Ingolstadt
Wohnzimmeratmosphäre ade?

Einige Stammkunden der Sauna im Sportbad fühlen sich vergrault - Leitung pocht auf Regeln

01.02.2019 | Stand 23.09.2023, 5:51 Uhr
Passt alles? Diesen Damen scheint das Verzehrangebot im Gastrobereich der Sportbad-Sauna nicht zuwider zu sein. Andere Nutzer, bisherige Stammkunden, fühlten sich zuletzt aber zunehmend reglementiert und unerwünscht. Die Bäderleitung betont, dass man im neuen Bad einfach auch neue Nutzungsregeln einführen und liebgewonnene Gewohheiten mancher Kunden abstellen musste. −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Wie viel Reglementierung verlangt oder verträgt ein Freizeitbetrieb? Um diese Frage ist im Sportbad an der Jahnstraße offenbar ein Streit zwischen vormals eifrigen Nutzern und der Geschäftsführung entbrannt. Es geht nicht ums Schwimmen, sondern um die integrierte Sauna und die zugehörige Cafeteria. Einige Gäste fühlen sich durch ihrer Meinung nach übertrieben restriktive Anordnungen vergrault.

In einem als Leserbrief gedachten Schreiben, das die DK-Redaktion jetzt erreichte, wird gegen die Leitung des Bades schweres Geschütz aufgefahren. Gleich elf Unterzeichner, offenbar ein Freundeskreis, lamentieren gegen angeblich schlechte Bedienung und ruppige Behandlung am "Servicepoint" des Saunabereichs, gegen angeblich wenig ansprechende Verzehrangebote, Untersagung von Eigenversorgung der Saunagäste und bei Zuwiderhandlungen angedrohte Hausverbote. "Unfreundlichkeit seitens der Leitung, Gängelei und Kontrollwahn" werden beklagt. Fazit der Beschwerdeführer: "Leider hat sich das Betriebsklima derart verschlechtert, dass mehr als 90 Prozent der Stammgäste fernbleiben, was aber niemanden zu stören scheint."

Es geht offenbar um liebgewonnene Gewohnheiten fest gefügter Nutzergruppen, die sich über die Jahre im alten Hallenbad Mitte entwickelt haben, die nun im neuen Sportbad aber nicht mehr erwünscht sind. Beispiel aus dem angeführten Schreiben: "Sollte man es . . . wagen, mitgebrachtes Essen (auch Obst) auszupacken und zu verzehren, wird sofort ein Hausverbot angedroht, übrigens auch beim Verrücken der Plastikstühle! So etwas gibt es in keinem anderen Bad." Und: "Gespräche mit der Leitung brachten nichts." Vielmehr habe der Bäderchef sogar bei einem Kunden mehrmals daheim angerufen, "um diesen zu maßregeln und dann zu sagen: ,Dann bleibt's halt weg.'"

Der Bäderchef, das ist Peter Regensburger, der bei der Freizeitanlagen GmbH der Stadtwerke für den gesamten Bäderbetrieb zuständig ist. Er hat das Problem auf DK-Anfrage hin überhaupt nicht beschönigt, aber doch eine Reihe von Gründen genannt, warum im neuen Bad an der Jahnstraße inzwischen strengere Regeln gelten als zuvor im alten Hallenbad.

Regensburger erläutert, dass man in der Tat früher manches Verhalten von Stammgästen toleriert habe, inzwischen aber im Sinne einer einheitlichen Hausordnung für alle Nutzer nicht mehr jede Gewohnheit bestimmter Zirkel unter den Saunagästen durchgehen lassen könne. Leider, so Regensburger, hätten manche Gruppen sich im früheren Bad letztlich eine "Wohnzimmeratmosphäre" geschaffen und ihre eigenen Regeln aufgestellt.

Seinerzeit war noch ein Pauschalpreis zu zahlen gewesen, der Leute mit viel Zeit, so Regensburger, dazu verführt habe, sich ganztägig im Saunabereich aufzuhalten und dort praktisch nach Gutdünken ihren Tagesablauf zu regeln. Das habe auch zur Eigenversorgung mit Lebensmitteln und zu einem mitunter recht üppigen Alkoholkonsum geführt. Regensburger: "Da haben Leute schon mal bis zu acht Halbe getrunken und abends dann noch den Pizzawagen bestellt."

Der Bäderchef betont, dass auch diese Kunden im Grunde lieb und nett sind, dass ihr Nutzungsverhalten aber womöglich andere Gäste abgeschreckt habe. Regensburger: "Wenn Sie das stets tolerieren, pflegen Sie zwar Ihre Stammkundschaft, aber Sie gewinnen keine neuen Gäste hinzu." Und genau an diesem Punkt habe man im neuen Sportbad ein Zeichen setzen wollen und müssen. Hier habe nicht die Chance verspielt werden dürfen, eine für breite Nutzerschichten annehmbare Atmosphäre zu schaffen - auch wenn bestimmte Zirkel nun ihre Gewohnheiten umstellen müssten. Das fange mit dem Zuzahlen nach dreistündiger Nutzung an, gehe mit einer Begrenzung des Bierkonsums auf maximal drei Halbe pro Gast weiter und ende beim Verbot für mitgebrachte Speisen. Die Androhung eines Hausverbots, so Regensburger, sei aber nur ein letztes Mittel, wenn mehrfache vorausgegangene Diskussionen nicht fruchteten.

Der Bäderchef kennt einige Verfasser des an den DK gerichteten Protestbriefes persönlich, ist mit dem Wortführer sogar per Du. Er weiß um lange Gespräche, die aber letztlich nicht zu einem gemeinsamen Nenner geführt hätten. Irgendwann müsse man als Verantwortlicher dann auch mal ganz konsequent sein und auf Positionen, schlussendlich auch auf dem Hausrecht, beharren.

Peter Regensburger schätzt, dass der Kreis der nun verschnupften früheren Stammgäste etwa 30 Personen umfasst - bei zuletzt rund 1500 Saunanutzungen im Monat sicher nicht die Masse der Kundschaft. Thomas Hehl, Geschäftsführer der Freizeitanlagen GmbH, weiß ebenfalls um die Vorgänge, spricht seinem Hallenbad-Team aber das volle Vertrauen aus und unterstützt die Durchsetzung der Hausordnung. Man sei mit der Entwicklung der Saunanutzung im Sportbad "sehr zufrieden", so seine Auskunft gegenüber dem DK.

Bernd Heimerl