Schrobenhausen
Wohin mit den Solarparks?

Schrobenhausener Stadtrat diskutiert über Anträge für 263 Hektar Freiflächenphotovoltaikanlagen

19.05.2021 | Stand 23.09.2023, 18:42 Uhr
Bei Brunnen steht der Solarpark längst, in Schrobenhausen ist man noch nicht so sicher, wie und wo und wohin genau. −Foto: Ammer

Schrobenhausen - Sie wissen, dass sie nichts wissen.

Oder noch nicht wissen, wie es denn eigentlich werden soll. Aber sicher ist, dass keiner gegen Freiflächenphotovoltaik ist - nur nicht zu nah dran, auch nicht nur rund um Sandizell und Hörzhausen und nicht zu groß, aber auch nicht zu klein. Weil wo soll sonst der Strom herkommen?

Der Stadtrat hat in seiner Sitzung am Dienstagabend über Solarparks gesprochen. Solarparks auf Schrobenhausener Gebiet. Und das mit mäßigem Erfolg, denn noch ist nicht so ganz klar, wo man da eigentlich hin will. Nur eines ist sicher: Man könnte viele, viele Fußballfelder voll Freiflächenphotovoltaikanlagen bauen, denn es sind Anträge für rund 263 Hektar da. Zusätzlich zu den bereits auf den Weg gebrachten 15 Hektar.

Um ein bisschen Licht in den Solarparkdschungel zu bringen, hat das Stadtbauamt alle Anträge geprüft und nach einem Ampelsystem sortiert. 80 Hektar der beantragten Flächen haben demnach grünes Licht bekommen, sie wären mit den Leitlinien, die sich der Stadtrat vor ein paar Monaten gegeben hat, vereinbar, außerdem sind bei diesen Flächen keine anderen öffentlich-rechtlichen Einschränkungen erkennbar, wie Stadtbaumeister Axel Westermair erläuterte. 122 Hektar sind in der orangefarbenen Kategorie gelandet, zumindest über sie müsste nochmals im Detail gesprochen werden. Von der Handlungsanleitung, wie man weiter vorgehen soll, die sich das Bauamt gewünscht hätte, ist man im Stadtrat allerdings noch ein Stück entfernt. Von einem übergeordneten Planungsinstrument, wie es jetzt zumindest in Teilen mit dem digitalen Energienutzungsplan (siehe eigener Text) verfolgt wird, ist man hier noch entfernt. Das Problem: Die Investoren machen Druck, die Stadt reagiere nur und agiere nicht.

Der Beschlussvorschlag der Grünen, doch die grün eingestuften Flächen schon einmal zu beschließen und damit ins Bebauungsplanverfahren zu gehen, wurde mit 14 Gegenstimmen abgelehnt.

Einer der Wortführer war Karlheinz Stephan (CSU), der dafür plädierte, das neue bayerische Klimagesetz abzuwarten, bevor man eine Entscheidung treffe und diese dann mit in die Klausur zu nehmen. Eventuell müsste man dann auch bei den Klimazielen der Stadt noch einmal an den Stellschrauben drehen und sich die Frage stellen: Wie viel Photovoltaik oder Windkraft brauchen wir, um diese zu erfüllen?

Aus Rudi Koppolds (FW) Sicht sollte man vorrangig auf Dachflächen schauen. "Wir brauchen die Ackerflächen für die Ernährung. " Zudem sollte man aus seiner Sicht festlegen, wie weit die PV-Anlagen von der Bebauung entfernt sein sollten. 500 Meter? "Wir wollen uns entwickeln", so Koppold. "Ortsnah, das kann nicht der richtige Weg sein", betonte auch Franz Mühlpointner (BVS). Noch dazu, wenn es sich um bestes Ackerland handle. Rund um Sandizell lägen für 83 Hektar Anträge vor - "da verspiegelt sich alles". Ähnliche Sorgen bereitet das Thema Inge Eberle (CSU) in Hörzhausen. Sie sei für Photovoltaik, aber sie müsse in die Landschaft passen. Sprich: "Keine Riesenflächen in Ortsnähe. Wir haben Landwirte, die Böden brauchen. " Einen Schnellschuss halte sie für falsch.

"Wir müssen klimaneutral werden", wies Bürgermeister Harald Reisner (FW) den Stadtrat auf die Notwendigkeit erneuerbarer Energien hin. Dennoch werde man natürlich versuchen, die Solarparks ausgewogen zu verteilen und "nicht zwei Ortsteile zur Energiezentrale von Schrobenhausen machen". Zum Thema Landwirtschaft sagte die Klimaschutzreferentin Maxi Schwarzbauer (Grüne), dass man auch eine Doppelnutzung begrüßen würde. Solar und Kartoffeln auf einem Feld gewissermaßen, da sei schon viel machbar. "So lässt sich der Flächenkonflikt entschärfen. "

Die Stadt werde bald ein großes Problem bekommen, wenn sie in dem Tempo weitermache, so Stefan Eikam (SPD). Jede Art der Energieerzeugung zu verteufeln und auf den Strom aus der Steckdose zu vertrauen, sei eine Milchmädchenrechnung. Das wollten sich die anderen dann aber auch nicht sagen lassen. Schließlich will man Photovoltaik. Wie und wo? Das soll die Klausurtagung lösen.

DK

Isabel Ammer