Ingolstadt
Würzige Mischung

Beim DGB-Frauentag war von Politik über Information bis zu Kabarett und Kulinarik alles geboten

12.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:30 Uhr

Foto: Cornelia Hammer

Ingolstadt (DK) Eine gepfefferte Rede, kulinarische Köstlichkeiten, ein deftiges Musikkabarett und noch einiges mehr. Dieses bunte Menü wurde beim Frauentag des DGB Region Oberbayern am Samstag in der Fronte 79 in Ingolstadt aufgetischt.

Ein paar hundert Gäste - zum allergrößten Teil Frauen - besuchten die Veranstaltung unter dem Motto "Wir verändern". Und sie bereuten ihr Kommen nicht, wie einige von ihnen am Ende der Veranstaltung sagten.

Das erste Wort hatte - abgesehen von Moderatorin Karola Frank, stellvertretende Vertrauenskörperleiterin der IG Metall bei Audi - freilich ein Mann, Bürgermeister Sepp Mißlbeck. Er - nach eigener Aussage "geduldeter Gast" in einer "sicher gefühlsbetonten Veranstaltung" - zeichnete in knappen Worten die "große Geschichte" des Tages der Frauen nach, der ihm zufolge erstmals am 19. März 1911 stattfand. Mißlbeck hob das aktuelle Motto "Wir verändern" als sehr passend hervor, denn in all den Jahren habe sich ein erheblicher Wandel in der Arbeitswelt vollzogen.

Dass dieser Wandel nicht immer im Sinne der Frauen gewesen sei, machte dann die Hauptrednerin, Irene Schulz, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, deutlich. Gleichwohl sagte sie: "Wir haben einiges zu feiern." Sie brachte ein Beispiel einer "gesetzlich verankerten Diskriminierung", die erst vor 40 Jahren beseitigt worden sei. Denn bis 1977 mussten Frauen von ihrem Ehemann die Erlaubnis haben, um erwerbstätig sein zu dürfen.

Heute, so Schulz, gebe es zwar keine Diskussion mehr, ob Frauen arbeiten dürften, aber es gehe immer noch um das Wie und vor allem um die Entlohnung. Noch immer verdienten Frauen durchschnittlich 21 Prozent weniger als Männer. Laut dem "Global Gender Gap Report 2016" des Weltwirtschaftsforums - das laut der Referentin "nicht gerade als feministisch angehaucht gilt" - dauere es bei der jetzigen Entwicklung bis zum Jahr 2186, bis Männer und Frauen gleich entlohnt würden. "Aber so lange werden wir nicht warten", rief Schulz den Zuhörerinnen zu. Und wenn das nicht sofort möglich sei, "dann zumindest so schnell wie möglich so viel wie möglich".

Denn für Frauen sei das Leben ja auch nicht um 21 Prozent billiger. Es sei eher umgekehrt, wenn man beispielsweise nur an Haarschnitte denke. In ein paar Tagen, am 18. März, sei der "Equal Pay Day", was heiße, dass Frauen das bisherige Jahr im Vergleich zu Männern "umsonst" gearbeitet hätten. Es sei auch nicht einzusehen, warum viele klassische Frauenberufe "schäbig" bezahlt würden, so die Gewerkschafterin.

Schulz beklagte auch, dass es zwar gut sei, dass es den Anspruch gebe, in Teilzeit gehen zu können, aber dass es extrem schwierig sei, wieder zurück in Vollzeit zu wechseln. Sie forderte deshalb: "Wir brauchen ein Rückkehrrecht", denn es sei ein steiniger Weg aus der Teilzeitfalle. In Richtung Arbeitgeber rief sie: "Arbeitszeit muss plan- und beeinflussbarer sowie familienfreundlicher werden." Nach weiteren Plädoyers für mehr Entgeltgerechtigkeit und der Einhaltung von Frauenquoten in großen Unternehmen - "wir fordern so lange das Gleiche, bis wir es bekommen" - ermunterte Schulz die Anwesenden, weiter zu kämpfen. Denn: "Unser Jahr hat 365 Frauentage."

Am DGB-Frauentag gab es über Schulz' Referat hinaus für die Besucher aber noch viele weitere Informationen an den Ständen von Gewerkschaften, Parteien und verschiedenen Organisationen. Frauen der IG BAU zeigten einen Sketch über "Die moderne Frau" - die angesichts ihrer zahlreichen Aufgaben am Schluss zusammenbricht. Auch die Wellküren schnitten ihren Auftritt stark auf den Frauentag zu und riefen am Samstag ganz nebenbei die "Stugida", die "Stubenmusik gegen die Idiotisierung des Abendlandes", ins Leben.

Damit die Besucher auch gut gestärkt durch den langen Nachmittag kamen, versorgten das Alevitische Kulturzentrum und der Bäuerinnen-Backservice die Gäste mit Leckereien.