Eichstätt
Wolf hinterlässt immer deutlicher seine Spuren

Rehe gerissen - Dringender Appell von Willi Reinbold zum Schutz der Weidetiere

12.05.2021 | Stand 17.05.2021, 3:33 Uhr |
Der Wolf ist auch im Landkreis Eichstätt sesshaft geworden und hinterlässt immer deutlicher seine Spuren. Jüngst wurden zwei Rehrisse gemeldet. Um das Raubtier von Weidetieren fernzuhalten, appelliert der Eichstätter Wolfsexperte Willi Reinbold an deren Halter, die Förderprogramme des Freistaates für Schutzmaßnahmen in Anspruch zu nehmen. − Foto: Wüstneck/dpa (Symbolbild)

Eichstätt - Dass sich überwiegend im westlichen Landkreis Eichstätt eine Wölfin niedergelassen hat, wird immer deutlicher: Die Fähe wurde inzwischen wiederholt genetisch nachgewiesen, wie der Wolfsbeauftragte des Landesbundes für Vogelschutz, Willi Reinbold, auf Anfrage unserer Zeitung nochmals bestätigte. Praktisch "jeden zweiten Tag" werde eine Wolfslosung gemeldet, nun wurden auch die ersten Rehrisse offiziell dokumentiert. Dies veranlasst Willi Reinbold zu einem dringenden Appell an Weidetierhalter, umgehend Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

"Der Wolf nimmt sich immer das, was er am leichtesten erbeuten kann", erläutert der Fachmann. In einem der jüngeren Fälle handelte es sich um ein hochträchtiges Reh, dessen Überreste samt voll ausgebildetem Kitz am 5. April auf einem freien Feld bei Gut Wittenfeld bei Adelschlag gefunden wurden. Eine mittlerweile beim Landesamt für Umwelt (LfU) vorgenommene Genanalyse habe ergeben, dass es sich bei dem Angreifer um einen Wolf gehandelt habe, so Reinbold. Genauere Untersuchungen stehen allerdings noch aus. Ein weiterer Riss einer Ricke und ihres Jungen wurde am 17. April bei Biesenhard protokolliert. Für diese Zeit ganz und gar typisch, meint Willi Reinbold. Trächtige Rehe oder Mütter mit ihren frisch geborenen Kitzen bewegten sich sehr langsam und seien somit leichte Beute für den Wolf.

Glücklicherweise sei noch kein Riss eines Weidetiers im Landkreis registriert worden, zeigt sich Reinbold - noch - erleichtert. Die Gefahr eines Übergriffs sei aber zweifellos real. Daher rät er Weidetierhaltern dringend dazu, die Förderungen des Freistaats für wolfsabweisende Zäune in Anspruch zu nehmen und entsprechende Anträge beim Landwirtschaftsamt zu stellen. Leider klappe das momentan noch nicht so reibungslos, wie es sollte, weil es offenbar in den Ämtern an Kapazitäten und auch an der Kommunikation nach außen fehle. Alarmiert ist Reinbold auch angesichts des Vorstoßes der Regierungskoalition von CSU und FW, den Schutzstatus des Wolfes zu überprüfen (wir berichteten): Dadurch würden nur unnötig Ängste vorm "bösen Wolf" geschürt.

Wie Weidetierhalter ihre Herden am besten schützen können und welche Stellen auf Fördermöglichkeiten aufmerksam machen müssen, darum entspann sich auch in der jüngsten Sitzung des Natur- und Umweltausschusses des Kreistags eine Diskussion. Willi Reinbold (ÖDP) bekräftigte auch hier, viele Weidetierhalter seien nicht darüber informiert, dass sie bis zu 100 Prozent Förderung für Schutzmaßnahmen wie Wolfszäune erhalten, und regte an, das Thema über die Bürgermeisterdienstbesprechung des Landkreises bekannter zu machen. Die Halter müssten dafür selbst aktiv werden und Anträge stellen. Tanja Schorer-Dremel (CSU) nahm ihre Parteikollegin, Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, in Schutz und merkte an, das Ministerium sei in dieser Sache bereits aktiv. Der Landschaftspflegeverband im Landkreis Eichstätt berate Weidetierhalter zu diesem Thema. Johannes Scharl (CSU) sagte, die Gemeinde Titting sollte in den Förderbezirk mit aufgenommen werden, da sich der Wolf durch den Wald vermutlich auch dorthin bewegen werde.

Der sogenannte große Beutegreifer scheint inzwischen aber auch den Süden des Landkreises zu erkunden: Anfang Mai gab es zwei Wolfssichtungen im Waldgebiet Gabelholz zwischen Buxheim und Gaimersheim, ergänzte Willi Reinbold gegenüber unserer Zeitung.

kno/kpo

Zu den Kommentaren