen beginnt, merkt man ihm sofort seine Leidenschaft für die betagten Apparate an.

Zu Spitzenzeiten hatte Gottwald 275 Exemplare gehortet. Ein eigener Kellerraum musste für dieses Hobby herhalten. „Das Wohnzimmer und das Schlafzimmer waren passé“, sagt der rüstige Rentner lächelnd, um zugleich hinterherzuschieben, dass es der Ehepartner eines Sammlers nicht immer leicht habe.

Seine Sammlung hat er nun aus Altersgründen weitgehend aufgelöst. Etwa 25 Schreibmaschinen hat er noch in seinem Besitz. Viele davon stehen im Klingenden Museum in Riedenburg. Auch die Exemplare, die derzeit in der Sparkasse ausgestellt sind, werden dort ihren Platz wieder einnehmen. Es ist übrigens das erste Mal, dass sie auf diese Weise der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Gottwald weist auf die Vielseitigkeit der Maschinen hin. Die Technik, die in ihnen steckt, sei für den Laien auf den ersten Blick oft nicht erkennbar. Ihm sei es einfach wichtig, zu zeigen, was es alles gab. „Elektrische Maschinen interessieren mich überhaupt nicht“, erklärt der eifrige Sammler. Diese Aussage bezieht sich aber nur auf seine Sammelleidenschaft, denn für den Eigengebrauch hat er eine elektrische Maschine, da es sich damit leichter und gelenkschonender schreiben lasse. Gottwald hat den Beruf des Büromaschinenmechanikers erlernt und schon bald Gefallen an den Schreibmaschinen gefunden. Vor etwa 30 Jahren begann er mit dem Sammeln.

Die mechanischen Schreibmaschinen hatten ihren Durchbruch laut Gottwald vor etwa 130 Jahren, maßgeblich beeinflusst durch die amerikanischen Firmen Remington und Underwood. Etliche Typen aus diesen Unternehmen hätten sich erfolgreich verkauft. Bis heute gleich geblieben ist die Tastatur. Die alte Technik kann noch heute begeistern. Gottwald selbst staune immer wieder über die damaligen Versuche, unbedingt von der Handschrift wegzukommen. Heutzutage, meint Gottwald scherzhaft, sei die gute alte Schreibmaschine durch den NSA-Abhörskandal plötzlich wieder gefragt. Der älteste Apparat, den er jemals in seinem Bestand hatte, stammte aus dem Jahr 1898. Aktuell ist seine älteste Schreibmaschine etwa aus dem Jahr 1920.

In Kelheim sind derzeit auch zwei Exemplare mit Blindenschrift und den typischen sechs Punkten ausgestellt. Eine Schreibmaschine – die genauen Informationen stehen übrigens überall dabei – dürfte auf besonderes Interesse stoßen: der wohl einzigartige Nachbau der sogenannten „BLA-BLA-Schreibmaschine“. Ein Berliner Karikaturist hatte sie im Jahr 1977 auf der achten Kunstausstellung in Dresden gezeigt. Die Maschine sollte ein Gag sein, denn sie hatte nur die drei Buchstaben B, L und A. Wie die Überlieferung besagt, soll seinerzeit der damalige DDR-Staatsratsvorsitzende Erich Honecker (SED) im Vorübergehen gesagt haben: „Auf so einer Maschine habe ich das Schreibmaschinenschreiben gelernt.“ Das Original ist in einem ostdeutschen Museum ausgestellt.

Felix Gottwald hat exakt diese Schreibmaschine anhand von Fotos nachgebaut. Der Unterschied: Das Original hat nicht geschrieben, der Nachbau tut dies aber schon. Ursprünglich habe es sich um eine Schreibmaschine vom Typ Adler Modell 7 gehandelt, die zwischen 1899 und 1930 hergestellt worden ist.

Der Experte hat zwar seine Sammlung verkleinert, erwirbt aber immer noch die eine oder andere Schreibmaschine. Er gebe jedoch im Gegenzug auch wieder Apparate ab und verkaufe ab und zu welche. „Ganz lassen kann man es nicht“, gibt er zu. Alte Maschinen könne man auf Flohmärkten oder im Internet ergattern, selbst auf dem Wertstoffhof werde man fündig.

Wenn man bedenkt, dass die Welt heutzutage mittels Smartphones und Tablet-PCs vernetzt ist, wirken die penibel gepflegten Prachtstücke wie Relikte einer vergangenen Epoche. Dabei ist es im Prinzip erst knapp zwei Jahrzehnte her, seitdem die hiesigen Schulen die ersten Computer angeschafft und die elektronischen Schreibmaschinen nach und nach ersetzt haben.