Kelheim
Wolfgang Kreitczick will Landrat werden

Stadt-Land-Union nominiert 56-jährigen Kelheimer - Schon sein Vater war Chef des Kreises

20.01.2020 | Stand 02.12.2020, 12:10 Uhr
Die Gratulation des SLU-Kreisvorsitzenden Thomas Zachmayer (links) und des Kreistagsfraktionschefs Josef Reiser (rechts) nahm Wolfgang Kreitczick anlässlich seiner Kandidatur zum Landrat entgegen. −Foto: Bruckmeier

Kelheim - Wolfgang Kreitczick tritt für die Stadt-Land-Union (SLU) bei der Wahl zum Landrat am 15. März an. Der 56-jährige Kelheimer wurde am Freitagabend bei der Aufstellungsversammlung seiner Gruppierung bei einer Gegenstimme nominiert.

Er wolle "wieder Schwung in diesen Landkreis bringen", sagte der Bewerber bei seiner Vorstellung und setzte bereits einen groben Rahmen für sein Programm, mit dem er in den Wahlkampf ziehen wird. Neben Kreitczick treten noch der Amtsinhaber Martin Neumeyer (CSU), Stephan Schweiger (SPD) und Heinz Kroiss (FDP) an, um am 15. März das Amtszimmer des Landrates im Kelheimer Donaupark zu erobern.

Die "K-Frage" war in den Reihen der Stadt-Land-Union auf Kreisebene eines der bestgehüteten Geheimnisse dieser Tage. Nachdem die politische Gruppierung Mitte Dezember die Kür des Landratskandidaten noch einmal von der Tagesordnung genommen hatte (wir berichteten), wurde viel über den möglichen Spitzenkandidaten spekuliert. Dabei hatte das Ganze einen banalen Hintergrund. Denn um einen Bewerber für das höchste politische Amt im Landkreis ins Rennen zu schicken, musste erst einmal die Satzung geändert werden, was bei einer eigens einberufenen Mitgliederversammlung Anfang Januar auch geschah.

Keinem der SLU-Granden kam im Vorfeld der Aufstellungsversammlung am Freitagabend in Kelheim ein Name über die Lippen. Doch der Ort der Zusammenkunft ließ darauf schließen, dass der Kandidat wohl aus der Kreisstadt kommen wird. Und diese Vermutung sollte sich am Ende als richtig herausstellen. Josef Reiser, dem SLU-Fraktionssprecher im Kreistag, blieb es vorbehalten, den Kandidaten vorzuschlagen. "Ich kenne Wolfgang Kreitczick seit Jahrzehnten und bin absolut davon überzeugt, dass er genau der richtige Mann für dieses Amt ist", sagte der Mainburger Bürgermeister.

Aber stand die Personalie Mitte Dezember in Biburg tatsächlich schon fest? Tatsache ist, dass Kreitczick auf der Kreistagsliste erst auf Platz zehn erscheint. Das ist eher ungewöhnlich für den Spitzenkandidaten einer Gruppierung, die sich allem Anschein nach für den 15.März einiges vorgenommen hat. Denn das Ziel, das der SLU-Kreisvorsitzende Thomas Zachmayer schon vor vier Wochen ausgab, ist klar umrissen: eine Verbesserung des Ergebnisses von 8,52 Prozent und mehr als die fünf bei der Wahl 2014 errungenen Mandate.

Mit seiner Kandidatur will Kreitczick also in die Fußstapfen seines Vaters Manfred treten, der den Landkreis Kelheim in den Jahren 1986 bis 1992 regierte. Doch der Junior hat einen ganz eigenen Politikansatz, den er als "pragmatisch" einordnete. Im Jahr 1963 in Kelheim geboren und dort aufgewachsen, studierte er nach dem Abitur am Donau-Gymnasium und dem Wehrdienst Maschinenbau an der TU München und Elektrotechnik an der FH Regensburg. Im Jahr 1986 trat er bei der Kreissparkasse Kelheim eine Ausbildung zum Bankkaufmann an, wo er bis heute beschäftigt ist. So leitet er das Ressort Projektmanagement des öffentlich-rechtlichen Geldinstituts mit 35 Mitarbeitern.

Wie schon der Vater suchte auch der Sohn Kreitczick seine politische Heimat bei der CSU. Während Vater Manfred als Chef ins Landratsamt einzog, trat der Filius der Jungen Union bei, deren Ortsvorsitzender und dann von 1995 bis 1997 Kreisvorsitzender war. Zwischen 1996 und 2008 gehörte er dem Kelheimer Stadtrat und dem Kreistag an, ehe sich der Liebhaber sämtlicher Musikrichtungen von der Klassik über die Volksmusik bis zum harten Rock für mehr als ein Jahrzehnt komplett aus der Politik zurückzog.

Nun aber feiert er ein vielbeachtetes Comeback in den Reihen der Stadt-Land-Union, wo er sich nach eigenen Worten sehr wohl fühlt. Alle Verbindungen zur CSU hat er nach eigenem Bekunden gekappt und ist längst aus der Partei ausgetreten. "Damit habe ich aber auf keinen Fall meine Weltanschauung geändert", wollte er vor seinen neuen Parteifreunden betont wissen. Nach wie vor fühle er sich "dem christlichen Weltbild verpflichtet" und sei ein "überzeugter Demokrat und Europäer". Zu seinem Politikverständnis gehöre auch der "Respekt vor den Mitbewerbern", denn "Hass und Hetze haben in der Kommunalpolitik nichts zu suchen".

In groben Zügen skizzierte Kreitczick in seiner Vorstellung bereits sein Programm, mit dem er in den Wahlkampf ziehen will. Ökologie, Ökonomie und Verwaltung stellt er dabei in den Vordergrund. Durch nachhaltiges Handeln die Lebensgrundlagen zu erhalten, nannte er als einen Schwerpunkt, um in der Klimapolitik vor Ort endlich voranzukommen. Für eine zukunftsorientierte Wirtschaftsförderung und damit die Schaffung zukunftsfähiger Arbeitsplätze, auch im ökologischen Bereich, braucht es nach seinem Dafürhalten neue Konzepte. Und im administrativen Bereich will er die seiner Meinung nach durchaus vorhandenen Spielräume in der Verwaltung nutzen und damit Flexibilität zum Wohle der Bürger zeigen.

Die Kommunalpolitik sieht der Fußballfan Kreitczick als Mannschaftsspiel. Alleingänge oder einsame Entscheidungen werde es mit ihm an der Spitze des Landkreises nicht geben, versprach er. Vielmehr versteht er sich im Amt des Landrats frei nach dem Preußenkönig Friedrich dem Großen als "erster Diener des Staates" in der Rolle des Initiators wichtiger Entwicklungen, Koordinators zwischen den Gemeinden und dem Landkreis sowie als Moderator verschiedener Interessen. Bildung, bezahlbarer Wohnraum, stabile Finanzen und ein Ausbau des Tourismus in der Region waren weitere Stichpunkte, die der SLU-Kandidat aus dem Wahlprogramm zitierte.

Ein klares Bekenntnis hörten die SLU-Mitglieder aus dem Mund ihres Spitzenkandidaten auch zu den beiden Krankenhäusern in Mainburg und Kelheim, auch wenn seiner Meinung nach ein Defizit von jährlich sieben Millionen Euro kein Dauerzustand sein dürfe. "Hier und in vielen anderen Bereichen der Kommunalpolitik braucht es wirksame Konzepte anstatt blanken Aktionismus", sagte Kreitczick.