"Wohnheim, Du bist schön"

24.09.2006 | Stand 03.12.2020, 7:31 Uhr

Ingolstadt (DK) Ausnahmslos alle sind sie gekommen zum Jubiläum "Zehn Jahre Dr.-Wilhelm-Reissmüller -Wohnstätte" : die Ehrengäste, die Verwandten der Bewohner – und natürlich die Bewohner selbst. Zum Weißwurstfrühstück gibt es 450 Brezen und 300 Paar Weißwürste. Und das ist erst der Anfang, denn ein Tag der offenen Tür am Buxheimer Weg schließt sich an – mit Spielen, Führungen und einer Bauchrednerschau.

Den morgendlichen Festakt gestaltet das Auwaldsee-Quartett. Singt ein Lied auf den Wohnstättenleiter Walter Hahn, auf seine rechte Hand, die unverzichtbare Pauline Müller – und zur Melodie von "Sierra Madre" ein dankbares "Wohnheim, Du bist schön".

Wie gut und wichtig die Einrichtung mit ihren 88 Plätzen ist, das betonen die Festredner ein ums andere Mal. Walter Hahn spricht von einem "Markt der Möglichkeiten", den die Lebenshilfe den behinderten Menschen biete. Oberbürgermeister Alfred Lehmann, zugleich Vorsitzender der Lebenshilfe, lobt den Mut, ein so großes Haus zu errichten, schließlich seien nach der Fertigstellung erst nur 32 Menschen eingezogen. Vorbildlich würden die Bewohner hier betreut.

Das Wohnheim trägt den Namen des einstigen DK-Herausgebers Wilhelm Reissmüller; möglich wurde der Bau durch die jährliche DK-Aktion "Vorweihnacht der guten Herzen" – also durch das Engagement der Zeitungsleserinnen und –leser. Und auch Audi hebt Lehmann besonders hervor: Von dort kämen Aufträge für die Werkstätten, es gebe aktive Mitarbeiter im Vorstand wie Dirk Naumann vom Betriebsrat, wichtig seien natürlich auch die Spenden der Belegschaft. Wenn man einer Einrichtung wie der Lebenshilfe innerlich so verbunden sei, sagt Lehmann, dann entstünde auch in der Gesellschaft eine besondere Haltung zu den behinderten Menschen.

Dazu komme an der Permoserstraße die erste Lern- und Ausbildungsstätte einer Lebenshilfe in Deutschland , die den Menschen persönliches Wachstum ermögliche. Das Leben in der Lebenshilfe ist laut Lehmann somit mehr als Wohnen und Arbeiten: "Wenn jemand in dieser Situation ist, kann er oder sie froh sein, dass es die Lebenshilfe in der Region gibt. Das hier ist einmalig in Deutschland."

Die Lebenshilfe unterstützt Eltern behinderter Kinder und kümmert sich natürlich auch weiterhin um sie, wenn die Elter nicht mehr leben. "Trotzdem ist das ist alles nicht so einfach", sagt beim Frühschoppen die 75-jährige Hilde Carl aus Beilngries zum DK. Ihr Sohn Rainer (42) lebt seit fünf Jahren in der Wohnstätte. Nur selten gehe es ihr noch so gut, dass sie die 40 Kilometer mit dem Auto fahren könne. Was bleibe, sei das schlechte Gewissen. "Daheim gefällt es ihm halt doch besser."