Neustadt
"Wünschen uns eine friedliche Zukunft"

Großfamilie aus Syrien sucht dringend eine größere Unterkunft

26.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:30 Uhr

Bisher unerfüllt: der Traum vom Haus für die Großfamilie aus Syrien. Wer kann helfen - Foto: Scholtz

Neustadt (DK) Seit Wochen sucht Jehad Camis für seine Frau und die sechs Kinder ein Haus. Bisher ohne Erfolg. Keiner will die Familie aus Syrien haben. Derzeit leben allesamt auf 50 Quadratmetern in einer Zwei-Zimmer-Wohnung im Neustädter Bahnhof.

Galia, die älteste Tochter, spricht schon sehr gut Deutsch. Sie macht sich regelmäßig kundig: in Anzeigenblättern, den Tageszeitungen, bei Einheimischen, die sie kennt, und bei Mitschülern. „Wir brauchen natürlich ein bisschen Platz“, sagt sie bescheiden. Das Haus, das sie so verzweifelt suchen, könne auch reparaturbedürftig sein, schließlich sind der Papa und die beiden Brüder handwerklich erfahren. Dem Vater, der nach seinem Militärdienst in Damaskus auf dem Bau gearbeitet hat, sind die beiden oft zur Hand gegangen.

Papa Jehad büffelt neben Deutsch gerade für den Lkw-Führerschein. Denn auch Lastwagen hat Jehad während seines Jobs beim Straßen- und Häuserbau in der Heimat gefahren. Ein bis zwei Stunden arbeitet er sich Tag für Tag durch einen Teil der 1200 Fragen. So gut es geht und mit der Hilfe seiner Tochter übersetzt er sie ins Arabische. Denn diese Sprache fehlt in der Auswahl der Prüfungsvorbereitungen für Ausländer, die die deutsche Brummi-Fahrerlaubnis anstreben.

Seit einem guten Jahr lebt die Großfamilie in Neustadt. Mittlerweile \tgilt ihre Aufenthaltserlaubnis für drei Jahre. Die Chancen, dass sie nach Ablauf auf fünf Jahre verlängert wird, stehen gut. Allerdings sollte Jehad bis dahin einen Job haben. Und ein Dach über dem Kopf, unter dem die Familie Platz findet. Für die Miete gibt es von der Agentur für Arbeit einen ordentlichen Zuschuss. Das neue Zuhause muss nicht in Neustadt liegen. Ein Standort in der Region tut’s auch. Wichtig wären gute Verbindungen mit Bus und/oder Bahn und eine Einkaufsmöglichkeit für den täglichen Bedarf, die gut zu Fuß zu erreichen ist. Über eineinhalb Jahre waren die Camis unterwegs, bis sie in Neustadt landeten. Der Vater hatte entschieden, die Heimat zu verlassen, nachdem das Haus ausgebombt und das meiste Hab und Gut vernichtet war. „Ich wollte meine Kinder retten“, sagt Jehad. Galia erinnert sich gerne an daheim: „Das Leben in Damaskus war sehr, sehr schön.“ Doch dann seien der Bombenhagel und die Angst gekommen: „Jetzt ist alles kaputt.“

Der Vater wünscht sich „eine gute und friedliche Zukunft für meine Kinder“. Die vier, die die Schule besuchen, lernen fleißig und können schon ganz ordentlich Deutsch. Galia, die die Sprache am besten spricht, möchte mal in der Apotheke arbeiten, Dalia konzentriert sich ganz auf die Schule, wo ihr die Sprache noch Probleme bereitet. Ihab, der älteste Sohn, strebt eine Ausbildung zum Friseur an und Ahmed will Mechatroniker werden. Siba besucht mit ihren drei Jahren den Kindergarten und Hiba wurde vor drei Monaten in die neue Heimat hineingeboren.

Die Flucht der Camis führte über den Libanon nach Ägypten und Libyen. Dort blieb die Familie für ein paar Monate, bis sie über das Mittelmeer Italien und von dort aus München erreichte. Nach der Geburt der Jüngsten stellte sich heraus, dass die Kleine auf einem Ohr fast taub ist und das Herz schwach arbeitet. Doch die Ärzte haben Hoffnung auf Heilung. „Alles wird gut“, sagt Fadya und wiegt ihr Baby liebevoll im Arm.

Wer ein Haus oder eine große Wohnung zu vermieten hat, oder wer einen Vermieter kennt, der bereit wäre, an eine Flüchtlingsfamilie zu vermieten, kann sich unter der E-Mail-Adresse paula47.47@web.de melden.