Wolnzach
"Wolnzach hat's in sich"

Markt startet Befragung zur Analyse baulicher Entwicklungspotenziale innerorts - Briefe gehen jetzt raus

15.07.2020 | Stand 23.09.2023, 12:55 Uhr
In Wolnzach und in den Ortsteilen steckt viel Entwicklungspotenzial in Form nicht bebauter Grundstücke oder untergenutzter Gebäude. −Foto: WZ-Archiv/Hammerschmid

Wolnzach - Sparsam umgehen mit Grund und Boden, vorhandene Potenziale erkennen und Nutzungsmöglichkeiten suchen, wissen, wohin die Reise gehen soll - Säulen, auf denen der Markt Wolnzach jetzt eine groß angelegte Befragung gründet: Gewerbe- und Industriebetriebe sowie private Immobilien- und Grundeigentümer werden dabei gebeten, entsprechende Angaben zu machen und auch Wünsche zu äußern. Unter der Überschrift "Wolnzach hat's in sich" wolle man sich so auf die Zukunft ausrichten, vorhandene Potenziale erfassen und Nutzungsmöglichkeiten suchen, erklärte Bauamtsleiterin Doris Schneider jetzt im Bauausschuss.

Innenentwicklungspotenziale. Ein hochtrabender Begriff, hinter dem sich tatsächlich etwas verbirgt, was jeder Marktbewohner praktisch täglich vor Augen hat: Baulücken innerorts, nicht genutzte Grundstücke, leer stehende Häuser, ungenutzte und möglicherweise sogar verfallende Nebengebäude. Der Klassiker dabei: nicht mehr genutzte landwirtschaftliche Hofstellen, zum Teil mit viel Grund drum herum mitten im Ort, bewohnt von nicht selten nur mehr einer Person.

Oder die so genannten "Enkelgrundstücke", also Flächen, die zwar da sind, aber weder verkauft noch genutzt werden. Weil es ja sein könnte, dass die Enkel da mal bauen möchten. Stichwort "sparsamer Umgang mit Grund und Boden". Innen verdichten, wo es passt und zugleich machbar und auch gewünscht ist, Lösungen suchen, herausfinden, was gewollt ist und was nicht, miteinander reden und Lösungen finden - das ist Inhalt der Befragung, die der Markt jetzt startet: In den kommenden Tagen werden sowohl Gewerbe- und Industriebetriebe wie auch private Eigentümer von Grundstücken oder Immobilien Post vom Markt Wolnzach bekommen. "Wir sind dabei dringend auf die Unterstützung aller, die solche eine Postkarte bekommen, angewiesen", erklärte Bauamtsleiterin Doris Schneider jetzt auch vor dem Bauausschuss. Dort stellte sie für das Wolnzacher Bauamt vor, was sich hinter den jetzt angelaufenen Analysen verbirgt - und bat die anwesenden Ausschussmitglieder auch gleich sozusagen um Werbung dafür: "Nur, wenn wir eine möglichst große Beteiligung haben, dann können wir für unsere Zukunft auch gesichert planen."

Auf zwei Schienen fußt die Befragung. Gewerbe- und Industriebetriebe werden gebeten, über eventuell geplante Erweiterungs- oder Verlagerungsabsichten oder Standortanforderungen zu informieren; durch die Befragung der Grund- und Immobilieneigentümer in der Marktgemeinde wolle man herausfinden, ob und in welcher Form sie an einer Entwicklung ihrer Gebäude oder Grundstücke überhaupt interessiert sind. "Wir wollen hier ganz aktiv in die Beratung gehen", so Schneider vor dem Bauausschuss. Was möchte der Eigentümer und wann, was nicht, wie lässt sich das alles zusammenführen? Fragen, die man im gemeinsamen Gespräch erörtern wolle, ganz individuell. Deshalb sei diese Umfrage ja auch so wichtig, so die Bauamtsleiterin. Denn nach Schema F könne man nicht verfahren, jeder Einzelfall sei ganz für sich zu betrachten, so wie es die Menschen dahinter eben auch sind.

Auch in Folge der neuen Handlungsanweisung des Landesentwicklungsprogramms (LEP) Bayern vom Januar 2020 sei man als Kommune gefordert, aktiv auf Eigentümer zuzugehen, so Doris Schneider. Wolnzach habe hier schon viele Schritte getan, auch in Zusammenarbeit mit dem laufenden Isek-Prozess und dem Wirtschafts- und Sozialgeographen und Stadtplaner Volker Salm. Zur Erinnerung: Er hat Wolnzach bereits umfassend analysiert und die Ergebnisse öffentlich präsentiert. Demnach gibt es in Wolnzach 240 Menschen, die älter als 65 Jahre sind und ganz alleine ein Haus bewohnen. Rein rechnerisch entspricht laut Salm so eine "Unternutzung" 93 Bauplätzen für Einfamilienhäuser. Seine Analysen gehen Hand in Hand mit der Teilnahme des Marktes am Förderprogramm "Erhebung der Entwicklungspotenziale"; laut Salm hat Wolnzach damit Modellcharakter als eine der ersten bayerischen Kommunen überhaupt, die sich daran beteiligt.

Was will Wolnzach, was kann die Marktgemeinde? Zentrale Fragen, die durch die Befragung aufgearbeitet werden wollen. Erfasst wurde bereits im Vorfeld auch eine Zahl, die belegt, was in der Marktgemeinde alles steckt: Laut Bauamt gibt es in Wolnzach mit Ortsteilen insgesamt 39 Hektar, das entspricht in etwa 54 Fußballfeldern, die grundsätzlich für eine Innenentwicklung in Frage kämen - also Baulücken in bereits erschlossenen Baugebieten, im Flächennutzungsplan dargestellte, aber noch ungenutzte Wohnbauflächen oder eben leer stehende oder untergenutzte Gebäude.

Durch die Befragung - die Anschreiben sollen zum Wochenende beziehungsweise Anfang der kommenden Woche hinausgehen - wolle man den Bestand möglichst lückenlos erfassen. Nach Eingang der Rückantworten - "und da hoffen wir sehr, dass möglichst alle die Befragung zurückschicken", so Schneider - sollen die Ergebnisse erfasst und bilanziert werden. Dann folge eine "vertiefte Prüfung" vor der Frage, was möglich und was gewünscht ist. Denn, ganz wichtig: "Alleine die Tatsache, dass wir jemanden jetzt anschreiben, bedeutet keinen Rechtsanspruch auf eine bauliche Entwicklung." Vielmehr soll das Gespräch gesucht werden, auch die Erfahrung der jüngsten Zeit zeige, dass es heutzutage so manches Instrument der Nutzung gibt, das dem Laien vielleicht gar nicht bekannt ist. Das Bauamt wolle hier unterstützen, beraten und Lösungen suchen - mit Gewerbetreibenden ebenso wie mit privaten Immobilieneigentümern.

"Unser Bauamt ist hier wirklich äußerst aktiv", meinte nach Schneiders Ausführungen Bürgermeister Jens Machold (CSU) und erfuhr zustimmendes Nicken am Sitzungstisch: Alle im Bauausschuss vertretenen Gemeinderäte - namentlich waren das am Dienstag neben Bürgermeister Machold für die Freien Wähler Georg Guld und Anja Koch (als Vertreterin für Simon Zimmermann), für die CSU Steffi Maier, Adi Schapfl und Roman Neuber (als Vertreter für Udo Talke beziehungsweise Kathi Gmelch), Ina Steils für die Grünen (als Vertretung für Birgit Janecek), Fabian Röhrich (FDP), Josef Schäch (GfW), Werner Hammerschmid beziehungsweise Marianne Strobl für die SPD - warten die Ergebnisse gespannt ab.

Wann damit zu rechnen sei, wollte Werner Hammerschmid wissen. Die Auswertung soll im September beginnen, zum Jahresende könne man mit Ergebnissen rechnen. Denkbar sei auch, eventuell Zwischenergebnisse zu präsentieren. Vordergründig ist im Moment laut Doris Schneider jedoch vor allem eines: "Dass möglichst alle mitmachen."

WZ

Karin Trouboukis