Ilmendorf
"Wollen die uns veräppeln"

Hitzige Bürgerversammlung: Ilmendorfer fühlen sich in Sachen Hochwasserschutz hingehalten

23.03.2016 | Stand 02.12.2020, 20:03 Uhr

Massive Überflutungen gab es in Ilmendorf zuletzt 2013 (Foto). Dass es mit dem versprochenen Hochwasserschutz seitdem nicht vorwärts geht, darüber zeigten sich die Ilmendorfer in ihrer Bürgerversammlung sehr erzürnt. - Foto: Archiv GZ

Ilmendorf (GZ) Mit Empörung haben die Ilmendorfer in ihrer Bürgerversammlung auf die Nachricht reagiert, dass sich der Hochwasserschutz für ihren Ortsteil weiter verzögert. Für Diskussionsstoff sorgten aber auch der fehlende Lärmschutz zur B 16 hin und die städtische Gewerbepolitik.

Immer wieder Ilm-Hochwasser sowie Kiesabbau, Bundesstraße und ein riesiges Gewerbegebiet vor der Nase: Kein anderer Ortsteil sieht sich so vielen Störfaktoren ausgesetzt wie Ilmendorf, und deshalb sind die Bürger nirgendwo in der Großgemeinde "politischer" als hier. Und so war auch bei der Bürgerversammlung am Dienstag die Ilmtaferne mit über hundert Interessenten gefüllt.

Für Zündstoff war auch dieses Mal gesorgt. Zum Hauptaufreger wurde dabei ein Schreiben des Wasserwirtschaftsamtes, das Bürgermeister Christian Staudter als Antwort auf eine Anfrage zum Thema Hochwasserschutz verlas. Was denn seit der Vorstellung der Auslaufwehre im Jahr 2013 hier passiert sei, wollte Georg König wissen. Es sei vor wenigen Wochen "eine weitere hydraulische Berechnung in Auftrag gegeben worden", hieß es nun in dem Antwortschreiben, was im Saal für große Empörung sorgte. "Wollen die uns veräppeln? Was haben die in den letzten 20 Jahren geplant" - so einige Reaktionen. "Die Situation ist in der Tat absolut unbefriedigend", zeigt Bürgermeister Christian Staudter Verständnis für den Unmut. Sobald die neue hydraulische Berechnung vorliege, sei sie vom Wasserwirtschaftsamt vorzustellen, und zu dieser Versammlung werde er dann auch gleich den Landtagsabgeordneten Karl Straub beiladen, kündigte der Rathauschef an.

Dass die Ilmendorfer informiert werden, "sobald was im Busch ist", versprach Staudter aber auch noch bei einem anderen Dauerstreitthema, dem Kiesabbau. Seit Jahren wird gemutmaßt, dass die Firma Schielein mit der Ausbeutung auf die andere Ilmseite "springen" wolle - wobei die llmendorfer befürchten, dass sich der Abbau dann auch hier nach und nach bis an ihr Dorf "heranfrisst". Ein konkreter Antrag dafür liege bis dato freilich nicht vor, ließ Staudter wissen.

Gleich in mehrfacher Hinsicht ein Thema war das Gewerbegebiet. Zum einen stellte der Bürgermeister die Pläne der Firma Kaufland vor, den Standort Ilmendorf zur Regionalverwaltung auszubauen. In puncto Arbeitsplätze brauche Geisenfeld mit seiner Vollbeschäftigung diese Erweiterung nicht, meinte ein Versammlungsbesucher und wollte wissen, ob denn die Stadt damit wenigstens einen Vorteil in Sachen Gewerbesteuer habe. "Da haben wir natürlich ein Auge drauf", antwortete Staudter, der zudem städtische Überlegungen bestätigte, das Gewerbegebiet nördlich der Bahnlinie zu erweitern. "Weil wir diesbezüglich ein paar sehr lukrative Anfragen haben." Ilmendorf selbst wäre davon aber "in keiner Weise betroffen", betonte der Bürgermeister, doch viele Versammlungsbesucher blieben skeptisch.

So wurde etwa auch auf die abermalige Zunahme des Schwerlastverkehrs hingewiesen - was dann zwangsläufig zum Thema Lärmschutzwand führte, die nach Meinung vieler Ilmendorfer immer dringlicher wird. "Fest steht, dass die Kosten dafür zu hundert Prozent die Stadt zu tragen hätte", erklärte hierzu der Bürgermeister, der bei den Ilmendorfern jedoch auch ein wenig Hoffnung machte: "Vielleicht sorgen hier ja die Mehreinnahmen bei der Gewerbesteuer durch Neuansiedlungen für einen Grundstock."

Die Entwicklungen beim Gewerbegebiet und auch die deutliche Vergrößerung der Gastronomie in der Birkenheide haben jedoch auch Konsequenzen in Sachen Abwasserbeseitigung. Bislang werden die Abwässer aus diesen Bereichen in die Vohburger Kläranlage eingeleitet, doch stoßen deren Kapazitäten allmählich an ihre Grenzen. Deshalb, so Staudter, lässt die Stadt Geisenfeld derzeit prüfen, ob es zweckmäßig ist, das Ilmendorfer Abwasser zur Geisenfelder Anlage zu pumpen. Der frühere Ilmendorfer Stadtrat Franz Wittmann äußerte sich dazu skeptisch, und zwar, weil es in Ilmendorf noch ein Mischsystem gebe. Und deshalb hätten die neuen Pläne zur Folge, "dass etliche neue Straßen aufgerissen werden müssten". Der Bürgermeister zeigte sich freilich überzeugt, "dass das auch ohne geht".