Hilpoltstein
Wohnmobilparadies an der Heuberger Lände

SOMMER IM SEENLAND, TEIL 5: Der Stellplatz am Main-Donau-Kanal bei Hilpoltstein ist wegen seiner Ruhe und Wassernähe beliebt

31.08.2012 | Stand 03.12.2020, 1:07 Uhr

Nah am Wasser gebaut: Unmittelbar am Ufer des Main-Donau-Kanals liegt der Wohnmobilparkplatz. Er bietet den Touristen eine idyllische Aussicht auf Heuberg, die Eckersmühlener Schleuse, gemächlich vorbeifahrende Schiffe und sorgt für eine ruhige Urlaubszeit - Fotos: Holland

Hilpoltstein (HK) Der Wohnmobilstellplatz am Main-Donau-Kanal bei Hilpoltstein gilt unter Campingfreunden als Geheimtipp. Obwohl die Heuberger Kanallände mittlerweile schon in Reiseführern angepriesen wird, entdecken sie die meisten immer noch per Zufall – und kommen dann Jahr für Jahr wieder.

Kaum eine Wolke ist am Himmel zu sehen und eine leichte Brise weht durch die Bäume am Ufer. Herrlich angenehm scheint die Augustsonne auf den Wohnmobilstellplatz am Main-Donau-Kanal zwischen Hilpoltstein und Heuberg. Vereinzelt rollen Fahr-radfahrer entweder direkt an den Wohnmobilen oder auf der gegenüberliegenden Seite des Wassers vorbei. Ruhig und fast menschenleer ist es an der Lände. Dort, wo vor wenigen Wochen noch tausende Triathleten den Kanal in ein brodelndes Becken verwandelt hatten, angefeuert von zahllosen jubelnden Zuschauern, zieht an diesem Vormittag nur leise und langsam ein Schiff vorbei in Richtung Schleuse.

Es ist genau diese Ruhe, die Wohnmobilcamper wie das Rentnerehepaar Schneider an der Heuberger Kanallände so lieben. „Es ist einfach schön hier“, sagt Anne Schneider, die an diesem Vormittag mit ihrem Mann Uwe und einem befreundeten Ehepaar in den Liegestühlen um einen kleinen Campingtisch sitzt und Kaffee trinkt. Besonders gut gefalle ihr, dass man hier direkt am Wasser sei. „Das hat man sonst nirgends“, stimmt ihr Mann zu. Außerdem sei die Infrastruktur mit einem nahe gelegenen Supermarkt und vielen Biergärten in der Hilpoltsteiner Stadtmitte gut ausgebaut.

Für diese Idylle nehmen die Schneiders sogar einen recht weiten Weg auf sich. Etwas mehr als 300 Kilometer fahren sie mit ihrem Wohnmobil vom hessischen Idstein nach Hilpoltstein, um hier eine Woche Urlaub zu machen – und das schon seit 15 Jahren. Wie sie den Stellplatz einst entdeckten, daran können sich Anne und Uwe Schneider noch gut erinnern: „Wir waren damals auf den Weg in Richtung Süden und es wurde schon dunkel, da haben wir die Autobahnausfahrt genommen.“ War die erste Übernachtung auf dem Stellplatz am Kanal also unplanmäßig, hat sich das seitdem grundlegend geändert: „Jetzt ist das ein Ziel für uns – keine Durchreise.“

Auch beim Ehepaar Miller aus Augsburg war vor allem der Zufall im Spiel. Nichtsahnend fuh-ren sie vor einigen Jahren über die Heuberger Kanalbrücke und entdeckten von oben die geparkten Wohnmobile. Seitdem kommen sie drei- bis viermal im Jahr an die Lände, aber immer nur für zwei Tage. „Weil der Strom nicht länger reicht.“ Trotz des fehlenden Stromanschlusses ist ihnen der Platz am Kanal lieber als der am Rothsee, wo es Strom geben würde. „Da stehen alle so dicht. Hier ist genügend Platz.“

Nur einmal muss-ten die Millers auf den Campingplatz am See ausweichen. Nämlich als der Musiker Hubert von Goisern 2008 mit seinem Schiff direkt am Ufer angelegt und ein Konzert gegeben hat. „Da war uns der Trubel dann zu groß“, erinnern sich die beiden Rentner, die an den Wochenenden und in der Hauptferienzeit lieber zu Hause bleiben. „Wir haben dafür ja unter der Woche Zeit“, sagen sie schmunzelnd.

Ein weiterer Stammgast am Kanal ist Franz Edbauer aus München. Er fährt mit seiner Frau ebenfalls zwei- bis dreimal im Jahr nach Hilpoltstein. Vom Wunsch seiner Nachbarn nach einem Stromanschluss will er aber nichts wissen. „Wenn es hier Strom gibt, bekommt man nie mehr einen Platz“, befürchtet er. Außerdem hätten die meisten Wohnmobile sowieso schon Solarzellen an Bord. Allerdings findet er die sechs Euro Parkgebühr etwas überteuert. „Für den Preis könnten sie zumindest Entsorgungsmöglichkeiten aufstellen.“ Aufmerksam auf den Platz wurde Edbauer damals durch Mundpropaganda, auch wenn der Stellplatz mittlerweile sogar im „Bord Atlas“ von Reisemobil International, der Stammlektü-re für Wohnmobilurlauber, stehe, wie er sogleich beweist.

An die Zeiten, als das Wohnmobilparadies an der Kanallände noch kostenlos war, können sich Gabi und Manfred Griener noch gut erinnern. Aber auch von den sechs Euro lassen sie sich nicht abschrecken. „Es ist einer der schönsten Plätze in der Umgebung“, sagen sie. Deshalb nahmen sie heuer sogar mehrere hundert Kilometer Umweg auf sich. Eigentlich waren die beiden Rentner schon auf der Heimreise von Frankreich, wo sie drei Wochen lang Urlaub machten, in ihre Heimatstadt Kraiburg am Inn. Kurzfristig hätten sie sich aber entschlossen, eine Nacht am Main-Donau-Kanal zu verbringen. Vor allem für ihre drei Hunde sei der Platz ideal. An den meisten Plätzen dürften nämlich Hunde nicht ins Wasser. „In den Kanal können sie halt schnell reinspringen“, sagt Gabi. Aber nicht nur den Hunden gefällt es gut. „Man sieht halt immer was und es ist noch nicht so reglementiert“, sagt Manfred Griener. Für die Zukunft hat er deshalb nur eine Bitte an die Verantwortlichen des Platzes: „Am besten nichts verändern, sonst ist es nicht mehr so schön.“